-Kapitel 21-

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Nachdem Łukasz die Wohnung verlassen hatte war es still. Verdammt still. Ich saß in zwischen auf dem Boden. Die Kniee an meinen Körper gezogen und meinen Kopf auf diese gestützt. Ich war einfach so überfordert. Ich konnte mit der Situation nicht umgehen und war völlig fertig. Das hatte nichts gebracht und würde auch nichts mehr bringen. Das war wahrscheinlich endgültig vorbei zwischen Łukasz und mir. So schwer mir es fiel dies einzusehen. Es war einfach so. Ich konnte daran nichts ändern. Ich hatte Łukasz einfach zu sehr verletzt.

Ich hörte Schritte die immer näher kamen. Wenig später fühlte ich wie auf beiden Schultern sich eine Hand platzierte. Ich rafte mich dazu auf meinen Kopf zu heben und sah in die mitleidigen Gesichter von Emy und Marco. "Können wir dir noch helfen?" Emely klang ziemlich zurückhaltend. Marco konnte mir kaum richtig in die Augen sehen. Ich versuchte stark zu wirken. "Ich glaube ihr habt schon genug gemacht findet ihr nicht?" Ich versuchte so gut wie möglich meine Schultern von ihren Händen zu befreien und stand dann auf. Emely und Marco sahen sich nur an. "Ich würde sagen dass ihr jetzt geht!" Ich lief in den Flur und öffnete die Wohnungstür. Ohne auch nur ein Wort zu sagen schloss ich diese wieder nachdem die beiden herrausgetreten waren. Sie hatten alles nur noch schlimmer gemacht!

Das eiskalte Wasser prallte auf meine Haut. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. Musste wieder zu klaren Gedanken kommen. Das was hier passiert war hatte alle Beteiligten noch mehr in die Scheiße geritten. Das hatte uns nun wirklich..aber auch wirklich kein Stück weiter geholfen. Jeder verzweifelte Versuch mit Łukasz darüber zu sprechen machte es nur noch schlimmer und ließ uns noch weiter auseinander trifften. Es war alles sinnlos. So hart es klang..aber ja. Es war auch Zeitverschwendung und auch Tränenverschwendung. Es brachte irgendwie nichts mehr. Weinen war überflüssig geworden. Ich war ja diejenige die Łukasz hinterher trauerte. Er machte es nicht. Traurig eigentlich.

Immer und immer wieder spielten sich die Szenen in meinem Kopf ab. Immer wieder sah ich mich wie ich ihn flehend ansah. Immer wieder seinen kalten Blick auf mir haften.

"Naja..es war schon ziemlich traurig dass du versucht hast alles auf mich zu schieben."

"Ach das war traurig?"

"Was war vor einem Jahr? War dein Verhalten nicht auch irgendwie traurig?"

"Łukasz bitte.."

"Nicht Łukasz bitte. Das ist Tatsache. Hätte ich nicht mit Michael gesprochen hätte ich es gar nicht erfahren oder wie sähe das nun aus?"

"Łukasz ich hatte Angst"

"Angst? Vor was denn bitte?"

"Vor deiner Reaktion. Du merkst das anscheinend gar nicht. Sieh dich doch mal an. Selbst jetzt nach einem Jahr flippst du völlig aus."

"Ist das nicht irgendwie verständlich?"

"Ich hatte damals meine große Liebe verloren. Hättest du anders reagiert?"

"Hättest du anders gehandelt wenn du wüsstest das der Mann den du über alles liebst...der dich eigentlich auch liebt..so glaubst du zumindest...einfach geht? Ohne jegliche Vorwarnung einfach einen neuen Weg ohne dich geht? Hättest du ihn freudig gehen lassen?"

"Ich hab dich wirklich geliebt."

"Geliebt. Merkst du es? Du hast mich geliebt"

"Nein Łukasz. Du verstehst das falsch! Ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Wirklich nie. Keinen anderen Mann habe ich angeschaut. Du musst mir glauben!"

"Was bringt das noch?"

Im Nachhinein empfand ich es für noch schlimmer. Es waren so viele Dinge passiert die einfach nicht hatten passieren dürfen. Białystok. Die Nacht mit Łukasz. Alles war im Endeffekt irgendwie ein Fehler..meinerseits. Ich hatte einfach zu viele Fehler gemacht die anscheinend nicht behoben werden konnten. Nun musste ich wohl oder übel mit den Konsequenzen leben. Auch wenn es schwer fallen würde.

Mir fiel die Decke auf den Kopf. Je mehr ich über alles nachdachte um so erdrückender wurde es. Ich musste einfach raus. Irgendwo hin. Einfach aus dieser erdrückenden Atmosphäre fliehen. Frische Luft tanken um endlich wieder richtig atmen zu können. Schnell verließ ich meine Wohnung und huschte zu meinem Auto. Wo ich am Ende das Auto stoppen würde wusste ich nicht. Am liebsten ja am Strand. Das Meer spiegelte für mich schon immer Freiheit wieder. Der raue Wind und die salzige Luft hatte ich seit Kołobrzeg nicht mehr erleben können. Und da waren wir auch schon wieder bei dem Thema Łukasz angelangt. Alles erinnerte mich an ihn. Ich hatte einfach zu viel mit ihm erlebt. Wir hatten so viel durchmachen müssen sodass mich alles an ihn erinnerte. Eigentlich sollte dies ja nicht der Zweck von der Autofahrt werden. Sie sollte mich auf andere Gedanken bringen. Meinen Kopf frei bekommen..aber anscheinend ging das nicht so einfach wie es sich anhörte. Ich musste also einen anderen Weg finden. Einen der mir half wenigstens alles für einen kurzen Moment zu vergessen. Der mich auf andere Gedanken brachte. Der für mich da war. Auch wenn es vielleicht nicht richtig war..es fiel mir im Moment einfach nur einer ein: Erik!

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt