-Kapitel 67-

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Wie auf heißen Kohlen stand ich nun neben meinem Vater in der Lobby des Hotels in dem die Nationalmannschaft wohnte. Ich fühlte mich wie ein naiver Teenager der auf sein Idol wartete. Jedoch war der Grund ein ganz anderer warum ich genau hier stand. Ich wartete auf meinen Verlobten. Den Vater meines Kindes. Und Tata wartete natürlich auf seinen baldigen Schwiegersohn. Ich hatte ihn eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen. Es war eigentlich nur knapp eine Woche. Dennoch musste ich ihn unbedingt wieder sehen.

Ich saß auf einem der Sofas im Eingangsbereich und schrieb meiner Mutter. Als ich jedoch lautes Gewusel außerhalb des Hotels hörte schnellte mein Kopf in die Höhe. Ungeduldig sprang ich von der Couch und konnte es kaum erwarten bis die Mannschaft die Lobby betrat. Mein Vater quittierte dies nur mit einem vielsagendem Grinsen. Als die ersten das Hotel betraten scannte ich jede einzelne Person ganz genau ab. Wie ich Łukasz kannte war er einer der letzten. Alle des Teams lächelten flüchtig als sie mich sahen. Nur schwer konnte ich erwiedern weil ich wo ganz anders mit meinen Gedanken war.

"Ania? Hallo!!" Ich unterbrach meinen Tunnelblick und blickte zu Jakub der lachend vor mir stand. "Ich dachte du wartest so gespannt auf mich. Da hab ich mich wahrscheinlich vertan" zwinkerte er mir neckisch zu. Tata lachte nur laut. "Ania ist schon die ganze Zeit ganz hippelig." Weihte mein Vater Kuba ein. "Und das nur wegen Piszczu? " ich schenkte ihm einen grimmigen Blick und wendete dann meinen Blick wieder zum Eingang. Und genau in dem Moment betrat er den Raum. Noch mit feuchtem Haar. Nur im Muskelshirt mit den Kopfhörern im Ohr und dem starrem Blick auf sein Handy gerichtet. Ich verfolgte jedem seiner Schritte und war einfach wie versteinert. Eigentlich wollte ich losrennen - Ihm um den Hals fallen doch genau in diesem Moment waren meine Knochen wie gefroren. Nicht zu bewegen. Wenig später hatte er seine Kopfhörer aus dem Ohr gezogen und blickte sich prüfend um. Als er dann endlich in meine Richtung sah erhellte sich seine Miene von der einen zur anderen Sekunde. Er strahlte mich an und auch ich konnte mich endlich wieder bewegen. Ich musste mich zusammen reißen um nicht los zu rennen. Ich lief ihm entgegen. Schon kurz bevor wir voreinander standen breitete er seine Arme aus. Als ich dann endlich vor ihm stand schlang ich meine Arme um ihm und vergrub meinen Gesicht im seinem Hals. Es war so ein wundervoller Moment ihn wieder bei mir zu haben. Ihn endlich wieder nah zu sein. Ihn zu berühren und zu küssen. Es war etwas ganz besonderes. Es gab in diesem Moment nur Łukasz und mich. Niemand anderen. Nur uns zwei. Alle anderen um uns herum warem völlig egal. Mich interessierte niemand. Nicht das Team. Nicht meinen Vater. Nicht die Hotelangestellten oder sonst wen. Alles war völlig nebensächlich..

"Nehmt euch ein Zimmer" rief uns Artur zu. Alle begannen zu lachen sodass wir unseren schon ewig anhaltenden Kuss beendeten und in die Richtung des Gelächters schauten. Mein Vater stand noch immer bei Jakub. Anscheinend hatten sie sich bis eben gut unterhalten. Łukasz legte seinen Arm um mich und grinste Artur gehässig an. "Ich hab schon ein Zimmer. Ich brauch mir keins nehmen!" Kuba meldete sich sofort. "Ich schlaf da aber auch!" Łukasz grinste nur. "Du wirst ausquartiert." Alle lachten. "Dann sollten wir aber auch vorsorgen. Ob die an der Rezeption sowas wie Lärmschützer haben?" Brachte sich nun Kamil ein. "Ihr seid allesamt Idioten. Riesige Idioten." Lachte nun ich. "Ehrlich! Ich möchte nun wirklich keine Details über das Liebesleben meiner Tochter erfahren" Brachte nun Tata an. Ihn hatte ich völlig vergessen. Wieder mal begannen alle zu lachen. Ich jedoch schaute nur erschrocken zu meinem Vater und Kuba. Dieser fand dies nämlich wiedermal ganz witzig.

"Ich werde dich vermissen. Ach was. Ich vermisse dich jetzt schon. Ich will nicht gehen." Es war mitten in der Nacht. Tata saß schon im Auto und ich? Ich stand weinerlich vor Łukasz und konnte mich einfach nicht von ihm trennen. Ich wollte ihn nicht schon wieder gehen lassen. "Kochanie. Bitte. Nur noch drei Tage. In drei Tagen bin ich wieder da. Dann steht der Umzug an. Freu dich einfach darauf und dass das Ende in Sicht ist. Mir fällt es auch nicht leicht. Im Gegenteil. Ich rede mir einfach immer ein dass Vorfreude doch die schönste Freude sei." Einsehend nickte ich. Nur drei Tage Ania. Nur drei Tage. Drei Tage. Es war machbar. "Ania wir müssen. Deine Mutter wartet auf uns." Kurz drehte ich mich zu meinen Vater und nickte schwerfällig. "Wir müssen" ich gab ihm einen letzten Kuss und lief dann zum Auto. "Ich liebe dich" waren meine letzten Worte bevor ich in d dasad Auto meines Vaters stieg und wir gemeinsam den Weg nach Zabrze antraten. Ohne Łukasz...

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt