Gibt es noch ein 'uns'? Oder ein Babyboii?

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"Gut, wenn das so ist, dann geh ich halt!", schrie er und öffnete die Tür. "Nein, bitte ich brauche dich.", flehte ich ihn an. "Das hättest du dir früher überlegen sollen. Leb wohl!", sagte er und verschwand. Ich war allein! Ganz allein! Die Bilder verschwammen vor meinem inneren Augen. Plötzlich stand ich vor einem Grab. Der Pfarrer sagte ein paar Worte, doch anscheinend war ich der Einzige vor dem Grab. Keiner schien mich zu bemerken. Der Sarg wurde runtergelassen und mein Blick fiel auf den Grabstein. WAS! Das war mein Grab und keiner war zu meiner Beerdigung gekommen. Aber warum? Plötzlich kam er um die Ecke. "Warum ist denn niemand hier?", fragte er verwirrt. "So wie ich es verstanden habe, hat Herr Roeder alle von sich gestoßen, als sein Partner ihn verlassen hat. Er hatte anscheinend seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Freunde und seiner Familie. Er war ziemlich einsam!", erklärte der Pfarrer und ging. Dennis fiel auf die Knie. "Vermutlich kannst du mich nicht hören, aber ich muss etwas los werden. Es war deine Schuld! Das ist dir hoffentlich klar, aber ich fasse es nicht, dass ich in deinen letzten Stunden nicht bei dir war!", schluchzte er auf einmal.

Ich schrak hoch. Es war bloß ein Traum! Ich war nicht tot. Ich war zwar allein, aber zum Glück nicht tot. Ich stand auf und ging in die Küche. Wie konnte es bloß so weit kommen? Warum hatte ich das getan? Ich nahm mir eine Tasse Tee und setzte mich ins Wohnzimmer, wo ich die Wand anstarrte. Das Bild, das ich von ihm zu meinem 24ten bekommen hatte hing immer noch an der Wand. Er war weg! Damit musste ich jetzt leben. Ich nippte an meinem Tee und startete Netflix. Ich suchte nach was Neuem. Das Meiste hatte ich schon gesehen. Gerade als ich die Serie Sherlock starten wollte, weil mir die jemand empfohlen hatte, klingelte es an der Tür. Ich stand auf und ging hin, um zu öffnen. Eigentlich wollte ich niemanden sehen. "Hey Mik, ich muss mit dir reden.", meinte Ali und lief an mir vorbei ins Wohnzimmer. Völlig perplex sah ich ihm hinter her. "Was ist denn so dringend?", fragte ich und setzte mich wieder auf die Couch. "Es geht um Kostas.", sagte er leise. "Was ist mit ihm? Ist ihm was passiert?", wollte ich besorgt wissen. "Nein, aber Myriam hat mir erzählt, dass er heute in die USA fliegt. Für ein Jahr. Also falls du noch was los werden willst, dann solltest du dich beeilen.", erklärte er und ich ließ geschockt meine Tasse fallen. "Von welchem Flughafen?", fragte ich knapp. Ali nannte mir den Flughafen und ich zog schnell meine Jacke und meine Schuhe an. Es war mir gerade völlig egal, dass die Scherben der Tasse auf dem Boden lagen und sich eine Teepfütze gebildet hatte. Ich rannte zu meinem Auto und fuhr los. Gut, dass Ali mir noch gesagt hatte, wo genau Dennis hinwollte. Aber was wollte er in New York? Er war nie ein Fan von dieser Stadt gewesen. New York war ihm immer zu laut und aufgedreht gewesen. Ich fuhr auf das Flughafengelände und suchte einen Parkplatz. Als ich einen gefunden hatte, stieg ich aus und rannte in die Halle. Eine Anzeigetafel verriet mir, dass ich noch eine Stunde Zeit hatte, um Dennis zu suchen.

Ich rannte über den ganzen Flughafen, bis ich ihn endlich entdeckte. Er wollte gerade durch die Absperrung gehen, durch die man nur mit einem Boardingpass kam. "DENNIS!", rief ich und er drehte sich um. Verwirrt sah er mich an und ließ seine Tasche fallen. "Mik, was machst du denn hier? Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?", wollte er wissen. "Woher ich das weiß, ist jetzt völlig irrelevant. Ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut. Ich habe einen riesigen Fehler gemacht und ich weiß, dass es unverzeihlich war, aber ich bitte dich. Gib mir noch eine Chance! Ich liebe dich und ich brauche dich.", erklärte ich ihm. "Mik.", murmelte er traurig. In seiner Stimme lag der Schmerz. "Babyboii, bitte. Gib uns noch eine Chance, bitte.", flehte ich und sah ihm in die Augen. Doch er wandte den Blick ab: "Mik, es gibt kein uns mehr. Das hast du kaputt gemacht, als du mit diesem Fremden in die Kiste gesprungen bist.", knurrte er und sah mich wieder an. "Aber...", setzte ich an. "Nein, es gibt kein aber. Ich habe dir vertraut,Mik und du hast mich betrogen. Weißt du eigentlich, wie weh das getan hat, als ich das erfahren habe. Es gibt kein uns mehr. Kein Babyboii mehr.", in seiner Stimme lag der Schmerz, doch den Blick hatte er wieder abgewandt. Ich hob meine Hand und drehte sein Gesicht zu mir: "Sag mir ins Gesicht, dass du mich nie wieder sehen willst. Sag mir ins Gesicht, dass ich dich in Ruhe lassen soll und du mich nicht mehr liebst.", forderte ich und sah ihm in die Augen. Er schluckte und schwieg. "Komm schon. Sag es und ich lasse dich gehen.", meinte ich ruhig. Er schüttelte den Kopf: "Ich kann nicht. Ich kann dir nicht sagen, dass ich dich nicht mehr liebe. Mik, ich liebe dich und das weißt du auch. Genau deshalb hat es ja so weh getan, als du mich betrogen hast.", Tränen stiegen ihm in die Augen. Ich legte meine Hand an seine Wange und wischte die Tränen mit dem Daumen weg: "Bitte, nicht weinen. Ich bin es nicht wert, dass du wegen mir Tränen vergießt. Ich bin der Letzte, wegen dem du weinen solltest. Es tut mir so wahnsinnig leid.", flüsterte ich und legte meine Lippen, ohne darüber nachzudenken, auf seine. Er wirkte erst etwas verwirrt, doch dann schlang er die Arme um und zog mich enger an sich. Es wirkte so irreal. Gerade hatte er mir noch gesagt, dass es kein uns mehr gab und jetzt lagen seine Lippen auf meinen. Ich fuhr mit der Zunge über seine Unterlippe und er öffnete seinen Mund leicht. Als wir uns, wegen Luftmangels, voneinander lösten, sah er mir in die Augen: "Verdammt, ich liebe dich, Mik. Ich kann dir einfach nicht widerstehen. Also wenn du mir schwörst, dass du das nie wieder tust, dann gebe ich dir noch eine Chance, aber nur dieses eine Mal.", sagte er leise. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus: "Ich schwöre es.", hauchte ich und legte meine Lippen wieder auf seine. Der letzte Aufruf für seinen Flug dröhnte durch die Halle. "Ich muss...", setzte er an. "Nein, bitte geh nicht.", unterbrach ich ihn flehend. Er lachte: "Natürlich nicht. Ich wollte sagen, dass ich mir mein Gepäck wiederholen muss und eine Gutschrift für den Flug.", erklärte er und lächelte mich an. Wir gingen zum Check-In und holten Dennis Gepäck zurück. Die Frau stellte ihm eine Gutschrift aus und ich half meinem Babyboii die Sachen zum Auto zu bringen. "Dann wollen wie mal nach Hause fahren.", meinte ich mit einem breiten Grinsen. Er lachte kurz und stieg ein. Während der Fahrt sah er aus dem Fenster, hatte aber eine Hand auf meinem Oberschenkel liegen.

Zu Hause angekommen, schloss ich die Tür auf und ließ ihn eintreten. Wir brachten seine Sachen in unser Zimmer, wo sie hingehörten. Ich war so froh ihn wieder bei mir zu haben. Ich ging in die Küche, wo ich zu allererst einen Zettel entdeckte:

Hoffe es ist gut gelaufen. Ich hab die Scherben weggeräumt und die Pfütze aufgewischt. Der Zweitschlüssel, mit dem ich die Wohnung abgeschlossen habe, liegt im Briefkasten. Gruß Ali

Womit hatte ich bloß so gute Freunde verdient? Ich knüllte den Zettel zusammen und fing an was zu Essen zu machen. Als ich gerade am Herd stand und das Rührei durch die Pfanne schob, umarmten mich plötzlich zwei Arme von hinten. "Ich liebe dich, Mik.", flüsterte er und haucht mir einen Kuss in den Nacken. Ich drehte meinen Kopf und gab ihm einen kurzen Kuss: "Ich dich auch, Babyboii.", sagte ich leise. Er deckte den Tisch und ich brachte die Pfanne zum Tisch. Wir aßen und redeten über Alles. Er erzählte mir, dass er ein Angebot ein Angebot von einer Tanzschule in New York bekommen hatte und dieses Angebot nur angenommen hatte, weil wir uns getrennt hatten, aber da wir jetzt wieder zusammen waren, brauchte er das nicht mehr. Nach dem Essen kuschelten wir uns, wie in alten Zeiten, auf die Couch und ich schlug vor, dass wir uns zusammen Sherlock ansahen. Er willigte ein und ich startete die erste Folge. Es war ein so schönes Gefühl an ihn gekuschelt auf der Couch zu liegen. Er machte mich glücklich und ich schwor mir, dass ich ihm nie wieder weh tun würde. Seit dem das passiert war, hatte ich nicht einen einzigen Tropfen Alkohol mehr getrunken und würde das auch nie wieder tun. Alles was ich brauchte, war Dennis an meiner Seite.

Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt