"Hey Mik, kommst du heute Nachmittag mit ihn die Stadt?", fragte mich ein Kumpel, als gerade den Klassenraum betrat. "Ich würde ja gerne, aber vorher muss ich noch ins Krankenhaus.", meinte ich traurig. "Warst du da nicht gestern schon?", hakte er nach. "Ja und vorgestern und vorvorgestern und jeden verdammten Tag im letzten Jahr. Ich weiß, dass keiner versteht, warum ich das mache, aber ich muss einfach bei ihm sein.", murmelte ich leise. "Mik, es ist doch hoffnungslos. Er liegt jetzt seit einem Jahr im Koma. Bald beginnt unser Schüleraustausch. Willst du das etwa auslassen nur weil er im Koma liegt?", fragte er und legte eine Hand auf meine Schulter. "Du verstehst das nicht. Er war nicht nur mein bester Freund, wie viele denken. Er war mein fester Freund. Zusammen sind wir durch dick und dünn gegangen und dann war da dieser verdammte Unfall, der alles kaputt gemacht hat. Eigentlich wollte wir nach der Schule später zusammen studieren.", erklärte ich und war froh, dass in dem Moment der Lehrer reinkam. Nach der Vorlesung lief ich direkt zu meinem Auto, um ins Krankenhaus zu fahren.
"Mik?", hielt mich kurz vor seinem Zimmer jemand auf. "Was ist denn? Ich will zu Kostas.", sagte ich und Frau Weiß, die mich angesprochen hatte, kam auf mich zu. "Die Ärzte haben uns nahegelegt, dass wir die Maschinen abstellen sollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er aufwacht geht mittlerweile gegen Null. Mik, ich weiß, dass es hart klingt, aber du musst dich von ihm verabschieden.", erklärte sie einfühlsam. Geschockt sah ich sie an. "Du willst ihn umbringen? Er lebt, ich weiß es. Er ist noch da und er wird aufwachen.", meinte ich und Tränen liefen mir übers Gesicht. "Nein Mik, das wird er nicht und jetzt geh und verabschiede dich. Morgen stellen sie die Maschinen ab.", sie nahm mich noch einmal in den Arm und ging dann. Langsam ging ich zu seinem Zimmer. Die Geräte piepten so monoton wie immer. Sein Herz schlug noch. "Es schlägt für dich.", hätte er gesagt, wenn er wach wäre. Ich lächelte und stellte mich ans Bett: "Hey Babyboii, wenn du mich hörst, dann sollst du wissen, dass ich dich liebe. Ich habe in dem kompletten letzten Jahr nicht damit aufgehört und ich werde auch niemals damit aufhören. Falls du mich hören kannst und du diesen Zustand in dem du dich befindest irgendwie steuern kannst, dann wach bitte auf. Ich brauche dich und ich kann nicht ohne dich.", flüsterte ich leise. Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich konnte nicht fassen, dass er morgen sterben sollte. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn: "Ich liebe dich.", hauchte ich ihm noch ins Ohr, in der Hoffnung, dass er es wahrnehmen würde.
Zu Hause wurde ich fast wahnsinnig. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich stand vor dem Badezimmerspiegel und dachte daran, wie Kostas mich immer von hinten umarmt hatte, wenn ich grad vor dem Spiegel stand: "Jetzt begutachte dich doch nicht ständig. Du bist der schönste Mensch der Welt.", hatte er dann immer gesagt und mir einen Kuss auf die Wange gegeben. Ich musste leicht lachen bei dem Gedanken. Ich war nie schön gewesen und trotzdem hatte er es mir immer wieder gesagt. Mein Blick fiel immer wieder auf die Rasierklingen. Es würde alles beenden und ich wäre dann bei ihm. Ich griff nach einer der Klingen und setzte mich vor die Badewanne. Immer wieder ließ ich es mir durch den Kopf gehen. Wenn ich weiter machen würde, dann müsste ich damit leben, dass Kostas nie wieder bei mir sein würde. Ich könnte nie wieder in seine wundervollen braunen Augen schauen und nie wieder mit ihm in meinen Armen einschlafen. Der Gedanke daran war unerträglich. Ohne weiter darüber nachzudenken zog ich die Klingen über meine Haut. Ich genoss den Anblick des Blutes, welches aus meinen Venen strömte. Langsam wurde mir schwarz vor Augen und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, während ich in die Bewusstlosigkeit glitt.
Meine Augen flackerten und ganz langsam kam ich zu Bewusstsein. Hoffentlich war ich einfach tot. Ich öffnete komplett die Augen und erkannte, dass ich ihn einem Krankenzimmer lag. Ich seufzte. Ich war nicht tot, denn warum zur Hölle sollte ich denn in einem Krankenzimmer mein Leben nach dem Tod, falls es sowas überhaupt gibt, verbringen. "Mik?", ich drehte meinen Kopf und Frau Weiß lächelte mich an. Warum lächelte sie denn? Hatte sie nicht die Maschinen, die ihren Sohn am Leben halten, abstellen lassen? "Ja?", gab ich zurück. "Zum Glück bist du wach. Ein Wunder ist passiert. Kostas ist aufgewacht.", sagte sie und ein Lächeln bildete sich nun auf meinem Gesicht. "Wann?", fragte ich leise und schwach. "Gestern Abend. Er ist aufgewacht und das erste was er sagte ist, dass er dich sehen wollte. Ich bin sofort zu dir gefahren, weil ich ja weiß, wo euer Hausschlüssel ist und dann hab ich dich im Bad gefunden. Hast du das gemacht, weil du dachtest, dass du ohne ihn nicht leben kannst?", fragte sie vorsichtig. Ich nickte schwach. "Willst du zu ihm?", wollte sie wissen. "Ja, nichts lieber als das.", sagte ich leise. Sie nickte und holte schnell einen Arzt. Es dauerte eine gefühlte bis ich dem Arzt versichert hatte, dass ich nie wieder versuchen würde mich umzubringen, solange Kostas lebt. Er gab mir das okay, dass ich zu ihm durfte und zusammen mit Frau Weiß, die mich stützte, weil ich immer noch sehr schwach war, machte ich mich auf den Weg zu seinem Zimmer. Vor der Tür ließ sie mich los. Langsam ging ich rein. Mein Blick viel auf seinen Körper. Er war komplett befreit von Schläuchen, doch seine Augen waren geschlossen. Er schlief. Ich verdrehte die Augen. Er hatte ein komplettes Jahr geschlafen, wie konnte er da immer noch müde sein? Bei dem Gedanken musste ich auflachen. "Was ist so lustig?", ertönte plötzlich seine Stimme. "Ach nichts, nur dass das wieder so typisch für dich ist. Du hast ein verdammtes Jahr geschlafen und hast grad anscheinend schon wieder gepennt.", erklärte ich lachend. Er lachte auch leicht. Ich stand nun direkt neben ihm und sah in seine wunderschönen braunen Augen. "Küss mich.", hauchte er bittend. "Nichts lieber als das.", murmelte ich und legte meine Lippen auf seine. Es war so schön. Es war ein Wunder! Kaum hatte ich das realisiert, liefen mir einzelne Tränen über die Wange. "Hey nicht weinen Miki.", flüsterte Dennis und hob ganz langsam eine Hand an meine Wange, um die Tränen wegzuwischen. "Keine Sorge, ich weine vor Freude. Ich dachte du würdest sterben. Sie wollten heute die Maschinen abstellen.", erklärte ich und küsste ihn noch einmal. "Hey alles ist gut, ich bin ja wach geworden.", versuchte er mich zu beruhigen, als ich mich von ihm löste, "Willst du dich zu mir legen?", fragte er und rückte ganz vorsichtig ein Stück zur Seite. Ich legte mich genauso vorsichtig zu ihm und er schlang sanft die Arme um mich. Ich hatte das die letzten 12 Monate so sehr vermisst. Ich schloss die Augen und genoss seine Nähe!
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Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017
FanfictionSo da mir des öfteren OneShots durch den Kopf geistern und ich mein Profil nicht damit vollballern will, pack ich das was ab jetzt kommt, alles hier rein. Wie sich das für OneShots gehört, sind alle Kapitel unabhängig voneinander.