(60) 17.07.1979 - between disputes and knowledge

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Eine Weile saß ich im Wartezimmer als eine Frau mit blonden Haaren herein kam. Interessiert musterte ich diese doch sehr blasse Frau, die eine Kaltherzigkeit in ihrem Gesicht trug. Wundernd bemühte ich mich allerdings die Erscheinung dieser Frau so schnell wie ich konnte zu verdrängen. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie von irgendeiner Person kennen sollte, doch ich erinnerte mich beim Besten willen nicht. Ich wusste sofort, dass ich diese Kröte nicht verputzen konnte, umso mehr fragte ich mich, woher diese aufkommende Provokation über ihre Anwesenheit kam.

„Entschuldigt Ihr, aber gebt mir die Zeitung rechts von Euch!"

Wie sprach die den mit mir? Sah ich aus wie einer dieser Putzfrauen, die zwischen Sklaverei und harter Arbeit noch Zeit für einen Termin finden würde? Wer glaubte die wer sie war? Voller Ärger im Herzen sah ich mich nicht gewillt, dass ich ihr das überreichen würde. Stattdessen nahm ich ignorant die Zeitung selbst in meine Hände und las diese ohne von der Frau Kenntnis zu nehmen.

„Unverfrorenheit!" stieß sie zischend hervor.

Ehe ich die Zeitung bis zur Mitte gelesen hatte, zog sie diese aus meiner Hand. Damit die einzelnen Blätter Wunden in meine Haut zurückgelassen hatten. Mit aufgerissenen Augen sah ich die blasse Frau an, die nun hämisch lachte.

„Ihr wolltet nicht hören. Habt mehr Respekt vor mir."
„Und wer bitte möchtet diese Hoheit sein, die ich mein Respekt zollen soll?"
„Großspuriges Ding, Ihr solltet Euch abbremsen und in der Gegenwart einer Lestrange nie aufmucken."
„Von diesem Namen habe ich leider noch nichts gehört. Dementsprechend entschuldige ich mich für mein Verhalten nicht, da Sie ohne Ansprache die Zeitung aus meinen Händen gerissen habt." stieß ich ein leisen Brummen heraus.

Das blasse Gesicht kam mir näher. Die Augen verfinsterten sich und in diesem Moment hätte ich damit aufhören sollen. Allerdings kam ihre Aussage genauso noch dreister herüber wie ihre zuvor.

„Ihr solltet Euch in Acht nehmen. Bekanntlich gebe ich wertlose Muggel nicht die Gelegenheit sich zu ändern. Aber bei Ihnen würden der Herr und auch mein Mann ein sehr großen Gefallen haben. Schaut Euch an, Ihr seid zerlumpt bis unter das dichte Strubelhaar. Ganz zu schweigen von Eurer unzivilisierten Ausdrucksweise, die nur einer von der ganz untersten Sorte stammen muss." beleidigte sie mich mit einer aufgeblasenen Einfluss.
„In der Tat und woher kommt Ihr, dass Ihr behauptet mich zu kennen?" forderte ich nun bissiger.
„Ihr wisst nicht mit welchen Kräften Ihr Euch anlegt." konterte sie unschuldig.

Als hätte die blondhaarige Frau geahnt, dass eine Arzthelferin hereinkommen würde um mich aus der Zweisamkeit zu holen, wandte sie sich der geraubten Zeitschrift zu. Mit geschütteltem Kopf folgte ich der Arzthelferin, die von sich verlangte, das Gewünschte Lächeln hervorzubringen. Freundlich sah es jedenfalls nicht aus eher wie es in Wirklichkeit war: gefälscht.

Nach den darauffolgenden Untersuchungen traf ich mich noch einmal mit Dr. Wright. Er würde mir die ganzen Ergebnisse schließlich erläutern. Ich hatte an jenem früh bereits ein ungutes Gefühl, welches mich zwingen wollte nicht aufzustehen. Aber das Gefühl, welches ich hatte, als ich das Büro des Arztes betrat, übertraf all die Übelkeit der letzten Tage. Versteift setzte ich mich auf den angebotenen Stuhl vor dem riesigen Schreibtisch. Während der Arzt dahinter saß und sich die Untersuchungen qualitativ noch einmal ansah. Sein Kopf legte sich auf die Seite. Seine linke freie Hand trippelte immer wieder auf die weiße Tischplatte. Sein rechtes Bein wippte in derselben Geschwindigkeit wie die Hand. Skeptisch beäugte ich den stillen Arzt und stellte mir alles vor, was es in der Medizin für Unheil gab. Wenn ich vor dem Unfall ein optimistischer Mensch war, so war ich es in jener Situation nicht.

„Sie haben sich im Wartezimmer mit einer geschätzten Frau angelegt, nicht wahr?" waren seine ersten Worte.

Ich blieb ruhig und zeigte ihm meine gleichgültige Fassade. Wieso kannte jeder diese Frau, nur ich nicht? Vor allem für was stand Muggle? Und mit welchen Kräften würde ich mich anlegen? War sie psychisch erkrankt gewesen, dass sie mir unterstellen würde, dass ich keinen Dunst von der Magie in der Welt hatte? War die Frau wirklich von dem Rassedenken eingenommen, dass sie die Arbeiterklasse als unwürdig ansah? Sie vögelte bestimmt auch nur einen reichen Mann um in seinem Geld und seinem Glanz zu buhlen.

„In der Tat war das töricht von Ihnen, aber auch gleichzeitig sehr mutig. Man könnte meinen, dass Ihr nie etwas anderes getan habt." lobte der Arzt mit den brünetten Haaren bestimmend.
„Ihr solltet trotzdem vorsichtiger sein mit der Kundgabe Eurer Meinung, Miss Granger. Nicht allein um Euren Schutz sondern auch dem von Eurem Nachwuchs."

Starr und ohne Regung saß ich auf den Stuhl. Meine Augen fixierten Dr. Wright an. Unglaube stieg in mir auf, die mich dazu veranlassten meine Augen unbegreiflich blinzeln zu lassen.

„Aber wie? Woher? In welchen Monat?" stockte ich alle paar Wörter heraus.
„Die Untersuchungen ergaben, dass sie im siebten Monat schwanger sind. Da ihr Bauch für sie aussah wie ein Blähbauch, schätze ich, dass Euer Nachwuchs etwas Besonderes werden würde."
„Wie groß ist sie oder er?"
„Wie ich hier sehe ist das Ungeborene ganz deutlich ein Mädchen. Und ist bei 46 Zentimeter und ungefähr 2300 Gramm. Und kerngesund." verkündete er mir die frohe Botschaft.
„Dann sagen Sie, wie viel Platz sie in dem kleinen Bauch hat?"

Der Arzt lächelte unmanierlich auf und sah mich dabei immer wieder an, als würde ich Witze machen. Als er jedoch bemerkte, dass ich noch immer ganz ernst da saß, sackte sein Lachen ab. Seine Augen ruhten nun auf mir.

„Wie ich sehe, hat ihre Tochter genug Platz trotz der kleinen Größe des Bauches." munterte Dr. Wright mich auf.

Er versuchte es auf jeden Fall. Ich bedankte mich und verließ rasch die Praxis. Alles was ich von meiner Tochter hatte war ein Ultraschallbild und dennoch konnte ich nicht fassen, dass ich schwanger war. Erst der Unfall, den ihre Tochter überlebt hatte und dann wusste sie auch noch nicht mal, wer der Vater war. Wie sollte sie ihre Tochter aufziehen, wenn sie noch nicht einmal Ahnung hatte wie sie ein Kind erzog, geschweige dem musste sie auch irgendwie an Geld kommen. Noch geknickter lief sie nun die ganze Strecke Nachhause, daher war sie auch erst um viertel nach sechs Zuhause. Ich hatte mich nur noch gewaschen und meine Zähne geputzt, bevor ich mich erschöpft auf mein Bett gefallen lassen hatte. Meine Augen fielen rasch zu und ließen mich in einen ruhigen Schlaf fallen.

Am darauffolgenden Samstag hatte ich mich nun endgültig für meine Tochter entschieden. Ich meinte, es war nie zur Debatte gestanden, dass ich sie nie haben wollte. Jedoch war ich im Denken voreingenommen, dass ich einen Mann für ein Kind brauchte. Doch wie oft durfte ich erfahren, dass andere Kinder auch ohne Vater aufwachsen mussten. Umso mehr würde ich meiner Tochter ein besseres Leben bieten wollen. In jenem Moment als ich von Miss Berryclair und ihren leckeren Grillspezialitäten gegangen war, wollte ich mich eigentlich nur noch auf dem Sofa bequem machen. Als ich nach einigen Sekunden mit geschlossenen Augen ein unnormales Geräusch wahrnehmen konnte.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt