-Kapitel 19-

714 50 30
                                    

Ania P.O.V.

Gedankenversunken saß ich vor dem Fernseher und zappte durch das Programm. Nichts ansprechendes konnte man sich zur Zeit anschauen. Inzwischen war ich bei den Sportsendern angekommen. Eurosport brachte Tennis. War jetzt nicht so mein Fall. Bei Sky kamen nur die elend langweiligen Nachrichten. Sport 1 brachte Bundesliga aktuell. Gerade als ich weiter schalten wollte fiel Łukasz' Name. Von einer auf die andere Sekunde starrte ich wie gebannt auf den Bildschirm.

Łukasz Piszczek hat mit Borussia Dortmund das Achtelfinale in der UEFA Europa League fest im Visier.Trotz des 2:0-Vorsprungs aus der vergangenen Woche dürfe man sich im Rückspiel am Donnerstag beim FC Porto aber nicht zu sicher fühlen, betonte der Rechtsverteidiger im Interview mit SPORT1."Es ist erst Halbzeit. Wir wissen, dass es in Porto nicht einfach wird. Aber wenn wir so konzentriert und strukturiert spielen, wie im Heimspiel, dann haben wir gute Chancen, weiterzukommen", sagt der Pole, der seinen Vertrag vor wenigen Wochen bis 2018 verlängert hat. Dass den BVB in Portugal ein Hexenkessel erwartet, macht ihm dabei keine Sorgen: "Ich habe gehört, dass dort eine sehr gute Athmosphäre herrscht. Das kennen wir aber auch schon aus unserem Stadion, daran sind wir gewöhnt. Wir werden gut vorbereitet sein auf dieses Spiel."

Piszczeks Ziel auf internationalem Parkett in dieser Saison ist ganz klar der Titel.

"Wir spielen in diesem Wettbewerb nicht einfach so, wir wissen, dass es am Ende einen Pokal zu gewinnen gibt und den wollen wir am Ende auch in den Händen halten", meinte der Nationalspieler.

Wie lange ich ihn so nicht mehr gesehen hatte. Lächelnd. Nicht grimmig. Normal und menschlich. Irgendwie war ich stolz auf ihm dass er das alles so gut meisterte mit der deutschen Sprache. Es freute mich sehr. Ich ließ das Interview nochmal Revue passieren. Ohne Vorwarnung begannen mir die Tränen über die Wangen zu laufen. Wie auf klick schossen sie mir in die Augen und waren nicht mehr aufhaltbar. Ich wusste nicht was auf einmal mit mir los war. Warum mir die Tränen kamen. Ich hatte keine Ahnung. Und das die Tränen trockneten schien noch lange nicht in Sicht.

Urplötzlich klingelte es an der Tür. Wer war das denn jetzt? Warum gerade jetzt wo ich wie eim Schlosshund weinte und wahrscheinlich wie ein Panda aussah. Mühsam schleppte ich mich zur Tür und warf nochmal einem prüfenden Bilck in den Spiegel daneben. Gott sei dank sah ich nicht so schwarz wie erwartet aus.

"Was macht ihr denn hier?" Geschockt sah ich deren Gesichter. Marco Emy und vor allem Łukasz standen vor mir und blickten mich an. "Wir wollten mal mit dir sprechen...aber anscheinend passt das gerade nicht so! Was ist denn passiert? Hast du geweint? " Marco sah mich mitfühlend an. Ich wank nur ab. "Kommt rein.." Marco und Emy sahen mich lächelnd an..im Gegensatz zu Łukasz. Dieser hatte mir bis jetzt kein einziges mal in die Augen gesehen. Er starrte auf seine Füße und hatte kein einziges Wort gesagt. Im Flur legten alle ihre Jacken ab und folgten mir dann ins Wohnzimmer. "Möchtet ihr etwas trinken?" Emy nickte. "Mach uns dreien doch bitte einen Kaffee." Leicht lächelnd nickte ich und verschwand dann. Hatte ich mir das nur eingebildet oder hatte sie das 'dreien' ganz schön betont. Entweder lag es daran dass Łukasz bis jetzt noch kein einziges Wort gesagt hatte oder ich bildete mir das wirklich nur ein.

Emy und Marco stellte ich den Kaffee hin. Łukasz und mir hatte ich eine Tasse Anatol gemacht. Ich wusste wie er zu deutschen Kaffee stand. Besonders gut fand er ihn nicht.
Ich ließ mich nun auf mein Sofa neben Emy fallen und sah abwartend in die Runde. "Und warum seit ihr jetzt hier?" Niemand sagte etwas. Insgeheim konnte ich es mir ja schon denken. Hundertprozentig hatte Emy Łukasz Feuer untern Arsch gemacht. Ob es was gebracht hatte wusste ich nicht. Entweder war er freiwillig mitgekommen oder er wurde gezwungen. Das konnte ich mir bei Emy und Marco auch ziemlich gut vorstellen. Bei ihnen war alles möglich. Wirklich alles.

Emy und Marco sahen abwartend zu Łukasz der gar nicht der gleichen tat und seelenruhig nach seiner Tasse griff. Als er merkte was sich in ihr befand schaute er zu mir. Ich zuckte nur gleichgültig mit dem Schultern. Es war irgendwie selbstverständlich für mich gewesen ihm die Tasse Malzkaffee hinzustellen. Es verband uns irgendwie.

"Also?" Die drei hatten immer noch nichts gesagt. Ich wurde langsam etwas ungeduldig da ich es nicht besonders angenehm empfand mit Łukasz in einem Raum zu verweilen. Es ließ mich ungehindert an diese Nacht denken...das hätte einfach nicht passieren dürfen. Ich machte mir immer noch gewaltige Vorwürfe. Ich hätte mich einfach nicht auf ihn einlassen dürfen. Schluss aus. Hätte einfach Nein sagen müssen. Da hätten wir das Problem nicht. Leider Gottes konnte man es aber nun nicht mehr ändern. Es war passiert und damit mussten wir nun beide leben.

"Reis dich doch mal zusammen. Du bist derjenige der hier alles verbockt hat. Nicht Marco und auch nicht ich. Hab jetzt die Eier in der Hose und steh zu deinem Scheiß." Emy griff voll durch. Ich war froh dass sie das so etwas in die Hand nahm und nicht nur still daneben saß. "Ich hab nicht vorgehabt hier her zu kommen!" Giftete Łukasz nun zurück. Marco der bis jetzt nur still beobachtet hatte flüsterte nun Emy etwas zu. Wenig später standen sie ruckartig auf und gingen zur Wohnzimmertür. "Wenn ihr uns keine andere Wahl lasst. Wir machen es so wie damals. Viel Spaß beim reden." Die Tür war zu und man hörte nur noch den Schlüssel im Schloss drehen. Das war doch nicht wirklich wahr oder? Eins stand fest. Ich machte sicher nicht den ersten Schritt.

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt