Deja Vu

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Muss ich zu dem Titel noch irgendwas sagen? Nein, ich denke nicht!

Tommy lenkte das Auto auf die Landstraße: "Müssen wir wirklich zu diesem beschissenen Geburtstag?", fragte er genervt und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad rum. "Ja Dennis wird 20. Das kann ich doch nicht verpassen.", meinte ich ernst. Er nickte nur und sah stumpf aus dem Fenster. Seine Eifersucht war manchmal nicht auszuhalten. Wir fuhren durch das kleine Dorf, in dem Dennis wohnte und hielten vor seinem Haus. Ich stieg aus und holte die Sachen aus dem Kofferraum. "Willst du wirklich hier pennen? Können wir nicht in irgendein Hotel?", wollte Tommy wissen und sah mich eindringlich an. "Nein, wir pennen bei Dennis. Wir werden garantiert saufen und du weißt was ich davon halte, wenn man Auto fährt und gesoffen hat. Also bleiben wir hier.", sagte ich streng, lächelte aber. Wir klingelten und ein strahlender Dennis öffnete uns die Tür: "Hey kommt rein!", flötete er und zog mich in seine Arme, kaum das ich drin war. "Hilfe du erdrückst mich.", keuchte ich. "Sorry, aber es ist lange her, dass wir uns gesehen haben.", lachte er und wuschelte mir durchs Haar. "Zwei Monate ist doch nicht lange.", gab ich zurück und musste auch lachen. Ich brachte unsere Sachen ins Wohnzimmer, während Dennis Tommy begrüßte. Dennis kam zu mir und sah mich hilfesuchend an, denn auch er merkte die Abneigung, die Tommy gegenüber Dennis ausstrahlte. Frau Weiß kam zu uns und begrüßte mich und Tommy, dann sah sie zu ihrem Sohn: "Gut, dann lass ich euch mal allein. Wehe das Haus liegt in Trümmern, wenn ich zurück komme.", sie versuchte streng zu klingen, doch das Lachen in ihrer Stimme half nicht gerade dabei.

Die Stunden vergingen, das Haus füllte sich und es ging auf Mitternacht zu. Ich freute mich schon riesig darauf, was Dennis zu meinem Geschenk sagen würde. "Ey lasst uns eine Runde Wahrheit oder Pflicht spielen!", rief plötzlich ein Mädchen, deren Name mir entfallen war. Alle stimmten zu, was vermutlich an dem Alkohol lag. Wir setzten uns in einen großen Kreis und Dennis durfte als erster die Flasche drehen. Die Flasche zeigte auf einen Jungen mit blonden Haaren. "Wahrheit oder Plicht?", fragte Dennis und lächelte. "Wahrheit.", sagte der Junge schüchtern. Er musste uns seinen peinlichste Geschichte erzählen, was ziemlich lustig war. So ging es einige Runden weiter, bis die Flasche auf Dennis zeigte. "Wahrheit oder Pflicht?", fragte das Mädchen, welches zu letzt gedreht hatte. "Pflicht!", in seiner Stimme lag ein leises Lachen. "Okay, dann musst du den heißesten Kerl in diesen Raum küssen. Mit Zunge!", Dennis Augen weiteten sich, doch dann lächelte er und sah mich an. Tommy bemerkte den Blick und räusperte sich, aber das schien Dennis zu ignorieren. Er legte eine Hand an meine Wange und kam immer näher. Pltzlich legte er seine Lippen auf meine. Ein Kribbeln durchströmte mich, doch es war irrsinnig zu glauben, dass Dennis jemals Gefühle für mich haben könnte. Er strich mit der Zunge über meine Unterlippe und ich ließ ihn eindringen. Ich hörte wie Tommy vor Wut schnaubte, doch das war mir egal, auch wenn ich das später bereuen würde. Er löste sich von mir und sah mir kurz in die Augen. Für eine Sekunde vergaß ich die Welt um uns herum. Doch dann wandte er sich ab und drehte wieder. Doch bevor es zur nächsten Runde kam, sprang ein Mädchen auf und schrie: "Es ist Mitternacht! Alles gute zum 20ten, Dennis!" Alle standen auf und umarmten Dennis. Ich zog ihn in meine Arme und hauchte ihm ein: "Happy Birthday Babyboii.", ins Ohr. Nach dem ihm alle gratuliert hatten, wandte er sich an die gesamte Gruppe und meinte: "Gut, aber könnte mir jetzt endlich jemand verraten, warum ihr vorhin einen Beamer und eine Leinwand aufgebaut habt?" ""Na klar, das ist für mein Geschenk.", schnell schaltete ich die Geräte an und steckte den USB-Stick in den Laptop. Alle sahen gespannt zu und ich startete das Video. Das Lied füllte den Raum und Dennis lief eine Freudenträne über die Wange. "Danke.", flüsterte er in mein Ohr und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Tommy funkelte mich böse an.

