(76) 18.11.1004 - Sanguinum vitam

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Wütend packte er meine Handgelenke und drückte mich an die nächstliegende Wand. Mit aufgerissenen Augen sah ich in seine Dunkelbraunen und konnte Eifersucht in ihnen erkennen. War er etwa auf Professor Coléur eifersüchtig, weil er sich Zeit für mich nahm um den persönlichen Schutzzauber zu erarbeiten? Warum funktioniert dieser nicht? Wenn ich alleine war oder ... warte, konnte das sein? Mein Patronus musste in jenem Augenblick glattgehen, wenn meine Vermutung sich bewahrheiten sollte.

Gerade als Salazar seinen Zauberstab an meine Kehle hielt, zwang ich mich zur Konzentration. Immer wieder sagte ich den Spruch auf:

‚Expecto Patronum.'

Ich hoffte nur, dass Salazar sich nicht in meinen Kopf hineinschleichen würde. Wieder spürte ich seine flinken Finger über meine bloße Haut und ich fing unwillkürlich das Zittern an. Um sein hinterhältiges Lächeln nicht zu sehen, schloss ich meine Augen und spürte gleich darauf eine anstrengende Übelkeit in meiner Magengrube. Was geschah nur mit mir? Als ich meine Augen aufriss, erkannte ich sofort, dass wir nicht mehr in seinem Büro waren. Wo waren wir? Ich hatte keine Zeit mich weiter zu erkunden, ehe ich von Slytherin weiter gezerrt wurde.

‚Expecto Patronum.'

Ich bekam nur noch mit wie Salazar zischte, ehe eine rundliche Tür mit Schlangenverzierungen aufschoss. Waren wir noch im Schloss oder irgendwo anders? Wenn wir noch im Schloss waren, glaubte ich kaum, dass diese Räumlichkeit mit dem Wissen von den anderen drei Hauslehrern existierte. Wenn jedoch mein Großvater davon wusste, dann hatte er etwas Entscheidendes vergessen zu erklären. Es war eindeutig aus der Fantasie von Slytherin entsprungen, dass konnte ich an die Massen von Schlangen erkennen.

„WO sind wir?" krächzte ich hinter ihm.

Sein Griff verursachte an meinen Handgelenk Schmerzen, die ich nicht mehr lange ignorieren konnte. Anstatt mir zu antworten, zog er mich nach vorne und ich stieß mit dem Kopf an etwas Spitzes ran. Spürbar bekam ich mit, wie etwas Flüssiges meiner Stirn herunter floss. In jenem Moment als ich mir die Stelle mit meiner Hand erkundigen wollte, fühlte ich statt seinen harten Griff enganliegende Fesseln, die sich in meine Haut bohrten. Mit einem anderen Blick konnte ich einen Spiegel vor mir an der Wand sehen. Sofort fiel mir die dicke und rote Spur durch meine rechte Gesichtshälfte auf.

„Wir sind an einem Ort, von dem Ihr nie wieder weichen werdet. Hier unten werdet Ihr sterben und verkommen und Euer liebster Professor kann Euch hier unten nicht retten." lachte Salazar höhnisch auf.

Er hatte sich deutlich verändert, sei diesem Jahr hatte er sich ins Negative verändert. Machte es ihm wohl so sehr etwas aus, dass ich ihn nicht begehrte? Wollte er mich wirklich mit allem was ich hatte, von allen Augen verstecken? War er wirklich auf die Welt eifersüchtig, weil sie mich mit all meinem Aussehen erblicken konnte? Wollte er sich sicher sein, dass ich niemanden außer ihm an mich heran lassen würde? Verdammt, wieso konnte ich nicht einfach nie geboren sein? Wieso konnte ich nicht einfach ein bisschen vorsichtiger wie sonst sein? Bevor ich gar in Selbstmitleid versank, lachte Salazar komisch auf.

‚Expecto Patronum.'

„Ich werde Euch zurück lassen, ich rate Euch, Ihr würdet gut dran tun, wenn Ihr dieser Belehrung befolgt. Solange Ihr den Blick gen Spiegel richtet, werdet Ihr Leben. Wenn Ihr dies nicht befolgt, dann werdet Ihr an einen qualvollen Tod sterben."
„Warum ich?" murmelte ich in meine Knie.

Ich hörte Schritte auf mich zu kommen. Hände umschlossen mein Kinn und drehten diese auf die Seite. Mit halbgeschlossenen Augen sah er mich an, ehe er mich auf die Wunde küsste.

„Ich werde niemals zulassen, dass Euch ein anderer Mensch bekommt. Ich schwöre Euch, wenn Ihr es schafft hier heraus zu kommen, dann werdet Ihr nie eine andere Sorte als die meine begehren. Wenn Ihr schon mich nicht begehrt, dann werde ich mich darum bemühen, dass mein Erbe niemanden begehren kann. Und irgendwann, dass prophezeie ich Euch, wird mein Erbe auf dieser Welt kommen und mein Plan von einer muggelfreien Welt heraufbeschwören. Er könnte nicht einmal von einer Eurer Sippe abgelenkt werden. Es würde schlecht hier unten gehen um Nachwuchs überhaupt zu zeugen; dementsprechend fallen auch Nachfahren weg." belachte er leise meine Situation.
„Ihr seid krank." hauchte ich nur emotionslos.
„Ach, meine kleine süße Maria, es wäre für Euch besser ausgegangen, wenn Ihr mich einfach an Euch rangelassen hättet und euch von diesem Coléur fern gehalten hättest." schnurrte Slytherin drohend an mein rechtes Ohr.
„Und dann sperrt Ihr mich hierher; warum tötet Ihr mich nicht sofort?" spie ich ihm entgegen.
„Ich möchte doch nicht, dass Ihr es einfach habt. Ihr erfahrt nun, was es bedeutet, wenn die Freiheit so nah ist, aber niemals erreichbar sein würde. Ihr werdet hier unten sterben, genau das was Eure Schwester wollte. Ist das keine Ironie?" sprach er seine Worte unglaublich reuelos.
„Was soll daran ironisch sein?" spuckte ich ihn ins Gesicht.

Beherrscht wischte er sich die Spucke aus dem Gesicht, ehe er sich mir wieder zuwandte.

„Du wirst von deinem damaligen Retter hier unten gefangen gehalten. Der Basilisk in diesen Hallen freut sich schon mit deinen Augen Bekanntschaft zu machen, Liebste. Ach, bevor ich gehe, werde ich Euch noch einen selbst geplanten Fluch beibringen und Ihr dürft Euch glücklich schätzen, dass ich Ihn an Euch ausprobieren darf." lächelte er siegessicher.

Er stellte sich wieder zu seiner vollen Größe auf, während er sich einige Schritte entfernte und ich sein fieses Lachen noch immer an meiner Ohrmuschel hörte.

„Sanguinum vitam" schoss die einschneidende Stimme aus der Stille hervor.

Keine Sekunde später spürte ich einen unglaublichen Schmerz. Der Cruciatus mit dem ich bereits Erfahrung hatte war ein Witz in Gegensatz von diesen Schmerzen. Woran tüftelte der kranke Professor wenn er alleine war? Flammender Zorn stieg in mir auf und auch die Tatsache, dass er meine Schwester erwähnte, ließ die Situation nicht einfacher werden. War er nicht der Schuldige, dass sie überhaupt verschwunden war? Wollte er sie nicht loswerden? Ich hatte ihn damals belauscht als er wieder einmal im Schlaf gesprochen hatte. Nach dem ich das hörte, floh ich aus seinen Gemächern und es war mir egal gewesen, wenn mich jemand gesehen hätte. Dieser Mann war in meinen Augen nur krank und herrisch. Ich wünschte mir keinen solchen Mann als Ehemann. Seine Frau und seine Kinder, sowie sein Enkelin taten mir sehr leid.

Und weil das noch lange nicht alles war, fühlte ich alles andere als nur Schmerzen. Ich fühlte klebrige Flüssigkeit auf meiner Haut. Ich roch mit einem Mal einen metallischen Geruch in meiner Nase.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt