Ona i On (II)

-Kapitel 63-

Dass Trainingslager rückte immer näher. Je kürzer die Zeitspanne wurde desto größer wurde die Sehnsucht. Ich wollte Łukasz einfach nicht gehen lassen. 10 Tage ohne ihn. Das war unvorstellbar. Ich hatte keine Ahnung was ich allein in Dortmund machen sollte. Alle waren sie im Urlaub. Was sollte ich tun? Rumsitzen und Tee trinken? Allein in den Urlaub fahren? Meine Eltern besuchen? Da war dies vielleicht noch die beste Idee. Bei meinen Eltern hatte ich mich nach Białystok nur noch sehr selten gemeldet. Sie wussten weder von der erneuten Beziehung zu Łukasz noch von der Schwangerschaft oder der Verlobung. Ich konnte meinen Blick überhaupt nicht mehr von diesem wundervollen Ring den mir Łukasz in Warschau geschenkt hatte abwenden. Diese zarte Gold was meine Hand zierte war einfach wunderschön. Ein wirkliches Prachtexemplar. Viel zu teuer aber Łukasz wollte ihn unbedingt an meinem Finger sehen.

"Ania?" Automatisch schaute ich zur Treppe. "Ich komme!" Langsam bewegte ich mich nach oben. Mir war klar dass Łukasz seine Tasche fertig gepackt hatte. Nur wollte ich es einfach nicht wahrhaben. "Ich bin fertig." Leicht lächelte er. Ich zwang mir ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen. Trotzdem war klar dass Łukasz sofort bemerkte dass es aufgesetzt war. Ich konnte ihm nach dieser langen Zeit einfach nichts mehr vormachen. Er kannte mich inn und auswendig. "Ania es sind doch nur 10 Tage." Ich seufzte. "Zehn lange Tage! Und das auch noch ohne dich." Er kam auf mich zu und nahm mich fest in seinen Arm. "Und danach haben wir uns wieder. Dann fahren wir gemeinsam nach Frankreich." Mit nach unten gerichteten Blick nickte ich. "So viel werde ich da aber auch nicht von dir haben." Sacht strich er mir über die Wange. "Aber mehr als jetzt." Einsehend nickte ich. "Als du in Białystok warst hast du es ein Jahr ohne mich ausgehalten." Zwinkerte er. Sacht kniff ich ihn in den Bauch. "Idiot!" Anschließend schlung ich meine Arme fest um seinen Bauch. "Das wird schon! Denk einfach daran das wir nach der EM umziehen?" Überrascht schaute ich auf. "Hm? Wo denn hin?" Er schmunzelte und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Na zu mir. Wir erwarten ein Kind. Sind verlobt..denkst du etwa ich lass dich weiter in Körne wohnen?" Ich lachte. "Na dann kann ich ja gar nicht Nein sagen." Zustimmend nickte er mir zu. "Genau! Das hättest du wirklich nicht gekonnt!" Unsicher luckte ich auf sie Wanduhr hinter Łukasz. "Ich unterbreche dass hier nur wirklich ungern aber wenn du dem Flug nicht verpassen willst..andererseits können wir auch gerne hier weiter stehen." Gehässig grinste er mich an. "Das hättest du gerne so. Das würde aber auch bedeuten dass du dir Frankreich abschminken könntest." Gespielt überlegte ich einige Sekunden. "Vielleicht sollte ich dich doch gehen lassen."

Die letzten Minuten waren angebrochen. Sein Flug war bereits aufgerufen. Łukasz würde jede Sekunde gehen. Zum letzten Mal nahm er mich fest in den Arm. Zum letzten Mal gab er mir einen gefühlvollen Kuss. "Grüß Kuba von mir. Lass dich nicht ärgern und erst recht nicht verletzten. Ach und viel Spaß. Streng dich an." Gespielt geschockt sah er mich an. "Ich strenge mich immer an." Kurz lachte ich ironisch auf. "Das glaubst du doch selber nicht.!" Noch einmal. Ein letztes Mal legte er seine Lippen auf meine. Griff anschließend nach seinem Koffer und seiner Tasche und machte sich auf den Weg zum CheckIn. "Melde dich wenn du gelandet bist!" Rief ich ihm hinterher. Lächelnd nickte mir zu. "Ich liebe dich!" Glücklich und doch wehmütig erwiderte ich sein Lächeln. "Ich dich auch Łukasz!" Und ja es stimmte. Ich liebte ihn so sehr. Ohne ihn war ich verloren. Gnadenlos ausgeliefert. Ohne ihn fehlte mir die so notwendige Luft zum atmen.