Als alle weg waren, zeigte Dennis uns das Gästezimmer. Kaum war er weg, drückte Tommy mich an die Wand: "Was soll der Scheiß? Erst knuscht du mit Dennis vor den Augen aller Anderen und dann schenkst du ihm auch noch so ein lächerliches Liebeslied.", schnauzte er und zerqueschte fast meine Handgelenke mit seinen Händen. "Du tust mir weh.", fauchte ich und versuchte mich loszureißen. "Das ich nicht lache. Sag es mir! Hast du dich in diesen Vollidioten verliebt?", verlangte er von mir. Ich sah ihm in die Augen: "Ja! Ja, ich habe mich in Dennis verliebt.", antwortete ich ehrlich. "Das ist lächerlich. Das weißt du. Für ihn wirst du nie mehr sein, als ein Freund. Eine billige Partyknutscherei, aber ganz ehrlich mehr bist du auch nicht.", warf er mir an den Kopf. War das sein Ernst? "Lass mich los!", wieder versuchte ich mich loszureißen. Er leiß mich tatsächlich los und lachte: "Du bist so erbärmlich Marik, du denkst wirklich, dass man dich lieben könnte. Du bist einfach nur gut zum Ficken. Mehr nicht!" Ich taumelte aufs Bett und Tränen liefen mir über die Wange. Er hatte mich all die Jahre nur benutzt. Ich war sein Ventil gewesen, sein Spielzeug. Er kam näher und legte eine Hand an meine Wange. "GEH!", schrie ich und schlug seinen Hand weg, "VERSCHWINDE!" Er sah mich belustigt an: "Wie du willst! Dann such ich halt nen anderen Dummen.", er grinste dreckig und böse. Als er zur Tür raus war, brach ich zusammen und Tränen strömten über meine Wangen.

Ich schluchzte unaufhörlich, bis ich spürte, wie mich jemand in seine Arme zog. "Hey Mik, nicht weinen. Er ist es nicht wert!", versuchte Dennis mich zu beruhigen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Es war lange her, dass mich jemand einfach nur in den Arm nahm. Bei Tommy endete jede Berührung mit Sex, ob ich nun wollte oder nicht, doch das hier war anders. "Tommy ist ein Arsch!", knurrte ich schluchzend. "Kann ich mir vorstellen, was hat er denn diesmal gemacht?", fragte Dennis und hob meinen Kopf. "Er meinte, dass ich nur gut zum Ficken wäre und dass mich nie jemand wirklich lieben würde.", erklärte ich und brach wieder in Tränen aus. Dennis zog mich enger an sich und strich mir einfach nur über den Rücken. Ich schloss die Augen und beruhigte mich langsam, bis ich in seinen Armen einschlief. "Mik?", hauchte er mir ins Ohr und ich öffnete die Augen. Er lächelte mich an und fragte: "Willst du frühstücken?" Ich nickte und setzte mich auf. Er hatte Frühstück auf einem Tablet mitgebracht. "Eigentlich müsstest du Frühstück im Bett bekommen. Du hast schließlich Geburtstag.", meinte ich und nahm mir ein Brötchen. "Ja aber deine Nacht war anstrengender, als meine.", er zuckte mit den Schultern und lächelte mich wieder an. Er war einfach der Beste! "Stimmt, Tommy ist wegen deinem Geschenk völlig ausgetickt. Er meinte, dass es ein Liebeslied wäre. Völliger Blödsinn!", lachte ich, obwohl mein Innerstes wusste, dass es gelogen war. Auch Dennis lachte: "Wie ist er denn auf die Idee gekommen?", fragte er, doch in seiner Stimme lag noch etwas anderes. Angst? Schmerz? Hoffnung? "Ich weiß es nicht.", flüsterte ich.

Ein paar Monate später, stand ich am Freitagabend am Hauptbahnhof in Berlin. Dennis wollte mich mal wieder besuchen kommen, denn wir hatten uns seit August nicht gesehen. Der Zug fuhr in den Bahnhof mit nur 10 Minuten Verspätung. Wow, ein Rekord, sonst musste man immer mit mindestens einer halben Stunde rechnen. Ich sah mich um und ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, als ich ihn entdeckte. Wir fielen uns in die Arme und lachten. Es war so schön ihn bei mir zu haben. Wir fuhren zu meiner Wohnung und Dennis machte es sich bequem, während ich in der Küche zwei Tassen Tee zubereitete. Danach setzten wir uns einfach auf die Couch und guckten ein paar Disney-Filme. Ich legte meinen Arm um Dennis und zog ihn, ohne zu Überlegen, an mich. Er sagte nichts, sondern seufzte nur und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Während Ralph reichts schlief Dennis in meinen Armen ein. Um ihn nicht zu wecken blieb ich einfach liegen und genoss das Gefühl, welches Dennis in mir auslöste.

Am nächsten Morgen öffnete ich die Augen und sah einen schlafenden Dennis auf meiner Brust. Ich fuhr mit der Hand durch seine Haare. "Wie kann man nur so schön sein?", hauchte ich, "Wie gerne würde ich dir sagen, dass ich dich liebe." Dennis war mehr als nur ein Freund, dass war mir endgültig klar, als er damals nach dem Wochenende, an dem wir im Zoo waren, in den Zug gestiegen war. Er zuckte zusammen und schaute zu ihm runter. "Mik?", flüsterte er. "Ja?" "Ich dich auch.", sagte er und richtete sich auf. "Was?", fragte ich verwirrt. "Ich liebe dich auch.", er zog mein Gesicht zu sich und legte seine Lippen sanft auf meine. Es war unbeschreiblich! Alle meine Wünsche gingen in diesem Moment in Erfüllung. "Gut, dann kann ich dir ja jetzt sagen, dass Tommy recht hatte. Deja Vu ist ein Liebeslied.", erklärte ich und seine Augen fingen an zu straheln. Wieder legte er seine Lippen auf meine und ich wünschte mir, dass dieser Kuss niemals enden würde.

Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt