Bezahlt?

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Ich schreckte aus dem Schlaf, als ich hörte, wie jemand in die Wohnung stolperte. Mein Blick fiel auf den Wecker auf meinem Nachttisch und ich schüttelte den Kopf. Jede Nacht kam Mik völlig neben sich stehend nach Hause und am nächsten Tag tat er so, als wäre nichts. Sein Hals war voll mit Knutschflecken und seine Arme voll mit Narben. Ich stand auf und schaute nach ihm. Er saß im Bad auf dem Boden und weinte. "Mik?", sprach ich meinen Mitbewohner und besten Freund an. Er hob den Blick und schluchzte. Er erzählte mir nie, was er nachts machte. Ich dachte immer, dass er bei seinem Freund wäre. Ich kniete mich neben ihn und nahm ihn einfach in meine Arme. "I-Ich b-bin bloß ein bill-billiger F-Fuckboy.", stotterte er und klang dabei hilflos. Ich sagte erstmal nichts und ließ ihn weinen. "Ich bin wertlos. Völlig wertlos!", hauchte er kraftlos. "Das ist völliger Blödsinn.", meinte ich und zog ihn enger an mich. "Du verstehst das nicht. Ich verkaufe meinen Körper für Geld. Jede verdammte Nacht lasse ich mich von anderen Kerlen ficken.", erklärte er mit Tränen in den Augen. "Warum? Was ist mit deinem Freund?", hakte ich nach. "Er hat mir diesen 'Job' verschafft. Ich brauchte Geld und jetzt komm ich da nicht mehr raus.", wimmerte er. "Liebst du ihn denn?", wollte ich wissen. Mik schüttelte den Kopf: "Nein, schon lange nicht mehr, aber die Person, die ich liebe, will mich sowieso nicht.", sagte er traurig. "Hast du es ihm denn gesagt?", fragte ich leise. "Nein, werde ich auch erstmal nicht.", meinte er und stand nun auf. Er wirkte klarer als sonst. "Mik, sei nicht böse, aber die letzten Monate, hast du da nach der Arbeit getrunken oder irgendwas genommen?", ich machte mich auf einen Wutausbruch gefasst. "Ja, ich habe was genommen. Heute nicht, aber ich weiß nicht, ich hab das Gefühl, dass ich es brauche.", erklärte er ruhig. "Wenn du Hilfe brauchst, dann sag mir Bescheid. Ich hol dich da jederzeit raus.", versprach ich leise. "Okay, aber ich schlaf jetzt erstmal.", flüsterte er fast lautlos.

"NEIN! LASS MICH! FASS MICH NICHT AN! ICH WILL DAS NICHT!", schrie Mik plötzlich. Die Uhr zeigte halb fünf morgens an. Ich ging rüber in sein Zimmer. Er wälzte sich im Bett und schrie mit Tränen in den Augen. Er schlief noch. "Miki, wach auf!", rief ich und schüttelte ihn. Er schlug um sich, doch ich packte seine Handgelenke und hielt ihn fest: "Mik, wach auf! Du träumst! Ich bin hier. Du bist sicher!", redete auf ihn ein. Er hielt plötzlich und riss die Augen auf. Ich ließ seine Arme los und zog ihn in meine Arme. "Alles ist gut. Ich tu dir nicht weh.", schwor ich und strich ihm sanft über dem Rücken. "Niemals?", fragte er mit brüchiger Stimme. "Niemals. Ich werde immer für dich da sein.", flüsterte ich leise. "Warum tust du das?", fragte er heiser. Ich schluckte. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? "Ich liebe dich, Mik. Ich will nicht, dass man dich verletzt und jedes Mal, wenn du von deinem Freund sprichst, versetzt es mir einen Stich. Es ist nicht schlimm, dass du nichts für mich fühlst, außer Freundschaft, denn solange du glücklich bist, bin ich es auch.", erklärte ich mit zittriger Stimme. Mik setzte sich auf und sah mich an. "Meinst du das ernst oder sagst du das nur, um mich ins Bett zu bekommen, wie alle Freunde vor dir?", hakte er nach. Ich seufzte: "Ich meine es genau so. Ich liebe dich und ich kann warten, bis du soweit bist.", sagte ich ruhig, "Außerdem sind wir grad zusammen im Bett.", stellte ich noch fest. Er grinste leicht: "Du weißt ganz genau, wie ich das meine.", raunte er. "Ich weiß, ich kann warten. Wenn es sein muss für immer.", versprach ich, "Ich lass dich mal wieder allein.", sagte ich dann und stand auf. Doch Mik zog mich zu sich: "Ich liebe dich, Kostas.", hauchte er und küsste mich. Verwundert erwiderte ich den Kuss. Er ließ sich zurück fallen, so dass ich über ihm lag. Mik verstärkte den Kuss. Ich löste mich von ihm und sah ihm in die Augen: "Mik, lass dir Zeit. Zwing dich nicht dazu, nur weil du weißt, dass es mir gefallen würde.", hauchte ich und legte mich neben ihn. Ich zog ihn an mich und gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

"Hey Sam, ich bin es. Es ist vorbei. Ich kann das nicht mehr.", hörte ich Mik sagen, als ich in die Küche kam. Ich nahm mir eine Tasse und goss mir einen Kaffee ein. "Ach komm, du hast zugelassen, dass ich jede Nacht mit einem anderen ins Bett gehe. Es reicht mir. Ich liebe dich nicht.", stellte er klar. Er drehte sich und lächelte mich an. "Sam, ich hab keine Schulden bei dir und ich will das nicht mehr. Letzte Nacht ist einfach was passiert, was ich nicht ändern kann und ich will das nicht mehr. Ich will mein eigenen Willen zurück.", sagte er und langsam liefen ihm Tränen über die Wange. "Klar, komm vorbei, aber zwischen uns ist nichts mehr.", Miks Stimme klang fest. "Was letzte Nacht passiert ist? Erklär ich dir, wenn du hier bist.", meinte er und verabschiedete sich von Sam. Er legte auf und kam zu mir: "Ich hab mich von Sam getrennt und gekündigt. Ich hab n bisschen was gespart. Das reicht für zwei Monate ungefähr.", verriet er mir. Ich sah ihn geschockt an: "Ohne jetzt plump zu wirken, aber wie viel hast du verdient?", wollte ich wissen. Er grinste: "Das mit dem wertlos von letzter Nacht nehm ich zurück. Für jemanden denn mit Kohle war der Preis lachhaft, aber ich hab 60% bekommen, was immer ungefähr 500€ pro Stunde.", meinte er ehrlich. Wieder konnte ich ihn nur geschockt ansehen. "Du bist mehr wert, als 500€. Du bist unbezahlbar. Deine Nähe sollte ein kostbares Geschenk sein. Oh mein Gott, du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich liebe.", hauchte ich und zog ihn an mich. "Ich liebe dich auch.", murmelte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Wir standen einfach nur kurz da, bis Mik die Stille brach: "Kostas?" "Ja?", gab ich zurück. "Der letzte Kunde gestern Nacht. Er hat mich gezwungen mit ihm zu schlafen. Ich hatte ihm gesagt, dass er sein Geld wieder mitnehmen kann, doch er wollte mich nicht gehen lassen.", erzählte er und fing leise an zu weinen. Ich schob ihn zur Couch und setzte mich mit ihm hin: "Du musst ihn anzeigen. Nur weil er Geld, darf er nicht tun, was er will.", ich war wütend. Wer auch immer meinem Mik das angetan hat, der wird dafür geradestehen.

Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt