-Kapitel 58-

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Mit einer weiten weißen Bluse und einer fast genauso weiten Hose stöckelte ich neben Łukasz durch den Presseraum. Die Stimmung war gedämpft. Kein Wunder nach dieser bitteren Niederlage. Die Tatsache dass ich mich im Pressebereich befand machte das ganze auch nicht besser. Das einzige was ich wollte: schnell weg. Ich hasste diese aufdringlichen Journalisten. Die hunderten Kameras und die lauten Schreie um ein heißbegehrtes Interview. Schon als wir beide den Raum betreten hatten warf ich Łukasz einen vielsagenden Blick zu. Er verstand sofort. Er hatte Gott sei Dank die selbe Meinung wie ich wenn es um die Presse ging. Keine BILD. Erst recht keine polnischen Medien. Maximal die Ruhrnachrichten. Die waren die harmlosesten von allen Anwesenden. Am besten aber überhaupt keine Interviews geben. Im Endeffekt verstrickte man sich oder das Wort wurde einem im Mund herumgedreht. Schrecklich.

"Ein Interview Herr Piszczek?!" Łukasz drehte sich zu dem Journalist und schüttelte entschuldigend den Kopf. Das gleiche bei den anderen. Er wusste schon warum. Viel zu unangenehme Fragen zum Spiel zu seiner Beziehung zu mir und die lästigen Spekulationen zur bevorstehenden EM. Darauf hatte er genau so wenig Lust wie ich.

Endlich hatte ich diesen Raum verlassen können. Ich konnte mich nur wiederholen. Ich hasste es. Jedoch war es geschafft und ich konnte ruhig den Abend angehen. Łukasz und ich standen bei Marco und Emy. Marco schaute sich immer wieder suchend um. Fragend schaute ich zu Emy die nur augenverdrehend abwank. "Ach..Marco sucht mal wieder nach seiner großen Liebe" verwirrt schaute ich erst zu Marco. Richtete dann meinen Blick zu Łukasz der mich nur wissend angrinste um kurz danach immer noch genau so wenig wissend du Emy zu schauen. "Na Auba. Er kann doch nicht ohne ihn." Zwinkerte sie. Ich nickte nur und wendete mich dann meinem Wasserglas zu. Łukasz hatte sich inzwischen zu Marco gewendet. Sie diskutierten über die ein oder andere Sache des Spiels. Ich hatte damit abgeschlossen. Man konnte es eh nicht mehr ändern.

Immer wieder schaute ich an mir herunter. Ich fühlte mich ganz und gar nicht gut. Als wenn jeder der an mir vorbei lief auf meinem Bauch starrte. Immer und immer wieder prüfte ich ob man wirklich schon etwas sah. Ich versuchte ihn zu versteckten indem ich meine Hände davor hielt und mich nah an den Tisch stellte um ja keine Angriffsfläche zu schaffen. Nach hinter meinen Ohr erklang Łukasz' Stimme. "Was ist los Kochanie?" Ich drehte mich zu ihm um und drückte mich nun an ihn damit ja niemand starren konnte. "Ich fühle mich beobachtet." flüsterte ich. Nur leider sinnlos bei der Lautstärke die hier herrschte. "Ich verstehe dich nicht." Ich zog ihm am Nacken zu mir und wiederholte es nah an sein Ohr. "Ich fühle mich beobachtet" sofort schaute er mich besorgt an. "Was? Wer beobachtet dich?" Ich schüttelte mit dem Kopf. "Du verstehst das nicht. Die schauen alle auf meinen Bauch." Sofort löste er sich um ebenfalls zu schauen. Schnell legte ich meine Hände davor. Ich fühlte mich dabei nicht gut. Łukasz jedoch nahm meine Hände in seine und entfernte sie von meinem Bauch. "Ach Ania. Das bildest du dir nur ein. Man sieht nichts...überhaupt nichts. Du hast dazu noch so eine weite Bluse an..da kann man nicht mal was erahnen. Stimmts Em.." "Pscht..Mensch Łukasz. Sei doch leise" Emy drehte sich zu uns. "Habt ihr mit mir gesprochen?" Schnell schüttelte ich meinen Kopf. Łukasz schaute mich fragend an und hob nur abwehrend die Arme. "Was ist denn los? Sie weiß doch eh Bescheid." Er verstand das mal wieder nicht. "Sie weiß es..ja. Sicherlich stellte sie dann nur Fragen..du weißt schon. 'Wie hast du dich entschieden.' 'Willst du es behalten' bla bla. Und dann wird man schief angeschaut wenn ich antworte dass ich mich gegen das Kind entscheide..verstehst du?" Stumm nickte er. "Es tut mir leid." Ich wank nur am und gab ihm einen Kuss. Ich hatte genauso wenig Interesse daran wieder mit ihm zu diskutieren. Das musste nun wirklich nicht sein..gerade in dieser so schweren Zeit.

Es war kurz nach drei. Viel zu spät für meine Verhältnisse. Wir saßen bereits im Taxi zum Hotel. Łukasz hatte seinen Arm um mich gelegt und streichelte mir immer wieder über den Oberschenkel. "Ania?" Schlaftrunken hob ich meinen Kopf von seiner Schulter und sah ihn schläfrig an. "Ja?" "Kommst du eigentlich mit nach Frankreich?" Sofort nickte ich.. "Ich hatte es vor. Möchtest du dass denn?" "Was ist das denn für eine Frage. Natürlich. Die Zeit in der ich in Arłamów bin wird so schon schwer. Frankreich ohne dich ist unvorstellbar..!" Gequält nickte ich. Über eine Woche ohne Łukasz. Ich wollte ehrlich gesagt nicht daran denken. "Und wollen wir jetzt noch irgendwo hinfahren? Wir haben ja noch eine Woche für uns." Łukasz nickte. "Du hast doch noch den Gutschein für Warschau. Wollen wir ein Wochenende dort verbringen." Das Weihnachtsgeschenk meiner Eltern...daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Aber Łukasz hatte recht. Es wäre perfekt. "So machen wir das" lächelte ich welches er sofort erwiderte und kurzerhand seine Lippen auf meine legte.

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt