Um uns herum dröhnte die Musik. Der Typ, mit dem ich gerade tanzte, lächelte mich an. Es war ein seltsames Gefühl, das sich in meiner Brust ausbreitete. War das ein schlechtes Gewissen? Wenn ja, warum? Ich war offiziell Single. Konnte man das so nennen? War man Single, wenn der eigene Ehemann stirbt? Eigentlich war man dann doch verwitwet, aber das klang so alt und auch, wenn ich mittlerweile 32 war, war ich doch noch nicht alt genug um zu behaupten, dass ich verwitwet bin. Ich merkte gar nicht, wie der Typ sich meinem Gesicht näherte, bis seine Lippen auf meinen lagen. Ein ungewöhnliches Gefühl durchfuhr mich. Das hier war falsch, völlig falsch. Dennis war zwar vor drei Jahren gestorben, doch ich hatte ihm doch bei unserer Hochzeit geschworen, dass ich bis zu meinem Tod nur ihn lieben würde. Ich löste mich von dem Kerl und murmelte schnell ein: "Ich kann das nicht.", und verließ den Club. Ich war sowieso zu alt für sowas. Meine Füße trugen mich wie von selbst zu seinem Grab. "Hey Babyboii.", flüsterte ich, "Ich weiß, ich hab dir versprochen stark zu sein und weiter zu leben, doch ich kann das einfach nicht. Da ist einfach dieser unendliche Schmerz, der mich von innen zerreißt. Bitte, ich brauche dich. Ich kann das alles einfach nicht mehr ohne dich." Ich dachte an die Zeit nach seinem Tod. Ein halbes Jahr lang hatte ich mich verkrochen, war entweder morgens ganz früh einkaufen gegangen oder abends ganz spät und in dieser Zeit gehörten auch Alkohol und Rasierklingen zum Standardprogramm. "Ich kann einfach nicht mehr. Ich hab es wirklich versucht, aber ich kann es nicht.", Tränen liefen mir über die Wange. Ich wünschte mir, dass alles vielleicht doch nur ein sehr böser Traum war und ich gleich verschwitzt und völlig irritiert in Dennis Armen aufwachte. Doch es war kein Traum! Dennis würde sich für mich schämen, wenn er mich so sehen würde. Das ist nicht wahr. Ich liebe dich auch so. Diese verfluchte Stimme, die mich seit seinem Tod verfolgte. Sie klang immer wie ein leises Flüstern, so ähnlich, wie früher, als Dennis mir immer ein leises: "Ich liebe dich.", ins Ohr geflüstert hatte, während wir in einer riesigen Menschenmasse standen, so wie damals, als wir den Webvideopreis gewonnen hatten. Auf der Bühne hatte er mir ein schnelles und leises, aber auch liebevolles: "Ich liebe dich und bin so verdammt stolz auf dich.", ins Ohr gahaucht. Niemand hatte es mitbekommen, außer ich. So ungefähr klang diese Stimme. Seine Stimme. Es war gruselig. "Ja verdammt, das weiß ich doch, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr stark sein. Ich bin einfach zu schwach.", schluchzte ich verzweifelt. Alles wird gut, ich bin bei dir. Für immer. "Es fühlt sich aber nicht so an.", murmelte ich mit brüchiger Stimme. Ich wollte spüren, wie er mich in seine Arme zog, wie er mir beruhigend einen Kuss aufs Haar drückte und mir sagte, dass alles gut werden würde. "Hey alles in Ordnung?", ertönte eine Stimme neben mir. Ich drehte den Kopf und sah, dass der Typ aus dem Club mir gefolgt war. Anscheinend hatte er eine Weile Abstand gehalten. Weinend schüttelte ich den Kopf: "Nein, aber das ist mein Problem. Ich muss allein damit fertig werden.", flüsterte ich mit schwacher Stimme. "Ich weiß, dass wir uns erst seit einer Stunde kennen, aber vielleicht willst du darüber reden.", schlug er mit sanfter Stimme vor und setzte sich auf die Umfassung des Nachbargrabes. "Ich bin, nein, ich war verheiratet oder ich bin es. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich nicht ohne ihn leben kann. Er hat mir gezeigt, wie schön das leben sein kann. Er hat mir die Hand gereicht, als ich komplett zerstört am Boden lag und jetzt, wo ich wieder komplett zerstört am Boden liege? Jetzt ist er einfach nicht mehr da. Jetzt kann er mir nicht helfen. Jetzt wo ich ihn so sehr brauche, wie noch nie zuvor in meinem Leben.", erklärte ich und brach komplett zusammen. Ich spürte wie sich Arme um mich legten. Eine Wärme durchstrahlte mich. Ich blickte hoch und sah, dass der Kerl immer noch da saß und mich beobachtete. "Babyboii?", hauchte ich mit heiserner, schwacher Stimme. Ich bin immer bei dir und ich werde immer für dich da sein. Gib dem Leben eine neue Chance. Tu es für mich! Das Gefühl der Umarmung verschwand nicht und ich wusste, dass Dennis immer bei mir sein würde. Er hatte es schließlich versprochen. Aber konnte ich dem Leben eine Chance geben? "Ich kann das nicht.", wiederholte ich meine Worte von vorhin. Doch du kannst das. Ich weiß es, denn du bist mein Mikiboii. Du bist darkviktory. Du bist der stärkste Mensch, der mir je begegnet ist. "Dennis, hör auf das zu sagen. Ich will das nicht hören.", flaumte ich die Stimme an. Streitete ich gerade wirklich mit einem Geist? Du musst es aber hören, sonst sagt es dir ja niemand. Einer muss dir ja in den Arsch treten. Also Marik Aaron Roeder steh jetzt auf und leb ein glückliches und langes Leben, bis zu deinem letzten Atemzug und danach kannst du dich dann einfach in meine Arme fallen lassen. "Ich will aber jetzt in deinen Armen sein.", schluchzte ich. "Ähm...mit wem redest du da jetzt eigentlich?", wollte der Typ wissen. "Mit Dennis.", antwortete ich knapp, aber wahrheitsgemäß. Der Typ sah mich irritiert an und musterte dann erst mich und dann den Grabstein. "Okay.", murmelte er nur und stand auf. Geh mit ihm, komm schon. Genieß das Leben. Für mich! Tu es für mich! Langsam stand ich auf. Ich fing an zu zittern. "Ist dir kalt?", fragte er und ich nickte leicht. "Komm lass uns noch was trinken gehen. Der einzige Laden, in dem man sich noch unterhalten kann ist zwar Burger King, aber das ist doch halb so wild.", schlug er vor und ich folgte ihm. Im Dunkel der Nacht und im Licht des Clubs vorhin, hatte ich ihn gar nicht richtig erkannt. Doch jetzt sah ich, dass er wunderschöne rehbraune Augen hatte, ein herzliches Lächeln und irgendwie erinnerte er mich ein bisschen an Dennis. Ich geh dann mal. Du brauchst mich ja jetzt nicht mehr. "Bleib.", hauchte ich ganz leise, doch mein Babyboii antwortete nicht mehr, auch wenn die wohlige Wärme von vorhin nicht verschwand, wusste ich, dass er komplett gegangen war. Er war immer noch in meinem Herzen, doch er würde mir vermutlich nie wieder einen Ratschlag geben. Ich unterhielt mich noch lange mit dem Typen, der übrigens Mark(Random-Name) hieß. Marik und Mark? Das hörte sich doch gar nicht so schlecht an. Ich wusste, das Dennis wollte, dass ich glücklich bin.
Viele viele Jahre später
"Mach dir keine Sorgen. Ich hab sogar lange auf diesen Tag gewartet und bin dankbar, dass du mir meine letzten Jahren erträglich gemacht hast. Wenn du damals nicht gewesen wärst, dann wäre hätte ich mir vermutlich in der Nacht an seinem Grab das Leben genommen.", erklärte ich mit schwacher Stimme. Es war soweit. Ich würde sterben. "Das hab ich doch gern gemacht. Ich liebe dich, Marik.", flüsterte Mark liebevoll und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Er nannte mich nie Mik. Ich nannte ihn nie Babyboii, denn es gab nur eine Person, die ich so nannte. "Ich dich auch.", gab ich mit dem letzten Rest Stimme zurück. Ich schloss die Augen und hörte noch ein entferntes: "Grüß deinen Babyboii von mir."
"Na endlich, hat ja auch lange genug gedauert.", Dennis zog mich in seine Arme und ich war froh ein langes Leben gehabt zu haben. "Sorry, du hast doch selbst gesagt, dass ich lange und glücklich leben soll.", bemerkte ich spitz. Er lachte: "Ja und? Warst du glücklich?", fragte er und sah mir in die Augen. Man hatte uns immer erzählt, dass Geister unsichtbar waren, doch in Wahrheit konnten nur Menschen sie einfach nicht sehen und nur ganz bestimmte Menschen konnten ganz bestimmte Geister hören. Ich sah in die wundervollsten Augen der Welt. Mark hatte auch schöne Augen gehabt, aber die waren nicht zu vergleichen mit denen von meinem Babyboii. "Ja. Ich war glücklich. Ich wäre mit dir glücklicher gewesen, aber ich war glücklich. Ich liebe dich. Du hast mir gefehlt.", hauchte ich und drückte meine Lippen auf seine. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Für immer waren wir nun vereint!
Dieser OS ist für eine Freundin(sie weiß das sie gemeint ist). Ich hoffe er gefällt dir auch, wenn er traurig ist. Ich hab dich lieb und vergiss nicht: Das Leben geht weiter.
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Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017
FanfictionSo da mir des öfteren OneShots durch den Kopf geistern und ich mein Profil nicht damit vollballern will, pack ich das was ab jetzt kommt, alles hier rein. Wie sich das für OneShots gehört, sind alle Kapitel unabhängig voneinander.