-Kapitel 66-

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Einen Tag war ich bereits in Zabrze. Einen Tag auf polnischen Boden. Einen Tag in meiner Heimatstadt. Einen Tag bei meiner geliebten Familie. Auch wenn das in letzter Zeit nicht wirklich gezeigt wurde...von beiden Seiten. Wir hatten Gott sei Dank miteinander reden können. Wir haben alles wirklich alles klären können. Sie waren über meinen Beziehungstatus aufgeklärt und vor allem über die Schwangerschaft.  Wirklich alle waren völlig aus dem Häuschen. Sie konnten nicht glauben dass ich mit Łukasz ein Kind bekam. Nicht nach dieser Vorgeschichte. Aber ich hatte ja selbst nicht daran gedacht. Dass ich lang an eine Abtreibung gedacht hatte schob ich schweigend unter den Tisch. Das mussten sie nun wirklich nicht wissen. Vor allem würde es die ganze Situation und die Vorfreude auf das Kleine vermiesen.

Tata und ich befanden sich auf der Autostrada 4 Richtung Kraków. Wie Łukasz sich schon dachte war mein Vater Feuer und Flamme und freute sich wie verrückt auf das Fußballspiel der Nationalmannschaft. "Ach Ania! Das war so eine gute Idee von Łukasz. Wirklich. Ich freue mich sehr auf das Spiel. Wie lang ich schon nicht mehr bei einem Spiel war. Und dann auch noch so ein tolles! Sehen wir Łukasz dann auch?" Lächelnd drehte ich mich kurz zu Tata der gebannt auf die Fahrbahn schaute. Wenigstens einer der darauf achtet. Nicht wie Łukasz. "Łukasz war sich mehr als sicher dass dir das sehr gefallen wird. Und wir werden ihn dann natürlich sehen. Ich soll dir ausrichten dass er sich sehr auf uns freut!" Tata lachte laut. "Er freut sich sicherlich nur auf dich. So wie ich euch kenne seit ihr schon krank vor Sehnsucht!" Leicht ertappt schoss das Blut in meine Wangen. Das war mir unangenehm. Tata kannte mich zwar in und auswendig trotzdem wollte ich dies nicht zugeben.

Das ganze Stadion in rot weiß. Die Mannschaft lief ein und 33.326 Menschen riefen 'Biało i Czerwony'  Es war so besonders. In diesem Stadion mit fremden Menschen die auf einmal zu deiner Familie wurden weil sie genau wie du das gleiche Ziel verfolgten. Den Sieg der Mannschaft die unser Land vertrat. In Vorbereitung auf die Euro. Und das beste daran war. Das mein Verlobter dort unten neben Jakub und Kamil stand und gespannt auf den Beginn des Spieles wartete.

Jeszcze Polska nie zginęła,
Kiedy my żyjemy.
Co nam obca przemoc wzięła,
Szablą odbierzemy.

Marsz, marsz, Dąbrowski,
Z ziemi włoskiej do Polski,
Za twoim przewodem
Złączym się z narodem.

Marsz, marsz, Dąbrowski,
Z ziemi włoskiej do Polski,
Za twoim przewodem
Złączym się z narodem.

Lautes Jubeln ging durch das Stadion nachdem wir die gemeinsam Arm in Arm unsere Nationalhymne sangen. Ganz Polen gemeinsam mit unserem Team. Gemeinsam für unser Team. Für den Sieg und Erfolg nicht nur hier sondern auch bald in Frankreich.

Aus! Das Spiel war aus und unsere Nationalmannschaft hatte 3:0 gewonnen. Das Stadion feierte. Alle jubelten und sprangen. Das Stadion bebte und die Stimmung war ausgelassen gut. Man konnte sehen wie jeder einzelne voller Stolz hier stand und das Team laut beklatschte. Überall war 'Brawo Drużyna' zu hören und der Jubel schien kein Ende zu nehmen. Jede Ecke. Jede Tribüne. Jede Reihe war außer sich. Wenn sie jetzt schon verrückt spielten wollte ich gar nicht wissen was in Warschau damals los war als feststand dass Polen für die Europameisterschaft qualifiziert war. Anscheinend hätten sie am liebsten die Bude auseinander genommen. Was damals passierte war jetzt in der Gegenwart erstmal egal. Der Moment zählte und dieser war mehr als perfekt. Die Tatsache dass ich nun gleich auch noch Łukasz sehen dürfte machte es noch eim Stück weit besser. Tata neben mir war auch außer sich. So euphorisch und jubelnd sah man ihn selten. Er war zwar emotional aber immer recht ruhig. Da musste schon einiges passieren dass er so ausrastete und feierte. Es war befreiend in so einer Atmosphäre so ein Spiel zu sehen. Und jetzt musste nur noch Łukasz kommen. Dann war der Tag für mich mehr als gelungen!

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt