-Kapitel 52-

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Alles war wieder halbwegs im Lot. Łukasz und ich verbrachten wieder viel mehr Zeit miteinander. Trafen uns nicht nur auf Arbeit. Verbrachten so gut wie jeden Feierabend miteinander und hatten auch so kaum Probleme. Natürlich war das bevorstehende in unseren Hinterköpfen. Łukasz auch in allen Ehren dass er mir so zur Seite stand. Er wollte das Kind gab trotzdem auf mich Rücksicht. Das verdiente sehr großen Respekt. Nach all dem was passiert ist war er so stark. Auch wenn ich mir sicher war dass es in seinem Inneren sicherlich ganz anders aussah. Öffnen tat er sich da sicher nicht. So gut kannte ich ihm bereits.

"Ich mach Schluss. Bis Montag Aki." Er lächelte mir zu und nickte freundlich. "Das hast du dir verdient. Liegen die Statistiken auf Michaels Schreibtisch?" Stumm nickte ich und zog meine schwarze Lederjacke über. "Dann ist das ja super. Was ich dich noch fragen wollte. Fliegst du nächste Woche Freitag mit nach Berlin?" Nächste Woche Freitag. Eigentlich stand da etwas anderes an. Ich müsste theoretisch einen Tag zur Beobachtung ins Krankenhaus. Und in Stimmung war ich sicherlich auch nicht so kurz nach einer Abtreibung. Obwohl auch die Saison Abschlussfeier wäre. Mit oder eben ohne Pokal. "Ich weiß noch nicht ob ich das schaffe." Er sah mich eindringlich an. "Wie nicht schaffst?" Ich zuckte mit den Schultern und schulterte meine Tasche. "Naja..ob ich mit meinen Aufgaben fertig werde." Er wunk ab. "Ach. Es ist Pokalfinale. Da bekommst du doch selbstverständlich frei. Gar keine Frage Ania. Und außerdem ist danach die Abschlussfeier. Du bist die Freundin von Łukasz und Mitarbeiterin. Da ist das doch selbstverständlich dass du eingeladen bist. Eigentlich eine Pflichtverantstaltung" zwinkerte er. "Ich versuche es zu ermöglichen." Gezwungen lächelte ich ihn an und verließ dann nickend sein Büro.
An das Finale hatte ich letzte Woche beim Arzt mal so gar nicht
gedacht. Das hätte ich echt anders legen müssen. Was sollte ich denn Aki Michael und vor allem den Jungs und den Mädels sagen? Die würden sicherlich keine Ausrede dulden oder glauben. Emy zumindest. Sie kannte mich dafür zu gut und würde es mir nicht abkaufen.

Völlig in Gedanken versunken merkte ich gar nicht wie sich mir jemand in den Weg stellte. Erst als ich fast mit ihm zusammenprallte wachte ich aus meiner Trance auf und sah in Łukasz' lächelndes Gesicht. "Na?" Er nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen liebevollen Kuss. Ich konnte es ehrlich gesagt kaum genießen da ich mit meinen Gedanken immer und immer wieder zu dem Gespräch vor einigen Minuten driftete. Ich dachte krampfhaft darüber nach wie das Problem gelöst werden konnte. "Was ist denn los. Ist irgendwas passiert?" Ich sah zu ihm auf und atmete laut aus. "Aki hat mich gefragt ob ich Freitag mit nach Berlin fliege." Łukasz schien nicht zu wissen was daran jetzt so schlimm war. "Was ist dass den für eine Frage. Natürlich fliegst du mit." Ich schluckte. Hatte er es denn vergessen? "Du weißt aber schon was am Freitag Morgen um 10 Uhr stattfindet oder?" Kurz überlegte er dann wurde er kreidebleich. Er schaute zu Boden und nickte kaum merkbar. Sah ich da gerade die sonst so starke Fassade bröckeln? "Ach ja..dann kann ich ja gar nicht mit fliegen?" Jetzt wurde ich stutzig. "Warum kannst du nicht mitfliegen. Es ist Finale und zweitens was möchtest du denn dem Trainer sagen?"Gleichgültig zuckte er mit den Schultern "Keine Ahnung. Aber ich lassen dich mit diesen schweren Schritt sicherlich nicht allein. Mir fällt schon etwas ein. Vielleicht täusche ich eine Krippe vor oder soetwas. Wird schon klappen." Perplex sah ich ihn an. "Spinnst du. Wie oft denn noch. Es ist Finale Łukasz. Pokalfinale. Es ist ein verdammt wichtiges Spiel. Da kann die Mannschaft nicht einfach auf dich verzichten." Ironisch nickte er. "Es geht dir nicht um den Pokal. Du willst mich einfach nur nicht dabei haben. Ich verstehe schon. Das hättest du mir auch einfach sagen können." Kurz schloss ich meine Augen. Ich musste mich sammeln. Wollte nicht überreagieren und etwas falsches sagen. Als ich die Augen jedoch wieder öffnete war Łukasz schon wieder Richtung Kabine verschwunden. Ich rief ihm hinterher. Er drehte sich für einen Bruchteil einer Sekunde um und wank ab. Ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Warum verdammt musste es immer und immer wieder ausarten. Es konnte doch nicht wahr sein. Wir konnten einfach nicht in Ruhe unsere Probleme klären. Jedes verdammte mal haute einer ab. Jedes mal flossen die Tränen oder unendliche Wut stieg in mindestens einem von uns auf. Es nervte. Und zwar gewaltig. Verstand er denn nicht dass es immer noch um seinen Beruf ging? Das er nicht einfach sagen konnte dass ihm etwas fehlte. Vor allem aber ging er das Risiko ein dass alles aufflog. Dann würden wieder unendlich tausend Fragen gestellt werden. Es war doch schließlich meine Entscheidung gewesen. Da konnte und durfte ich auch nicht verlangen..ich durfte es nicht mal zulassen dass er dann auch noch das Finale verweigerte. Das ging einfach nicht. Doch leider verstand das der liebe Herr mal wieder nicht. Sturer Kerl. Einsehen konnte er aber auch gar nichts. Wirklich überhaupt nichts. Genervt lief ich zu meinem Auto. Schwartete meine Tasche in den Kofferraum und lehnte mich anschließend an mein Auto um auf Łukasz zu warten. So ließ ich das ganz sicher nicht durchgehen.

Ona i On (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt