(31) 30.03.1942 - a month later

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Sicht – Balthasar Lestrange

In letzter Zeit ist viel zu viel passiert um die Geschehnisse nun mehr als Beiseite zu schieben oder gar in Vergessen geraten zu lassen. Ich glaubte auch nicht daran, dass mir der Schmerz je wieder jemand nehmen konnte außer diese Person; wegen, die ich mit stummen Tränen einschlief – Nacht für Nacht. Es war kein leichter Schmerz den ich empfand. Es war ein schleichender Schmerz, der einen immer mehr zerdrückte. Bei jedem Gedanken an diese Person wurde mir bewusst, dass es niemals mehr sein konnte wie zuvor. Ich ahnte, dass ich sie für immer verloren hatte. Wenn sie doch all die Zeit in Koma lag und von Erzählungen her noch immer nicht aufgewacht war; obwohl Tom sich persönlich darum kümmern wollte. Konnte ich dann immer noch an eine Rückkehr denken?

Zerrissen von dem Kummer der letzten Monate, zerfressen von der verlorenen Liebe und gedemütigt von dem Schmerz den mein Herz verursachte, schritt ich mit einem erhobenen Hauptes auf das Stadion zu. Es war der Tag an dem die Rückrunde begann und am Ende dieser zwei Spiele wurde uns Bescheid gegeben, wer nun in der Auswahl der 'British Sail League' stand. Es wurden nur einzelne Jugendliche herausgenommen, die im Altern zwischen vierzehn und sechszehn waren. Es war mein Traum seit ich damit begonnen hatte zu Fliegen; einmal in dieser Liga zu spielen. Vielleicht würde das mein Traum bleiben, aber definitiv versuchte ich alles für dieses Erreichen eine Rolle in diesem Mannschaftssport zu spielen.

Die Juroren sahen es schließlich gerne, wenn man sich mit den Kollegen untereinander verstand und nicht auf hinterlistige Tricks zurückgreifen brauchte. Ehrliche Siege fanden die vier Unparteiischen viel ruhmreicher wie ein unfairer Sieg. Sie verglichen es mit der schulischen Leistung: schreibt man gute Noten mit Spickzettel war das eine unfaire Verbesserung für denjenigen, der mit Fleiß in die Schulaufgabe ging. Ich hatte dieses Prinzip verstanden und doch wurde mir heiß und bange, wenn ich daran dachte, dass ich es nie weiter schaffte, als in der Schul-Mannschaft zu spielen.

Es ging hier zwar um Ruhm, Anerkennung und Glanz. Aber was brachte mir das ein, wenn die Person, die mich dazu bewegt hatte nicht mehr an meiner Seite sein konnte. In all den Jahren hatte ich viel von ihrer Kunst gelernt, nicht nur von ihrer magischen Begierde sondern auch ihre Balance und Taktik in diesem Sport. Es war erstaunlich, was sie alles konnte und wie wenig sie nicht mochte. Keine Gefahr war ihr gefährlich genug. Kein Flug war rasanter und leidenschaftlicher denn je. Kein Fall war ihr lebensbedrohlicher wie in der Januarnacht. Sie verlor ihre Seele in jener Nacht, bevor sie immer wieder beschützt wurde. Von wem? Das wusste ich nicht, aber es war sonderbar, dass es niemanden gab, den er das aus dem Haus der Schlangen zugemutet hätte!

Bei diesem Gedanken erinnerte ich mich, wie expressiv ich vor wenigen Wochen auf Tom reagierte. Als er von seinem Heimatdorf zurückkehrte und ein erstaunlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. In jener Nacht hatte mir Avery erzählt, was Tom mit dem Bruder von Hazelle gemacht hatte. Ich wusste nicht mehr genau, was mich dazu verleiten ließ ihn eine zu scheuern. Ich wusste nicht und doch tat es mir Leid, denn schließlich war es Tom. Mein langjähriger Begleiter in der Schule. Mein engster Eingeweihter und vor allem mein Herr. Seinem Blick wich ich damals aus, weil ich glaubte, dass er mir diesen Unfug nicht verzeihen konnte.

Allerdings konnte ich Sekunden später zwei Arme auf meine Schultern spüren. Seine Augen, die mich freundschaftlich ansahen. Ich schluckte damals sehr hart als mir bewusst wurde, was ich getan hatte. Jedoch hatte er mir gesagt, dass er mir dies verzeihen könnte, da es für mich alleine eine unsagbar schwere Zeit war. Er würde mich verstehen. Er würde dennoch auch kein zweites Mal verzeihen.

In diesem Moment kam mir alles eher hektischer vor. Jeder meiner Mannschaftskollegen kam an mir vorbei in die Umkleide. Stumm und gelassen schälten sie sich aus ihrer Schuluniform und zwängten sich hinein in die Ausrüstung der Mannschaft. Nach dieser Prozedere verließen sie einzeln den Raum. Unsicher setzte ich mich auf die Umkleidebank und stierte vor mich hin.

Ich ging die Startposition noch einmal durch und hoffte innerlich, dass niemand größeren Schaden davon tragen würde. Das hieß nicht, dass wir unsere Gegner in den Grund und Boden spielen werden. Zwischen den Gedanken hin und her gerissen, konzentrierte ich mich nun auf das Wesentliche. Ich stand auf und stellte mich zu meiner Mannschaft in einem Turm. Lächelnd betrachtete ich mir diesen Haufen und blickte sie alle selbstsicher an. Ich konnte stolz sein ihr Kapitän zu sein. Ich trug mit Selbstsicherheit diese Binde.

„Die Startsieben werden sein: Rockwood als Hüter. Malfoy als Sucher. Black, Bulstrode und Dolohov als Jäger. Rosier und ich übernehmen als Treiber die Mitverteidigung des Tores. Ich schätze wir haben heute ein leichtes Spiel. Die Gryffindors werden in einer Neuorientierung sein und werden mit größter Wahrscheinlichkeit nichts zustande bringen. Wir haben in dieser Rückrunde – auch wenn ich es bedaure – ein leichtes Spiel gegen Gryffindor haben."

Die Mannschaft lauschten meine Worte, die zum Schluss etwas gefühlvoll heraus gebrochen waren. Ich setzte mich auf meinen Besen und wandte mich somit von meinen Kollegen ab.

„Wir werden die Löwen zurück in ihre Käfige bezwingen. Dieses Mal werden wir gewinnen." rief nun Dolohov direkt hinter mir zu seinen Mitspielern.
„Jawohl!" kam es einheitlich hinter meinen Rücken hervor.

Lächelnd flogen wir gemeinsam nach einem ohrenbetäubenden Lärm hinaus. Das grüne Haus bejubelte uns und rief immer wieder Kampfgebrülle in unsere Richtung. Nach einer Runde blieb jeder auf seiner Position stehen. Rockwood befand sich am mittleren Ring. Rosier fand seinen Platz am rechten und ich am linken Tor. Die drei Jäger Black, Bulstrode und Dolohov schwebten einige Armlängen vor uns in zwanzig Meter Höhe. Malfoy schwebte über Bulstrode, damit er alles gut im Blick hätte.

Schlagartig wurde aus dem Jubeln unseres Hauses ein donnerndes Auspfeiforchester. Ich sah auf den roten Turm aus denen gerade die Gryffindores auf den Besen hereingeflogen kamen. Erschütternd stellte ich fest, dass eine Person fehlte. Wir waren zu siebt und die zu sechst.

„Wo ist eure siebte Person, Mister Weasley?" wollte Madame Holey wissen.
„Sie hat verschlafen." scherzte dieser ehrlich.

Mit kritischem Blick wandte ich mich zu Rockwood. Immerhin kam seinerseits nur ein achtsames Schulterzucken.

„Verschlafen?" äußerte sich Madame Holey borstig.
„Wer ist die verantwortungsunbewusste Person?" verlangte die rothaarige Schiedsrichterin mit ihrer tiefen Stimme zu wissen.

Nun kam von Mister Weasley ein beabsichtigten Schulterzucker und lächelte freudig auf. Sichtlich hatte er einen Schatten im Flugturm gesehen – denn ich hatte diesen auch bemerkt. Bevor ich mir jedoch eine Antwort einfiel, wurde mir meine Frage schon beantwortet und ich glaubte nicht, was ich auf einen silbernen Besen sah.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt