-Kapitel 30-

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Immer noch völlig überrumpelt von der Tatsache dass Łukasz mit mir allein sein wollte starrte ich durch die Gegend. Alles..wirklich alles nur nicht zu Łukasz starren. Ich wüsste das das ganz und gar nicht sinnvoll wäre. Ich war so aufgeregt. Ich hatte keine Ahnung was hier jetzt alles passieren würde. Wie der Verlauf dieses Gespräches sein würde und wie wir hier heraus gehen würden. Das war alles so ungewiss. Fast schon unheimlich. Ich wollte mir keine Hoffnungen auf irgendwas machen. Ich hatte nicht die Kraft dazu dann doch enttäuscht zu werden. Ich wusste nicht was alles passieren könnte...was er sagen würde. Was ich sagen würde oder auf einiges reagierte. Was ich aber wusste war dass ich vorsichtig sein musste. Ich musste genau überlegen was und wie ich etwas ausdrückte. So dass ich ihm nicht zu nahe trat und auch nicht oberflächlich herüber kam.

Irgendwann traute ich mich dann doch einen Blick auf Łukasz zu werfen. Er hatte inzwischen auf dem Stuhl mir gegenüber wieder Platz genommen und blickte starr auf seine beiden Hände die er auf seinen Knieen platziert hatte. Ich verlor mich schon wie so oft an seinem Anblick. Diese perfekt liegenden Haare. Dieses so schön geformte Gesicht. Die markantem Konturen und seine Bartstoppeln am Kinn und unter der Nase. Eigentlich mochte ich sie nie..ich möchte es eher wenn ich ihn küsste und es nickte pickste. Ich liebte seine so zarte und weiche Haut..aber in dem Jahr das verstriffen war hatte ich meine Meinung geändert. Die Stoppeln machten ihn noch männlicher als er eh schon war. Die waren sein Markenzeichen das er nur ungern änderte..es war einfach zu hundert Prozent Łukasz. Das gefiel mir.
"Was starrst du denn so?" Łukasz der inzwischen aufblickte sah mich belustigt an. "Ehh..ich..ich..ach vergiss es." Sofort begann er den Kopf zu schütteln. "Nene..ich will das jetzt schon wissen. Habe ich etwa etwas im Gesicht?" Kurz musste ich kichern. Eigentlich war es unangebracht aber er war aufeinmal so locker drauf. "Naja..ich musste einfach wieder daran denken wie gut du mir doch gefällst..das schreckt dich ab..ich weiß. Aber du wolltest ja die Wahrheit." Schnell wendete ich meinen Blick ab und fuchtelte wild mit meinem Kugelschreiber herum. Von der einen Hand in die andere um etwas auf meine Schreibunterlage zu kritzeln. "Ach..das schreckt mich nicht ab. Früher hast du mir das so oft gesagt. Ich bin es doch von dir gewöhnt." Er grinste mich an und legte nun seine Hände ebenfalls auf meinen Tisch. Immer wieder fixierte er meine Hände um kurz danach wieder in meine Augen zu schauen. "Naja..ich wollte mit dir allein sein. Ich glaube wir sollten mal reden oder?" Mit dem Blick auf meine Hände gerichtet nickte ich um zu. "Als erstes mal möchte ich mich für gerade eben entschuldigen." Für was denn genau? Ehe ich mich versehen konnte griff er nach meinen Händen und umfasste diese fest mit den seinen. Überrascht blickte ich auf sodass er seinen Griff sofort lockerte und schüchtern zurück zog. "Ehm..ja Entschuldigung. Das wollte ich nicht" wie gern ich das doch hatte. "Nein nein..ich war nur überrascht das du so weit gehst.." jetzt ging ich den nächsten Schritt überbrückte den Abstand zwischen seinen und meinen Händen und griff bestimmenden nach seinen. Kurz lächelte er mir zu wurde danach aber wieder ganz ernst. "Naja..auf jeden Fall. Ich wollte vorhin nicht wieder die Kontrolle verlieren. Es war falsch dir erneut diesen blöden Vorwurf zu machen und dich so anzukeifen. Das war falsch..es tut mir leid!" Ich konnte das gar nicht ganz realisieren was hier passierte. Was er aufeinmal alles tat. Wie nett und lieb er zu mir war.. "Ach das muss dir nicht leid tun..du hast doch recht. Ich habe dich damals verletzt und nicht auf dich Rücksicht genommen. Das war egoistisch und falsch von mir..ich muss mich bei dir entschuldigen Łukasz" kurz schüttelte er den Kopf. "Ich habe daran glaube ich auch einen großen Teil zu beigetragen. Die Sache mit Justyna...die Manipulation in Köln damals. Ich denke das hat alles dazu beigetragen. Wir haben beide Fehler gemacht...haben es eingesehen und müssen nach vorn blicken. Es war falsch nur die Fehler bei dir zu suchen. Es tut mir auch leid dass ich dich..naja..du weißt schon...abgeschleppt habe und danach auch noch dir die Schuld gab. Ich kann mich einfach nur bei dir entschuldigen und hoffen dass du mir alles verzeihst. Im übrigen habe ich dir schon lang verziehen hatte nur nicht den Mut es dir zu sagen. Ich hoffe einfach dass es jetzt nicht zu spät ist" Dass das so einen Verlauf nahm hatte ich nun wirklich nicht gedacht. Dass er so offen über seine Fehler sprach zeugte schon fast einem Wunder. Noch nie waren mir so offen miteinander umgegangen und hatten unsere Fehler eingesehen. Gerade wir beide..gerade wir Sturköpfe. Ja! Es war ein Wunder!
Mutig stand ich von meinem Stuhl auf um um den Tisch zu laufen..nur blieb ich dummer weise an Łukasz Trainingstasche hängen sodass ich volle Kanne über diese stolperte. Da ich auch noch diese schlimmen Absatzschuhe anhatte machte ich mich schon auf den Boden gefasst. Dieser Aufprall blieb jedoch aus. Ich landete genau in Łukasz Armen. Er hielt mich fest und lächelte mich zurückhaltend an. Ich versuchte mich wieder gerade hinzustellen wurde jedoch von Łukasz verhindert da er mich immer näher an sich zog und mir so den nötigen Halt gab. Nicht nur das war auf einmal wieder da. Diese wohlige Geborgenheit war wieder da. Dieses Kribbeln und diese wundervolle Wärme breitete sich sofort in meinem ganzen Körper aus. Es war toll dies zu spüren. Es brachte mir eine gewisse Entspannung und Ruhe. Es war einfach unbeschreiblich schön.

Wir sahen uns einfach nur an. Inzwischen stand ich wieder normal trotz alle dem ganz nah bei ihm. Er hatte seine Arme meinen Körper gelegt und mich fest an sich gedrückt. Es passte sicherlich kein Blatt Papier mehr zwischen uns..nichts..rein gar nichts würde zwischen uns Platz finden. Es zählten einfach nur die Blicke die wir austauschten und die Nähe zu dem anderen. Leicht strich er mir eine Strähne hinter mein Ohr und streichelte anschließend sacht über meine Wange. Sein Kopf näherte sich meinem. Der Abstand wurde immer geringer so dass ich schon seinen Atem auf meiner Haut spürte. Wollte er wirklich so weit gehen? Wollte er mich wirklich küssen?

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt