-Kapitel 82-

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So ruhig wie es heute im Bus der Fall war war es selten. Ich war fest der Meinung dass keine Frau auch nur ein Wort gesprochen hatte. Alle spürten auf eine Art Schmerz. Schmerz hier bei der Europameisterschaft ausgeschieden zu sein. Verloren zu haben obwohl wir so gut gespielt hatten. In Führung lagen und das Ziel wirklich zum greifen nah war. Es sollte nicht sein. So weh es tat wir mussten uns geschlagen geben. 

Das Bus hatte uns an unserem Hotel abgesetzt. Jedoch war es nicht meine Intension jetzt hier hinein zu gehen und mich in mein Bett zu legen. Ich wollte etwas anderes. Ich wollte zu Łukasz. Ich wollte mit ihm reden. Ich wollte ihm helfen und zur Seite stehen. Zielstrebig verließ ich den Bus schnappte meine Tasche und suchte nach Agata. Sie stand immer noch spannungslos da und zog eine Miene die trauriger nicht hätte sein können. Für sie musste es mit am schlimmsten sein. Ihr Mann hatte verschossen. Auf ihren Mann schaute nun ganz Polen. Sie und vor allem Kuba taten mir verdammt leid. 

"Agata kannst du bitte meinen Koffer mitnehmen und ich hole ihn dann bei dir ab? Ich muss nochmal wo hin." Verdutz schaute sie mich an. "Wo musst du denn hin? Schau doch mal auf die Uhr". Gleichgültig schaute ich die blonde zierliche Frau an. "Die Mannschaft ist doch auch eben erst gekommen. Die werden sicherlich nicht schlafen." Schnell schüttelte sie mit dem Kopf. "Also wenn ich ehrlich bin würde ich dir jetzt nicht empfehlen zu den Jungs zu gehen." Mit einem vielsagenden Blick schaute ich zu ihr. Sie konnte mich eh nicht davon abbringen und nach ihrer Meinung hatte ich sie ebenfalls nicht gefragt. "Nimmst du meinen Koffer oder nicht?" Ich legte ungewollt einen viel zu genervten Blick auf. Schon kurz danach tat es mir leid sie so zu behandeln. Mit gesenkten Blick nickte sie nahm mir den Koffer ab und verschwand Richtung Haupteingang. Ich drehte mich um und lief die dunkle Einfahrt hinunter zum Hotel der Mannschaft.

Es war still. Man hörte kein Wort. Wahrscheinlich waren alle Männer schon auf ihren Zimmern. Das einzige was zu sehen war waren die duzenden Koffer und Taschen die wie schon zur Anreise im Flur standen.

 Das einzige was zu sehen war waren die duzenden Koffer und Taschen die wie schon zur Anreise im Flur standen

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Betreten lief ich durch die langen Flure und stoppte vor Łukasz' und Jakubs Zimmer. Kurz stockte ich. War es wirklich eine gute Idee? Hätte ich vielleicht auf Agata hören sollen und einfach in unserem Hotel bleiben sollen? Nein! Es war schon richtig so. Entschlossen klopfte ich an der Zimmertür und wartete auf ein Zeichen "Ist offen" kam es leise von der anderen Seit der Tür. Ich betrat das Zimmer. Die Balkontür stand sperrangelweit offen und nur ganz dusteres Licht der beiden Nachttischlampen schien mir entgegen.  Ich lief weiter in das Zimmer und sah wie Łukasz mit dem Handy in der Hand auf seinem Bett lag. Leicht lächelte ich. Ich war auf einmal ganz unsicher und wusste überhaupt nicht mehr was ich ihm sagen wollte. Schnaufend stand er von seinem Bett und kam auf mich zu. Er drückte mir einen lieblosen Kuss auf die Lippen und verschwand wieder auf sein Bett. Verdutzt stand ich im Raum und hatte keine Ahnung wie ich mich verhalten sollte. Hinter mir ging die Badezimmertür auf. Schnell drehte ich mich um und lief Jakub entgegen. Fest nahm ich ihn in meinen Arm. Er ließ es über sich ergehen und blieb stumm stehen. Jetzt war mir eindeutig klar dass ich auf Agata hätte hören sollen.  Ich löste mich von Jakub und strich ihm nochmal über den Rücken. "Du hast ein super Spiel gemacht. Wirklich!" fast schon stumm sprach ich ihn an. Mit gesenkten Blick nickte er blieb jedoch immer noch stumm. Hinter mir ertönte Łukasz' Stimme. "Willst du ihn provozieren?" Verwirrt zog ich eine meiner Augenbrauen nach oben. "Provozieren? Wie kommst du darauf?" Leicht verdrehte er seine Augen "Du hast ein super Spiel gemacht." Äffte er mich nach. Überrumpelt blickte ich zwischen beiden Männern her. Kuba atmete laut aus und winkte ab. "Łukasz ich bitte dich. Ania wird sicher nicht hier sein um uns provozieren zu wollen. Sie sitzt im gleichen Boot" Dankend blickte ich ihn an. "Was will sie dann damit bezwecken? Denkst du wir können jetzt ein nettes Gespräch aufbauen oder was?" Prüfend zog ich meine Augenbraue nach oben. "Ich wollte euch aufbauen und versuchen mit euch zu sprechen. Ihr seid nicht die einzigen denen das hier schwer fällt. Uns Frauen geht das auch verdammt nah und wir sind auch traurig dass es hier vorbei ist." Ich spürte eine Hand an meinem Rücken. "Danke Ania dass ist
wirkl-" Łukasz unterbrach Kuba. "Kein Interesse an der Selbsthilfegruppe. Wir kommen auch ohne Gesprächsrunde klar." Perplex schüttelte ich meinen Kopf. Łukasz hatte keine Anstalten gemacht uns auch nur eine Sekunde anzuschauen. "Piszczu!" Kuba sah ihn warnend an. "Was denn? Ist doch so. Geh jetzt einfach und veranstalte das mit jemand anderen." Geschockt blickte ich meinen Verlobten an. Kurz schloss ich meine Augen lief jedoch ohne noch mal das Wort zu ergreifen zu der Zimmertür dicht gefolgt von Jakub. Er öffnete mir die Tür und trat hinter mir mit aus dem Zimmer. Auf dem Flur des Hotels zog er mich nochmal freundschaftlich in die Arme. "Danke Ania dass du an uns gedacht hast. Ich schätze das wirklich! Mach dir wegen Łukasz keine Gedanken. Ich rede mit ihm. Das war wirklich unter der Gürtellinie wie er gerade mit dir umgesprungen ist. Schlaf gut. Wir sehen uns morgen." Beruhigend strich er mir über den Arm und legte ein gezwungenes Lächeln auf. Ich erwiderte. Ebenfalls mehr als gezwungen. Łukasz' Worte waren ein Stich ins Herz. Sie taten weh und wieder wünschte ich mir einfach im Hotel geblieben zu sein. Es hätte so einiges erspart. 


Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt