Ona i On (II)

-Kapitel 39-

Der Wecker klingelte. Leise schlich ich mich aus Łukasz' Schlafzimmer um mich im Bad fertig zu machen. Ich brauchte unbedingt eine Dusche. Bis jetzt hatte ich so gut es ging verdrängt was mir heute bevorstand. Ich wollte nicht drüber nachdenken. Mich nicht immer mehr verrückt machen. Das war ich eh schon. Ich musste mich einfach etwas beruhigen. Klare Gedanken fassen und das wichtige vor Augen halten. Ich hatte mit Emy ausgemacht dass wir uns um zwölf Uhr bei ihr trafen. Łukasz hatte bis um drei Training. Es konnte also nicht passieren dass er sich irgendwie Gedanken machte wo ich war. Ich hätte einfach keine gute Ausrede gefunden um ihm die aufkommenden Zweifel zu nehmen. Ich konnte gut einige Stunden arbeiten und mich dann auf den Weg zu Emy machen. Ob Marco von unserem Vorhaben wusste? Ich hoffte nicht. Einerseits konnte Marco dicht halten. Was aber passierte wenn er in Rage war oder nicht nachdachte und einfach rede wusste ich nicht. Lieber war es mir wenn erstmal nur die Mädels Bescheid wussten. Das reichte. Vollkommen.

Angespannt drückte ich das Klingelschild. Die Entscheidung rückte immer näher. Gleich war es soweit. Ich aber wollte die Wahrheit immer mehr herauszögern. Ich hatte totale Angst. Wusste nicht wie ich mit dem Ergebnis umgehen könnte. Ich hatte Angst dass es alles zu viel für mich wurde.

Emy öffnete die Tür. Sie lächelte. Auch wenn es mir etwas gequält vorkam. Sie wusste wie es mir ging. Ich denke sie konnte sich gut in mich hineinversetzen und war deshalb auch sicherlich die beste Ansprechpartnerin in meinem Umfeld. "Bist du bereit?" Ratlos zuckte ich mit den Schultern. "Ich bin mir nicht sicher ob ich das Ergebnis wissen möchte." Emy nahm mir die Jacke ab und zog mich ins Badezimmer. Sie hatte heute morgen einen Schwangerschaftstest besorgt. Gott sei Dank. Ich hatte wahrscheinlich ratlos vor dem Regal gestanden und nicht gewusst welcher der beste war. Emy hatte da ja etwas mehr Erfahrung als ich.

"So..du weißt wie das geht oder?" Ich nickte. "Wenn du fertig bist ruf mich einfach. Wir warten dann zusammen ja?" Ich nickte etwas ratlos und ging dann mit den beiden Packungen ins Badezimmer. Ich wusste eigentlich was zu tun war. Trotz alle dem las ich beide Packungbeilagen sorgfältig durch. Wahrscheinlich auch um noch etwas Zeit zu schinden.

Mit beiden Tests nach unten gedreht betrat ich das geräumige Wohnzimmer. Emy saß auf dem Sofa und streichelte immer wieder über ihren Bauch. Ich war so gespannt auf die Zwillinge. Ich freute mich so sehr die beiden endlich zu sehen. "Weißt du schon wie du es Łukasz sagst?" Stumm schüttelte ich den Kopf. Darüber hatte ich mir letzte Nacht lange den Kopf zerbrochen. Ich wollte zwar schlafen doch an den Gedanken um Łukasz und dem Baby ging kein Weg vorbei. Ich überlegte in jede Richtung. Versuchte vor und Nachteile zu entwickeln kam aber immer wieder bei Punkt Null an. Es hatte also gar nichts gebracht. Rein gar nichts. "Wie hast du es denn damals Marco zu verstehen gegeben?" Emy die bis gerade eben noch ihren Blick gerade aus gerichtet hatte schaute nun zu mir. "Marco war anfangs nicht wirklich begeistert. Er hatte die Augen aufgerissen war von einer auf die andere Sekunde blass wie eine Kalkwand geworden und kurz danach abgehauen. Er brauchte damals ein paar Stunden. Klar. Wir waren beide jung. Hatten nicht vor schon Eltern zu werden..da konnte ich ihn schon ein Stück verstehen. Naja..und nach ein paar Stunden kam er dann wieder und war wirklich glücklich. Wahrscheinlich war er damals bei Marcel und Robin. Sie hatten ihm bestimmt geholfen das ganze zu verarbeiten. Naja und bei Josy und Elyas war er sofort Feuer und Flamme. Das wird Łukasz auch. Schau doch mal wie er mit Charlie oder Ömer umgeht?! Er wird das Baby lieben. Du wirst den ganzen Tag deine Ruhe haben. Das schwöre ich dir." Emy lächelte mich an. So sicher war ich mir da noch nicht. Ich war eh schon total verunsichert und zerbrach mir ewig den Kopf darüber wie ich es Łukasz beichten erzählen beibringen...keine Ahnung was das richtige Wort dafür war..sollte. Wahrscheinlich musste das ganze spontan von der Bühne gehen. Anders ging das einfach nicht.

"Müssten die 5 Minuten nicht um sein?" Skeptisch sah ich Emy an. Ich hatte nicht auf die Uhr gesehen. Wahrscheinlich mit Absicht. Ich wollte das Ergebnis einfach nicht wissen. Ich hatte zu viel Angst davor. "Soll ich für dich schauen oder nimmt jeder einen?" Ich nickte. Emy schmunzelte nur. "Zu welchem Vorschlag gehört das Nicken jetzt." Ich atmete laut aus und griff dann hektisch nach einem der Tests. "Dann gehört das wohl zum zweiten Vorschlag." Sie griff nach dem zweiten und sah mich abwartend an. "Bereit?" Schnell schüttelte ich mit dem Kopf. "Nicht wirklich.." Emy nahm meine Hand. "Anders wird es nicht gehen. Du schaffst das schon. Uns Mädels hast du doch auch noch. Wir sind für dich da." Ich versuchte wenigstens etwas zu lächeln. Auch wenn mir im Moment gar nicht danach war. Wenigstens für Emy.

"Gut. Dann ziehen wir das durch." Emy nickte und drehte im selben Moment den Test um. Ich kniff die Augen zu. Mal wieder hatte ich Schiss bekommen. Ganz langsam öffnete ich ein Auge und schielte auf den Test. Kurz danach schloss ich dies wieder und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Scheiße. Zwei Balken. Schwanger. SCHWANGER.
S.C.H.W.A.N.G.E.R. Ich konnte das nicht glauben. "Also wenn ich dich so sehe steht wahrscheinlich das gleiche auf deinem Test wie auf meinem. Ich wusste nicht so recht ob ich mich über das kleine Wesen freuen sollte. Ich ärgerte mich eher über meine seine oder doch besser unsere Unachtsamkeit. "Was mach ich denn jetzt?" Ich war so verzweifelt. Ich fühlte kaum Freude. Das hatte das Baby doch nicht verdient. Es konnte für den ganzen Mist doch nichts. "Du wirst es doch behalten oder?" Emy sprach diese Worte vorsichtig aus. Sie wusste wahrscheinlich nicht wie ich reagieren würde. "Ja natürlich. Das steht völlig außer Frage. Ich töte doch kein unschuldiges Lebewesen. Ich behalte es." Das stand für mich zu hundert Prozent fest. Ich würde das durchziehen. Hoffentlich mit Łukasz' Hilfe. Mit ihm an meiner Seite.