-Kapitel 4-

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"Ich soll über mich erzählen?" Emy nickte interessiert. "Aber..also..wenn du nicht möchtest dann ist das auch im Ordnung. Sorry ich wollte dich nicht bedrängen." Sofort schüttelte ich meinen Kopf. "Nein nein..es geht nicht darum..nur vielleicht bekommst du dann einen schlechten Eindruck von mir.." wild schüttelte sie ihren Kopf. "Ich kann mir nicht vorstellen dass es so schlimm sein wird. Ich könnte das ja auch sagen..ich hab Marco Ewigkeiten den Kontakt mit Charlotte verwehrt!" Ich atmete tief durch. Wenn ich an die ganze Sache dachte machte sich sofort wieder ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend breit. Die Schuldgefühle die mich so lang belastet hatten ergriffen wieder die Oberhand und ließen mich schlecht fühlen. "Naja..was soll ich sagen..mit 3 bin ich mach Dortmund gekommen..zusammen mit meiner Familie. Als ich dann einen festen Job beim BVB gefunden hatte sind meine Eltern zurück nach Zabrze zu meinen Großeltern. Sie hatten sich nie wirklich wohl in Deutschland gefühlt...sie wollten mir immer nur eine bessere Zukunft ermöglichen..dafür hatten sie Stress auf sich genommen. Naja..beim BVB hatte ich dann das Glück dass genau im dem Jahr in dem ich im Verein angefangen hatte Kuba kam. Wir hatten uns gut verstanden. Er machte mir die Arbeit ziemlich leicht sodass ich viele und vor allem gute Erfahrungen sammeln konnte. Vor zwei Jahren kam dann Łukasz dazu. Er war ganz anders als Jakub hatte verweigert dass ich ihm helfe und wollte insgesamt wenig mit mir zu tun haben. Wir hatten unsere Anfangsschwierigkeiten bis wir einigermaßen miteinander aufkamen. Letztendlich sind wir gute Freunde geworden bis dann eine neue Dolmetscherin kam die seine feste Freundin wurde. Wir haben uns mehr und mehr aus den Augen verloren. Ich wusste dass es Justyna...also die Dolmetscherin nicht ernst meinte...sie wollte uns auseinander bringen. Wirklich geklappt hatte es nicht. Ein paar Monate später sind wir zusammen gekommen was ich aber durch meine Dummheit beendet hatte." Emy sah mich entrüstet an. "Warum dass?" Sofort kamen die Erinnerungen wieder hoch. "Mein bester Freund...Erik hatte sich in mich verliebt. Er hatte sich von seiner damaligen Barbiep- eh sorry..von seiner damaligen Freundin wegen mir getrennt. Ich wollte ihn nicht verletzten und hab mit Łukasz eine Pause eingelegt. Weihnachten sind wir wieder zusammengekommen. Ich habe wenig später eine Anfrage aus Polen bekommen und habe zugesagt ohne Łukasz auch nur ein Wort davon zu erzählen'' traurig schaute ich auf den Boden. Ich hatte oft darüber nachgedacht was passiert wäre wenn ich nicht nach Białystok gegangen wäre. Viel zu oft kam die Frage 'was wäre wenn?'
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. "Und jetzt?" Unwissend zuckte ich mit den Schultern. "Ich hatte oft versucht alles zu erklären. Hatte ihn angerufen Nachrichten verschickt...mich aber nie getraut zu ihm nach Hause zu fahren. Und was jetzt zwischen uns ist weiß ich nicht. Ich liebe ihn..ohne Frage aber wie es bei ihm aussieht...keine Ahnung!" Meine gute Laune dass ich endlich wieder bei den Jungs sein konnte war bereits verflogen. Ich machte mir Vorwürfe und war mal wieder traurig. So gut es durch Emys Bauch auch nur ging umarmte sie mich und strich mir beruhigend über den Rücken. "Also ich kann Marco ja mal fragen ob er was über Łukasz weiß. Ich kenne ihn nicht besonders gut..er ist zwar öfters mit da aber sonderlich über sein Privatleben hat er nie gesprochen. Jetzt weiß ich auch warum..aber du brauchst keine Angst haben dass ich einen falschen Eindruck von dir gewonnen habe. Im Gegenteil. Ich finde es sehr mutig dass du diesen Schritt gegangen bist. Nicht jeder hätte sich das getraut. Und ich helfe dir..wir tauschen dann Nummern und ich bin immer für dich da!" Nochmals lächelte sie und zog mich in eine freundschaftliche Umarmung. Emy war eindeutig eine Klasse Frau!

"Können wir essen?" Marco betrat die Küche und ging lächelnd auf Emy zu. Als er bei ihr angekommen war legte er seinen Arm um ihre Hüfte und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Ich gönnte es den beiden wirklich vom ganzen Herzen. Ich war froh dass Marco endlich eine Frau gefunden hatte und dazu noch so eine tolle..aber schmerzen tat es schon irgendwie. Ich wusste dass ich das jetzt höchstwahrscheinlich auch haben könnte. Łukasz wäre an meiner Seite.. würde mir Sicherheit und Geborgenheit schenken und ich wäre wunschlos glücklich. Tja das hatte ich mir wohl selbst verbaut. "Du kannst schonmal die Teller nach nebenan bringen. Ania und ich bringen das Essen." Emy hatte mich Gott sei Dank aus meinen Gedanken gerissen..nur würde es sicherlich nicht besser werden wenn ich jetzt mit Łukasz gemeinsam an einem Tisch sitzen würde. "Du schaffst das Ania. Du bist doch stark! Łukasz weiß sicherlich was er an dir verloren hat..und du weißt das hoffentlich auch?!" Sofort nickte ich! Und ob ich wusste was ich an Łukasz verloren hatte..das ganz einfachste fehlte mir schon. Ich vermisste diese wundervollen Grübchen die in seinem Gesicht auftauchten wenn er lachte. Ich vermisste sie so sehr! Sie machten sein lachen noch um ein tausend mal schöner als es eh schon war..ich vermisste es wirklich. "Ich bin mir sicher dass es wieder wird..irgendwann. Du musst dem ganzen nur Zeit geben..Zeit bis alle Wunden verheilt sind. Marco und ich sind das beste Beispiel. Es hat gedauert bis alle
Wunden verheilt waren..aber sie sind verheilt. Und glaub mir..wir sind glücklicher als damals vor 6 Jahren. Die Liebe ist gereift." Schwärmte sie nahm einen der Töpfe und begab sich ins Esszimmer. Laut seufzend griff ich auch nach einem Topf und trottete Emy hinterher. Ich hoffte dass das was Emy mir gerade so glücklich erzählt hatte auch bei Łukasz und mir eintraf. Ich hoffte es so sehr.!

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt