Inspiration hab ich durch "So schön kaputt" von SDP bekommen! Das Lied ist so schön!Langsam ging ich durch die Straßen. Die Menschen schauten mich geschockt oder auch angewidert an. Es war warm, also hatte ich nur ein Tanktop an. Warum schauten sie mich an? Meine Arme waren vernarbt. Ja und? Sie wissen doch gar, was ich alles erlebt habe. Sie wissen doch gar nicht, wie es in mir aussieht. Ich wette, wenn sie das alles hinter sich bringen müssten, dann würden sie zerbrechen. Ich war auch kaputt, aber noch nicht zerbrochen. Ich hatte gerade so die Kurve gekriegt. Ich war in eine andere Stadt gezogen. Weg von all dem Schmerz! Weg von all den Gerüchten! Weg von den Schlägen! Weg von den Blicken der Leute! Hier schauten mich die Leute auch an, aber anders. In meiner alten Heimat sahen sie mich mit Verachtung an. Der Hass in den Augen der Menschen, in dem kleinen Dorf, verfolgte mich bis heute. Ein halbes Jahr war ich nun schon von dort weg. Meine Familie hatte sich nicht einmal gemeldet und ich mich auch nicht bei ihnen. Ich war ihnen egal. Ich ignorierte die Menschen um mich herum und ging in den Park, um mich dort auf die Bank zu setzen, auf der ich immer saß. Ich zündete mir im Gehen eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Ich war gerade mal 16 und schon von zu Hause raus. Als ich ausgezogen bin, war ich gerade mal 15. Gestern war mein 16ter Geburtstag gewesen. Der Typ bei dem ich untergekommen war und für den ich Vormittags arbeitete, hatte mir freigegeben, doch ich war trotzdem gestern pünktlich zur Arbeit erschienen. Wozu brauchte ich denn auch frei? Ich hatte keine Freunde! Keine Familie! Mein Leben war kaputt! Er hatte es zerstört!
Ich saß nun schon seit zwei Stunden hier und kritzelte auf einem Block, den ich mitgebracht hatte, rum. Plötzlich setzte sich jemand neben mich. Ich schaute kurz auf und sah, dass es ein Junge war, der ungefähr so alt war wie ich. Er musterte mich kurz und lächelte. Es irritierte mich etwas. Auch seine Arme waren voller Narben. Er sah dünn aus. Viel zu dünn! Ich wandte den Blick wieder ab und widmete mich wieder meiner Zeichnung. als ich fertig war realisierte ich erst, was ich gezeichnet hatte. Ich hatte sie gezeichnet. Als Engel! "Wow, das ist echt schön. Hast du das frei aus dem Kopf gezeichnet?", wollte der Junge wissen. "Na ja fast. Der Engel ist eine alte Freundin von mir.", sagte ich leise und war schon der Auffassung, dass er gehen würde. "Ist sie denn ein Engel?", hakte er nach. Ich lächelte: "Für mich war sie einer. Sie war immer da, wenn ich sie brauchte und es war ihr völlig egal, wann ich sie anrief. Ich konnte sie einfach immer anrufen und sie mich eigentlich auch, doch das wollte sie anscheinend nicht.", erzählte ich flüsternd. "Hat sie sich...?" "Selbst umgebracht...meinst du?", unterbrach ich ihn. Er nickte zögerlich. "Ja. Das ganze ist jetzt ein dreiviertel Jahr her. Ich hatte sie damals gefunden. Ihr Freund mit dem sie zusammen war, der hat mich dafür verantwortlich gemacht. Er hat behauptet, dass ich sie getötet hätte. Man konnte mir nichts nachweisen, logischerweise, aber alle im Dorf haben ihm geglaubt. Er hatte behauptet, dass ich sie vergewaltigt hätte. Das ist so ein Blödsinn, es gibt nichts, was ich abturnender finde, als den weiblichen Körper.", ich redete mich schon wieder in Rage. Eric wollte mich zerstören. Er hatte es gehasst, wenn Resa ihn versetzt hatte, weil ich sie gerade braucht. Er hasste mich dafür, dass ich schwul war und dafür, dass er, im Gegensatz zu mir, nicht zu sich selbst stehen konnte. "Sie hassen mich alle. Selbst meinen Eltern bin ich egal. Sie wollen nichts mehr mit mir zu tun haben.", fügte ich noch hinzu und sah zum Himmel. "Warum hast du dir die Narben zugefügt?", wollte er nun wissen. Ich sah wieder zu ihm und lachte: "Weißt du, dass du der erste bist, der mich danach fragt? Es ist ne längere Geschichte. Angefangen hat es damit, dass Eric, der Freund von meiner besten Freundin, die jetzt tot ist, mich immer wieder schikaniert hat. Er hat mich immer wieder klein gemacht. Dann kamen noch das Mobbing in der Schule und die Homophobie meiner Familie hinzu. Ich hab es irgendwann einfach nicht mehr ausgehalten. In der Zeit nach ihrem Tod habe ich es auch immer wieder gemacht, aber dann habe ich gemerkt, dass es so nicht mehr geht und dann hab ich einfach alle meine Sachen gepackt und bin abgehauen. Jetzt arbeite ich in dem Kiosk an der Goethestraße und versuche auf mein Leben klar zu kommen. Und du? Woher kommen deine Narben?", fragte ich nun zurück. "Ich hab damit angefange, weil ich die inneren Stimmen in meinem Kopf vertreiben wollte. Diese Stimmen, die mir immer wieder gesagt haben, dass ich nichts wert bin, dass ich nutzlos bin und dass ich die Schläge und den Hass verdient habe. Mein Stiefvater schlägt mich jedes Mal, wenn meine Mutter nicht da ist. Immer wenn ich es ihr gerade sagen will, dann kommt er und sieht mich mit einem warnenden Blick an. Meine Mutter sieht meine Narben, doch sie fragt nicht. Sie hat mich letztens zum Psychologen geschickt, doch dem habe ich nichts gesagt. Ich haben geschwiegen, denn ich wollte nicht mit so nem Deppen darüber reden, der mir am Ende auch noch ratschläge geben will.", er beendete seinen Redeschwall und sah mich an. "Wir sind ganz schön kaputt, oder?", meinte er und wir lachten. Er war schon süß. Doch ich war noch nicht bereit. Ich war viel zu kaputt für eine Beziehung.
Als es anfing zu dämmern machten wir uns auf den Weg. "Soll ich mit zu dir kommen? Vielleicht lässt das Arschloch dich ja in Frieden, wenn ich dabei bin.", schlug ich vor. Er sah mich kurz an und lächelte dann: "Okay, aber musst du nicht selbst nach Hause?", fragte er besorgt. "Welches zu Hause denn? Ich wohne bei dem Kioskbesitzer in einem kleinen Raum unter seinem Dach. Außerdem ist es ihm egal, hauptsache ich bin morgen früh pünktlich.", meinte ich und folgte ihm zu ihm nach Hause. Er schloss zitternd die Tür auf und trat langsam in das Haus ein. Es schien still zu sein. Schnell zog er mich mit sich und brachte mich in sein Zimmer. Er verriegelte die Tür und beruhigte sich dann ganz langsam wieder. "Hey Kostas, es ist alles gut.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Wir hatten uns vorhin noch unsere Namen verraten, nachdem wir uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten erzählt haben und waren dann noch ein wenig durch den Park gelaufen. Jetzt lagen wir auf seinem Bett und redeten wieder über Gott und die Welt. Plötzlich zuckte er zusammen. "Was ist los?", fragte ich sanft. "Ich hab ein Auto gehört.", erklärte er leise und wir schwiegen. Wir hörten, wie die Haustür aufging und jemand die Treppe hochstampfte. "Ey du Nichtsnutz, mach die Tür auf.", schrie ein Kerl mit einer unfassbar tiefen Stimme. Kostas fing an zu zittern. Er klammerte sich an mich. "Lass mich nicht allein!", flüsterte er und eine Träne rollte über seine Wange. "Keine Sorge.", hauchte ich und strich ihm beruhigend über den Rücken. "Jetzt mach schon auf du kleine Schwuchtel!", schrie sein Stiefvater wieder. Ich sah Kostas an: "Sag er das nur so oder bist du wirklich...?" "Schwul? Ja, bin ich, aber er weiß das nicht. Er sagt es nur so, ohne zu wissen, dass ich es bin. Wenn ich mich outen würde, wäre ich vermutlich tot. Er würde dann nicht eher aufhören mich zu verprügeln, bis ich nicht mehr atme.", erklärte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte. "Ich bin bei dir.", versprach und er löste sich langsam aus meinen Armen. Zusammen gingen wir zur Tür. "Ich bin nicht allein.", warnte Kostas seinen Stiefvater vor und öffnete die Tür. Der Typ stürmte ins Zimmer und drückte ihn an die Wand. "Ähm...entschuldigung, ich bin auch noch hier.", meinte ich mit fester Stimme. Er drehte sich zu mir um und sah mich wütend an. "Wer bist du denn?", fragte er und kam auf mich zu. "Ich bin ein Kumpel von Kostas.", sagte ich nur und musterte den Kerl. Eindeutig hackedicht und aggressiv! "Bist du auch so eine dreckige Schwuchtel, wie dieser kleine Bastard?", brüllte er und blieb kurz vor mir stehen. "Wie kommen Sie bitte darauf, dass Kostas schwul ist?", fragte ich locker. Kostas Stiefvater sah mich nur völlig verdattert an. "Gucken sie nicht so! Wie wollen sie wissen, dass Kostas schwul ist oder hat er es Ihnen gesagt?", meinte ich fragend. Kostas stellte sich neben mich und ich merkte, wie nervös er war. "Was würden sie jetzt tun, wenn er jetzt sagen würde, dass er schwul ist?", wollte ich nun provokant wissen. "Er würde eiskalt rausfliegen.", sagte er und Kostas klammerte sich plötzlich an mich. Ich sah ihn an und Tränen rollten über seine Wange. "Hey Kostas.", flüsterte ich und verdrängte völlig, dass Kostas Stiefvater noch da war. Ich sah ihm in die Augen und er lächelte. Er zögerte kurz und legte dann seine Lippen auf meine. Ich war völlig überrascht. Ich kannte ihn seit heute Mittag und nun küsste er mich. Es kribbelte in meinem Körper und ich wollte ihn nie wieder loslassen. Ich löste mich von ihm und Kostas drehte sich zu seinem Stiefvater: "Ich bin schwul und du kannst das nicht ändern. Ich gehe jetzt." Kostas ging zitternd zum Schrank.
Ein paar Jahre später hatten wir es geschafft unsere Schule fertig zu machen und nun saßen wir in unserem Büro und arbeiteten an einem gemeinsamen Projekt. Es war spät abends und ich fuhr meinen PC runter. Auch Kostas schaltete seinen Computer aus. Er drehte sich zu mir um und lachte. "Was ist so lustig?", fragte ich. "Es ist schon lustig, dass wir beide mal so richtig kaputt waren. Du hast es geschafft, mich zu reparieren.", erklärte er und lächelte. Ich ging zu ihm und setzte mich auf seinen Schoß. "Wir sind immer noch kaputt. Aber wir sollten unsere Wunden und Narben mit stolz tragen. Sie erzählen eine Geschichte. Wir wurden vom Leben gezeichnet.", meinte ich und küsste ihn.
Wir sind vom Leben gezeichnet
In den buntesten Farben!
Wir tragen sie mit stolz
Unsere Wunden und Narben!
So das war es dann wieder für heute. Wir lesen uns dann am montag, wenn ein neues Kapitel von "The story of a wall and two boys" kommt.
Der Insta-Livestream kommt, wenn ich die 240 Follower geknackt hab. Davor probiere ich es wahrscheinlich mal aus, aber da werde ich dann nur n bisschen quatschen.
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Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017
FanficSo da mir des öfteren OneShots durch den Kopf geistern und ich mein Profil nicht damit vollballern will, pack ich das was ab jetzt kommt, alles hier rein. Wie sich das für OneShots gehört, sind alle Kapitel unabhängig voneinander.