(90) 18.09.1979 - forgive me, Hazelle

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Tom

„Abraxas?“ fragte ich ungläubig nach.

Das konnte nicht ihr Ernst sein? Wann hatte sie bitte mit ihm geschlafen? Ich hätte doch irgendetwas Derartiges in seinen Gedanken lesen müssen, wenn er vor Stolz fast geplatzt wäre. Schließlich war sie eine Trophäe, die nicht jeder haben durfte.

„Ja, Abraxas. Allein, wenn ich an seine blonden Haare denke, die an meinem Bauch kitzeln. Und seine Küsse erst, die er auf meine Haut hinterließ. Seine ungezügelte Art wie er mich dominieren wollte und er am Ende dennoch als Sieger heraus kam. Aaach, ein Kerl wie dieser Malfoy kam schon lange nicht mehr über mir. Seine verschwitzte Haut, die er auf meinen müden Körper legte und sein warmer Atem,  die über meine empfindliche Haut schwebte…“

Sie schwärmte auf meinem Schoß über eine vergangene Liebschaft? Mit großen Augen sah ich sie an und glaubte in ihren Augen, mehr wie eine Lüge zu erkennen. Sie dachte an diesem Moment voller Sehnsucht und ich wollte gerade anfangen zu sprechen, als sie mir ihr Zeigefinger auflegte.

„Abraxas hatte meinen ersten Kuss gestohlen. Ich taumelte damals in der dritten Klasse zu meinem Gemeinschaftssaal, als wir aufeinander zukamen. Wir waren beide ziemlich angetrunken und Kelly war bereits eher aus der Mädchentoilette in ihr Bett verschwunden. Während Abraxas wohl eher von seinem Betthäschen zurückgekommen war. Seine Lippen schmeckten deutlich nach weiblichem Lippenstift.“

Ich ballte meine Fäuste und konnte nicht glauben, dass Abraxas – das Scheusal, welches sie ihn taufte – zu einer solchen Tätigkeit zur Stande war. Er hasste doch Muggel wie Muggelgeborene? War es der Auslöser, dass sie ihn zurückgewiesen hatte für die monatelange Diskriminierung in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt, war er es doch, der Balthasar und Hazelle in Hogsmeade gesehen und angesprochen hatte. Unweigerlich biss ich mir vor Wut auf die Lippen, ehe ich ihre zarten Finger auf diese spürte. Ich lockerte meinen Biss und sah in ihren wunderschönen Augen. Sie konnte auf mir sitzen und von einem anderen Mann sprechen, als würde sie es abermals erleben und doch wollte ich immer noch dieses Geschöpf. Sie war keine Schlampe und würde es nie sein. Eher war ich das Böse in ihrem Leben und sie war bereit dieses Leben mit mir zu teilen. Nun strich sie über meine Wange, bevor sie weitersprach.

„Das letzte Mal hatten wir es im Hause Slytherin miteinander getan. Er war mit der Situation nicht zufrieden, aber ich konnte ihn überzeugen. Es hatte lange gedauert und dennoch war er wirklich bereit sich auf mich einzulassen. In deinem Haus. In deinem Zimmer. In deinem Bett.“

Es schien mir als würde sie es genießen, sich ergötzen, an das was sie damals getan hatte. Ich konnte ihre Worte nicht weiter zu hören, stand ohne auf sie zu achten auf und ging auf den See zu. Ich hatte meine Hände noch immer geballt und konnte mir vorstellen, wie sie es auf meinem Bett getrieben hatten. Kopfschüttelnd wollte ich diese Bilder loswerden und verzog mein Gesicht. Ich ließ meine Maske fallen; weil ich mich nun fühlte wie sie sich fühlen musste. Nur war ich nicht auf ihrem Bett gewesen mit einer anderen. Sie schlief mit einen meiner Todesser auf dem Bett des dunklen Lords. Wut stieg in mir auf und drehte mich wieder um.

„Abraxas kann zufrieden sein, dass er schon Tod ist. Sonst würde ich ihn dorthin befördern.“ zischelte ich unterkühlt und leise.

Ich hörte ein leises Kichern an meinem Ohr und einen zarten Kuss auf meiner Nase.

„Glaubst du echt, ich würde von jemand anderes als dir schwanger werden? Hast du mir wirklich geglaubt, als ich dir sagte, dass ich etwas mit dem Schönling namens Malfoy hatte? Du hättest dein Gesicht sehen sollen…“ lachte sie ausgelassen.
„…wie oft hatte ich mit Balthasar ungeschützt geschlafen, weil mein Schutz in meinem Patronus bestand. Ich würde nur bei dir schwanger werden können, Tom. All das was ich sagte, war die Rache dafür, dass ihr mich ungläubig in einer fremden Welt gelassen habt, vor allem von Balthasar hätte ich das niemals gedacht. Weißt du wie man sich nun als Hure fühlt? Ich hoffe, du weißt das nun und machst es in Zukunft besser. Doch eines noch, warum konntest du mir nie so offensichtlich sagen und zeigen, dass du mich liebst. Stattdessen hast du mir gezeigt, dass ich dir egal sein konnte. Warum? War es wirklich wegen deiner Vergangenheit? Wegen Arabella und Vanessa?“ meinte sie unverschämt kichernd.
„Du bist ein Biest, Hazelnut.“ sprach ich erleichtert aus.
„Hab ich von dir gelernt, Lord Voldemort.“

Ihr Lachen steckte mich an und ich umarmte sie; wie ich es mit ihrem Bauch nur konnte.

„Für alles gibt es ein erstes Mal, sicher findet eines hiervon nachts statt. Ich wusste es als ich in deine Augen sah, dass ich für diese Frau Ärger bedeutete. Niemals wollte ich vor dir lügen. Doch als ich sah wie du vor mir lagst, Tränen flossen über deine kälter werdenden Wangen zum Boden und als du mir die Schuld für all das gabst, war ich das erste Mal in meinem Leben unbeholfen. Die Gefühle waren einfach um mich herum. Ich wollte dich warnen, aber ehe ich mich versah, geschah alles viel zu schnell. Die Wassermauer. Dein Blick. Die Augen des Basilisken. Ich konnte einfach nicht mehr. Verzeih mir, aber ich war in dieser Zeit aufgewühlt. Ich konnte mein Körper nicht mehr kontrollieren, daher realisierte ich erst danach, dass du es wirklich bist, die vor mir stünde.“

Ein Blick zu ihr und ich wusste, dass sie meine Worte zu hören würde. Sie genoss die Worte, die sie hörte. Sie schnurrte wie eine Katze in meiner Umarmung.

„Als du verschwunden warst, Hazelnut, wusste ich, ich würde diesen Test niemals bestehen. Ich brauche dich für das hier, für mein Leben und meine Zukunft. Und wenn du das möchtest, werde ich für dich ein besserer Mensch werden und all meine dunkle Vergangenheit hinter mir lassen. Egal, wer was dagegen hätte, ich möchte für meine kleine Familie da sein. Ich hoffe, du verstehst das, bitte vergib mir. Ich sollte die Chance heute noch ergreifen um mich nicht selbst zu erniedrigen. Ich kann nicht länger warten und hier alleine sitzen, während ich mir immer wieder sage, dass es eine andere Wahl gibt. Ich hoffe wirklich, dass du mir vergibst.“

Ihre glänzenden Augen sahen mich an und ich konnte in ihnen Tränen der Rührung sehen.

„Lass uns zu mir gehen, Tom.“

Ich nickte, da ich ihr plötzlich schmerzverzerrtes Gesicht musterte und nahm sie an mich; wie eine Braut trug ich sie in die Richtung ihrer Wohnung. Als wir in ihrem Haus ankamen, legte ich sie auf die Couch auf die ich schon einmal saß. Das Tagebuch. Ich hatte dasselbe wie sie es hatte. Doch es musste auch noch ein Drittes geben. Die Handschrift hatte sich genauso gelesen wie die von Balthasar oder wie die von Jeremias. Balthasar konnte es nicht sein, er wusste schließlich nichts von diesem Tagebuch. Jeremias war mit Kelly glücklich, ihn konnte ich nicht fragen. Jedenfalls noch nicht.

„Tom, meine Nacht, ich will, dass du Jeremias herholst und die Wände schalldicht machst.“ knurrte sie mich schmerzverzerrt an.

Ich nickte abermals und apparierte in das Klinikum, in dem er zurzeit von morgens bis abends arbeitete. Suchte all die Räumlichkeit seiner Station durch, ehe ich endlich eine Schwester fand. Sie konnte mir jedoch keine weitere Hilfe geben, daher suchte ich einfach weiter. Bis er aus einer Operationszimmer herauskam, seine Hände voller Blut und sein Gesicht desorientiert. Was war hier nur los?

„Was ist los mit dir, Jer?“ wollte ich wissen.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt