-Kapitel 17-

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Marco und ich waren schon einige Zeit gelaufen. Viel gesprochen so wie er es wollte hatten wir bis jetzt noch nicht. Wir liefen still nebeneinander her und versuchten uns warm zu halten. Es war Ende Februar und nochmal verdammt kalt geworden. Die Luft flimmerte und Dampfwolken verließen bei jedem Atemzug unseren Mund und Nase. Die Sonne schien jedoch stand sie viel zu tief sodass es schon wieder schwer war richtig sehen zu können. Eigentlich war es perfektes Wetter zu spazieren gehen. Mit Sonnenbrille wäre es vielleicht noch etwas besser jedoch war der Anlass nicht der schönste.

"Erzähl doch mal was bei Łukasz passiert ist!" Marco der bis jetzt die ganze Zeit auf den Boden gestarrt hatte richtete sein Kopf zu Seite und sah mich mitleidig an. "Möchtest du dass wirklich wissen?" Ich versuchte halbwegs stark zu wirken. Gespielt selbstsicher nickte ich und stellte mich schon auf das schlimmste ein..wenn Marco so schon begann. "Naja wie soll ich sagen? Er hat versucht die Schuld auf dich zu schieben. Er hat keine Sekunde vielleicht einmal selbst daran gedacht dass er die Schuld an allem trug." Er wirkte wirklich betroffen. Anscheinend gefiel ihm das auch nicht was da zwischen Łukasz und mir passierte. "Wie meinst du das denn genau?" So wirklich konnte ich mir darunter nichts vorstellen. "Er sagte dass du ihn verführt hast. Nur durch dich wäre es soweit gekommen. Er war davon fest überzeugt!" Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn ungläubig an. "Wie..also..das war so nicht. Ich habe ihn nicht verführt. Ich wollte gehen! Er hat mich aufgehalten. Das ging wirklich von ihm aus Marco!" Er nickte nur und zog mich in eine freundschaftliche Umarmung. "Ich weiß das doch Ania. Ich hab ihm das auch so gesagt! Hab ihm gedroht dass er sich verdammt nochmal bei dir entschuldigen soll und endlich mit diesem scheiß getrotze aufhören soll. Er ist ein erwachsener Mann. Er benimmt sich aber wie ein kleines Mädchen dem die Barbie weggenommen wurde." "Na übertreib mal nicht. Ich hätte mich nicht darauf einlassen dürfen. Hätte nicht nach Polen gehen müssen. Ich bin eigentlich der Grund dass das alles so passiert ist!" Wild schüttelte er mit dem Kopf. "Nein! Da kann ich dir einfach nicht zustimmen. Du stellst immer alles so dar dass alles deine Schuld ist. Das ist aber nicht wahr. Versteh das doch endlich mal." Er sollte mich verdammt nicht so sehr in Schutz nehmen. "Es ist doch die Wahrheit. Wäre ich nicht gegangen hätten wir dieses Problem nicht. Das ist doch Fakt." Marco lachte ironisch auf. "Warum bist du gegangen?" Ich sah ihn skeptisch an. "Was soll das denn jetzt?" Er hob den Zeigefinger. "Antworte mir!" Was war das denn jetzt? Was sollte das denn bitte bringen. Alles immer und immer wieder auszukaspern war sinnlos. "Ich wollte neue Erfahrungen sammeln. Mal etwas anderes sehen. Mich fortbilden." Marco sah mich fordernd an. "Ja und weiter?" Was weiter? Das waren doch schon alle Gründe dafür gewesen. Was wollte er denn bitte noch hören? "Was denn?" Marco lief unbeeindruckt weiter. Ich war inzwischen stehen geblieben und sah ihm hinterher. "Das ist nicht der einzige Grund. Sei doch nicht so blind Ania. Gesteh es dir doch wenigstens jetzt ein." Rief er mir zu. Was wollte er denn von mir? Was sollte ich mir denn eingestehen. Warum war ich denn blind? "Wenn ich nicht weiß was du meinst kann ich mir auch nichts eingestehen." Mahnend schüttelte er seinen Kopf. "Was war hier alles passiert?! Hast du das ernsthaft alles vergessen? Du belügst dich doch selbst. Du wolltest schonmal weg! Du hattest es hier schonmal nicht mehr ausgehalten. Aus verständlichen Gründen! Das war ein schleichender Prozess. Die Idee zu gehen kam dir nicht das erste mal. Das war alles im Zusammenhang mit Łukasz. Du hattest das nicht vergessen. Du hast es vielleicht gedacht. Aber dein Herz hat was ganz anders gesagt. Du müsstest es wirklich langsam einsehen!." Perplex schaute ich ihn an. Was er da so alles gesagt hatte bewegte mich ungemein. Es kamen die ganzen Bilder wieder nach oben. Der erste Tag mit Łukasz. Justyna. Ihr abgekatertes Spiel was sie trieb. Wirklich alles was ich beim BVB mit Łukasz beziehungsweise durch Łukasz erlebt hatte. "Aber.." Marco der inzwischen einen Arm um mich gelegt hatte versuchte mich etwas zu beruhigen. Ich hatte angefangen zu weinen. Leise fanden immer mehr Tränen den Weg über meine Wangen in meine Mundwinkel sodass sich der salzige Geschmack schnell ausbreitete. "Ania bitte gib dir keine Schuld. Du kannst da am wenigsten für. Das werden Emely und ich dem werten Herrn auch nochmal verklickern. Weil so kann das echt nicht weitergehen." Beruhigend strich er mir immer wieder über den Rücken. Wir waren schon auf dem Weg zurück zum Gelände da Marco immerhin noch zum Training musste. "Marco ich liebe ihn doch aber!" Er zog mich fester an sich um mir eine gewisse Sicherheit zu schenken. Er wollte mir zeigen dass er für mich da war und sich mit Emely gemeinsam um mich kümmerte. Ich war ihnen dafür wirklich dankbar. Aber würde es den wirklich helfen auf Łukasz einzureden? Er war verdammt stur und würde nicht reagieren wenn er es nicht wirklich einsehen würde. "Ich weiß dass du ihn liebst. Er liebt dich auch! Das spüre ich. Du hast doch sicher mal was davon gehört dass Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagen oder?" Ich nickte stumm. "Na siehst du. Wenn da keine Gefühle im Spiel wären wäre er Samstag Nacht auch nicht so weit gegangen. Łukasz steigt nicht einfach aus Lust und Laune mit einer Frau ins Bett. Da bin ich mir sicher. Du musst nur noch etwas Geduld haben! Wir schaffen das schon. Łukasz wird zur Vernunft kommen. Versprochen." Ich vertraute auf Marcos Worte!

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt