Für dich!

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"Wollen wir nach der Arbeit noch was trinken gehen?", fragte Nicolas(random name) und musterte mich, wie ich meine Haare stylte. "Nach der Arbeit?", ich zog eine Augenbraue hoch und lachte. Es war definitiv keine Arbeit. "Ach ja, für dich ist das ja keine Arbeit, stimmt ja.", meinte er und stimmte in mein Lachen mit ein. "Seit ihr beiden soweit?", fragte plötzlich jemand von draußen. Luna klang etwas genervt. "Soll die sich nicht so anstellen. Sie kann das ja gerne selber machen.", motzte Nicolas. Ich lachte kurz auf: "Als wenn die das tun würde. Dazu hat die doch gar nicht den Arsch in der Hose.", sagte ich und begutachtete mich im Spiegel. Ich sah mal wieder verdammt gut aus. Nicolas und ich gingen zum Set und verdrehten die Augen. "So ne Bücherrei - Szene hatten wir doch schon mal. Können wir das nicht etwas spannender machen?", fragte ich genervt. Wie oft musste ich schon den armen unschuldigen Studenten spielen, der "Nachilfe" von seinem Dozenten bekommt. "Mik jetzt beschwer dich nicht.", Lunas Stimme klang streng und dudelte keinen Widerspruch. Ich verdrehte die Augen und zog die Sachen an, die dort für mich bereit lagen.
Als ich fertig war entdeckte ich Nicolas und ich musste zugeben, dass er ziemlich scharf aussah. Ich ging auf meinen Platz und der Dreh begann. Es war nichts mehr ungewöhnliches sowas vor der Kamera zu machen. Zwar hatte ich seit ich damit angefangen war, keine ernsthafte Beziehung mehr gehabt, aber ich wollte schon immer Pornodarsteller werden. "Es wird auch nie langweilig mit dir.", lachte Nicolas, als wir fertig waren mit drehen. Ich hatte seinen kompletten Rücken zerkratzt. Ich grinste nur und zog mich an. "Wollen wir jetzt eigentlich noch was trinken gehen?", fragte er als wir zusammen zum Ausgang gingen. "Klar, aber vorher muss ich noch mal nach Hause. Sagen wir so in 2 Stunden am Alex.", schlug ich vor und er nickte.

Ich fuhr mit dem Longboard zur Tramm und machte mich auf den Weg nach Potsdam. Ich noch ein bisschen Zeit, also cruiste ich durch die Gegend. An der Brücke, über die ich schon etliche Male gefahren war und auf der ich schon etliche Male gesessen hatte, bemerkte ich einen Typen. Nicht sehr viel jünger als ich. "Hey alles okay bei dir?", ich versuchte ruhig und sanft zu klingen. "Lass mich in Ruhe.", murmelte er schwach und traurig. Ich stellte mich neben ihn und sah zu ihm hoch, da er auf dem Geländer saß: "Glaub mir, wenn du da runter springst, dann ist es vielleicht vorbei, aber das macht es nicht besser. Die Menschen, die dich lieben, die werden sich fragen, warum sie dich nicht davon abhalten konnten und werden sich die Schuld dafür geben und die Menschen, wegen denen du dich dort runter stürzt, die wird es nicht einmal interessieren, dass du weg bist. Also bevor du springst solltest du dir die Frage stellen, wer dir wichtiger ist. Die Leute, die dich lieben und brauchen oder die Leute, die es einen Scheißdreck kümmert was du tust?", ich wusste nicht, ob es ihn davon abbringt, aber einen Versuch war es wert. Er sah mich an und ich verlor mich in seinen Augen. Er hatte wunderschöne rehbraune Augen. "Es gibt niemanden mehr, der mich liebt.", sagte er mit brüchiger Stimme. "Das glaub ich dir nicht.", meinte ich ernst. Mein Handy klingelte und ich sah auf den Display. Nicolas! "Entschulidige mich ganz kurz. Ich muss eben ein Treffen absagen.", sagte ich und nahm den Hörer ab. "Geh ruhig zu deiner Verabredung. Wegen mir musst du nicht auf deinen Spaß verzichten.", er sprach immer noch leise. Ich griff nach seinem Arm und zog ihn mit einem Ruck vom Geländer: "Es geht um das Leben eines Menschen und dafür würde ich selbst ein Date mit Dylan O'Brien sausen lassen.", flüsterte ich mit einem Lächeln. "Würdest du nicht. Niemand würde das, der noch ganz bei Trost ist.", lachte der Typ plötzlich. "Komm lass uns erstmal von dieser Brücke runter. Wie heißt du überhaupt?", fragte ich und zog ihn mit mir. "Kostas und du?", fragend sah er mich an und musterte mich von oben bis unten. "Marik, aber die meisten nennen mich Mik.", erklärte ich und lächelte etwas verlegen. Ich war immer etwas nervös, wenn ich neue Typen kennen lernte, denn man sah niemandem an ob er nun schwul, bi oder hetero ist und falls er schwul war, konnte man ihm ja auch nicht ansehen, was er schon alles gesehen hatte. Ich führte Kostas zu einem kleinen Café und ließ ihn vor mir eintreten. "Mik, Gentelman(?) wie immer.", lachte Bibi, die Kellnerin, die mich schon ziemlich gut kannte. Ich lächelte verlegen: "Immer doch, Bibi. Kennst mich ja.", gab ich mit einem leichten Lachen in der Stimme zurück. Ich führte Kostas zu meinem Stammtisch am Fenster. "Du scheinst ja öfter hier zu sein.", bemerkte Kostas und musterte das kleine Café. Ich ließ mein Blick über die Straße wandern: "Ja, aber meistens Morgens vor der Arbeit oder halt Abends, wenn ich meine Ruhe haben möchte.", erzählte ich und dachte daran wie schön es ist morgens hier zu sitzen und zu sehen, wie sich die Leute abmühen rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. "Als was arbeitest du denn?", wollte er plötzlich wissen. Bibi, die an den Tisch gekommen war, um unsere Bestellung aufzunehmen, musterte mich forschend. An ihrem Blick konnte ich sehen, dass sie sich fragte, ob ich die Wahrheit sagen würde. "Ich arbeite quasi in der Filmbranche.", brachte ich nur die halbe Wahrheit heraus. "Oh okay, ich bin eigentlich Tanztrainer, mache aber nebenbei noch eine Ausbildung zum Physiotherapeuten.", meinte er und musterte seine Hände. "Klingt doch cool. Macht die Ausbildung wenigstens Spaß?", hakte ich nach. Er schüttelte gequält grinsend den Kopf: "Eher nicht, aber die Ausbildung kostet verdammt viel Geld, also werde ich es wohl durchziehen.", erzählte er und sah nun auch aus dem Fenster. Einen Moment war es still, bis Bibi uns unsere Bestellung brachte, die sie zwischenzeitlich aufgenommen hatte. "Als was arbeitest du eigentlich in der Filmbranche?", Kostas musterte mich neugierig. "Als Darsteller, aber ich bezweifle, dass du irgendwas kennst, wo ich mitgespielt habe.", sagte ich schnell. "Wieso? Ich kenne viele deutsche Serien und Filme.", hakte er nach. Ich schluckte: "Na ja, die Filme bzw. eher Filmchen laufen weder im Kino noch im Fernsehen.", ich sprach ziemlich leise. Er musterte mich weiter, aber in seinen Augen lag etwas Wissendes, als wüsste er worum es geht. "Komm sag schon. Ich verurteile niemanden.", er klang sanft, aber fordert. "Okay, ich bin Pornodarsteller.", brachte ich ich hervor. "War das jetzt so schlimm? Solange du Spaß dran hast, außerdem woher willst du wissen, dass ich nicht einen Porno kenne, in dem du mitgespielt hast?", fragte er und musterte mich wieder, aber diesmal anders. Nicht abwertend, aber neugierig und forschend. "Weil ich bezweifle, dass du schon mal einen Schwulenporno gesehen hast.", ich schlug mir die Hände vor den Mund. Hatte ich das gerade echt gesagt? Warum kann ich nicht ein einziges Mal die Klappe halten. Ein leises "Oh", entloh ihm und sein Blick heftete an der Tischplatte. Wieder schwiegen wir eine ganze Weile, bis ich es nicht mehr aushielt: "Warum wolltest du dich eigentlich von der Brücke stürzen?", stellte ich endlich die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf rum schwirrte. "Ich weiß nicht, in meinem Leben läuft gerade so viel schief, dass ich einfach überhaupt keinen Plan mehr habe, wie es weiter gehen soll.", sein Blick wurde traurig und ich musste dem Drang wiederstehen ihn in den Arm zu nehmen. "Was ist denn passiert?", hakte ich nach. "Ich glaube nicht, dass ich das mit einem Fremden bereden sollte.", murmelte er und sein Blick schweifte wieder durchs Café. "Ach komm schon. Ich bin zwar quasi eine männliche Schlampe, aber ich kann verdammt gut zuhören.", meinte ich ernst und zauberte damit ein Lächeln auf sein Gesicht. "Du bist glaub ich der erste Kerl, der von sich aus zugibt, dass er eine männliche Schlampe ist.", lachte er und seine Augen funkelten dabei. Ich zuckte mit den Schultern: "Warum soll ich das leugnen? Es ist doch wahr. Es ist mir auch eigentlich egal, was Andere von mir halten. Soll ich ehrlich sein oder dir liebe nicht alles erzählen?", ich musterte ihn, denn ich war nicht wirklich der netteste Mensch in den letzten Jahren gewesen. "Ehrlich ist immer am besten.", flüsterte er lächelnd. "Okay, und danach erzählst du mir deine Geschichte.", er nickte und ich fuhr fort, "Also nach meinem Abi bin ich nach Potsdam gezogen und weil ich zu der Zeit einfach immer chronisch pleite war, hat mir ein Kumpel vorgeschlagen, dass ich es doch mal bei einem Casting versuchen sollte. Er hatte es als Witz gemeint, aber ich bin hingegangen und seit dem bin ich in der Szene. Mittlerweile kennen viele mein Pseudonym darkviktory ziemlich gut und am Wochenende, wenn ich nicht drehe, dann bin ich meistens auf irgendwelchen Partys. Zum Glück kennen nur die Leute bei der Arbeit und meine besten Freunde, zu denen übrigens auch Bibi zählt, meinen Namen. Meine Eltern waren am Anfang wenig begeistert, doch das war mir egal und irgendwann meinte meine Mutter nur noch, dass sie es akzeptiert, solange ich keine Drogen konsumiere oder Alkoholabhänig werde oder so einen Scheiß. Aber ich kann sie beruhigen. Drogen sind nicht mein Ding und Alkohol nur ganz selten, weil gerne bei klarem Verstand bin, wenn ich mit jemandem in die Kiste springe. So ehrlich genug?", brachte ich meinen Redeschwall lachend zu Ende. Er nickte: "Auf jeden Fall, aber gibt es einen Grund, der dich dazu bringen würde damit aufzuhören?", wollte er wissen. Ich überlegte und sah ihm dabei in die Augen: "Ja, wenn ich den Richtigen treffen würde. Den Menschen, in den ich mich sofort und schlagartig verlieben könnte. Für diese Person würde ich mir einen vernüftigen Job suchen, zu mal ich ja sowieso eine Ausbildung hinter mir habe, aber das was ich gerade tue macht mir einfach Spaß, doch wie schon gesagt, für die Liebe meines Lebens würde ich es aufgeben.", erklärte ich und sah ihm weiter in seine wundervollen Augen. Es waren die schönsten Augen der Welt und er musste nichts mehr sagen. Er war es! "Hast du schon mal jemanden getroffen von dem du das geglaubt hast?", fragte er weiter. "Ja, aber jetzt erzähl du erstmal.", forderte ich ihn auf um vom Thema abzulenken. "Gut, ich komme eigentlich aus der Nähe von Hamburg und bin für die Ausbildung hier her gezogen. Bis gestern hatte ich noch eine Freundin, aber ich hab mich von ihr getrennt, weil mir klar gewirden ist, dass sie mir nicht das geben kann, was ich brauche. Mir ist einfach klar geworden, dass ich nicht auf mädchen stehe. Sie ist total ausgerastet und hat mich aus der Wohnung geworfen. Unsere gemeinsamen Freunde haben mich alle blockiert und meine Eltern meinten, dass ich mich erst wieder melden soll, wenn ich normal bin. Ich hab innerhalb von 24 Stunden alles verloren.", Tränen liefen seine Wange runter und ich beugte mich über den Tisch um sie ihm aus dem Gesicht zu wischen. "Nicht weinen. Du hast so schöne Augen. Es sieht viel besser aus wenn du lachst.", hauchte ich und sah ihm wieder tief in die Augen. Er beruhigte sich und lächelte: "Warum tust du das? Wenn du nicht so nett wärst könnte man glatt meinen, dass du mich abschleppen willst.", meinte er belustigt. "Wenn ich dich nur abschleppen wollen würde, dann hätte ich dich direkt gefragt, ob du mit mir ins Bett willst. Aber ich weiß nicht, was es ist, doch deine Augen haben etwas faszinierendes. Ich könnte dir einfach den ganzen Tag in die Augen schauen.", meine Stimme war leise und sanft. "Heißt das du würdest mich nicht küssen wollen?", fragte er fordernd. "Nichts lieber als das.", hauchte ich und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf meinen. Ein Kribbeln durch fuhr meinen Körper. Es war ein Gefühl, dass ich noch nie erlebt hatte. Wir lösten uns wieder voneinander und sahen uns in die Augen. Nach einer Weile kam Bibi zu uns: "So ihr zwei Hübschen, wir schließen gleich.", sie zeigte auf die Uhr und wir waren schpckiert darüber, dass es schon so spät war. "Ähm Mik...ich...ich weiß nicht, wo ich...wie soll ich das sagen..." "Kein Problem du kannst bei mir pennen.", unterbrach ich ihn, denn ich wusste, was er sagen wollte. Zwei Straßen vom Café entfernt hatte Kostas sein Auto stehen: "Komm dann müssen wir nicht laufen.", meinte und stieg ein.

Bei meiner Wohnung angekommen zeigte ich ihm erstmal das Bad, denn er hatte die letzte Nacht im Auto verbracht und heute noch Training gehabt. Als er aus der Dusche kam, sah er mit den halbnassen Haaren noch heißer aus. Er kam zu mir und setzte sich neben mich auf die Couch. Ich strich ihm die feuchten Haare aus der Stirn und sah ihm zum gefühl 1000ten Mal in die Augen. Unsere Lippen fanden sich wieder und der Kuss wurde immer intensiver und leidenschaftlicher. Plötzlich fuhr er mit den Händen unter mein Shirt und ich stockte. Er löste sich von mir und sah mich fragend an: "Was ist los?", fragte er sanft. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah ihm wieder in die Augen: "Ich will nicht, dass du glaubst, du wärst für mich nur so eine schnelle Nummer für zwischendurch. Du bist was Besonders, dass wusste ich ab dem Moment, wo ich dir das erste Mal in die Augen gesehen habe.", erklärte ich mit unsicherer Stimme. "Warum sollte ich das denken?", hakte er nach. "Weil ich schon mit vielen Typen geschlafen habe. Ich war in den letzten Jahren wie schon gesagt eine männliche Schlampe. Aber bei dir ist es etwas anderes. Ich will nicht einfach nur so mit dir ins Bett, ich will dich bei mir haben und zwar jede Sekunde meines Lebens.", flüsterte ich und er zog ohne ein weiteres mein Gesicht wieder näher zu sich.

An dem Abend gingen wir dann nicht weiter. Monate später hatte ich meinen aller letzten Dreh. auch wenn Kostas meinte, dass ich das nicht für ihn tun müssten, war ich der Überzeugung, dass wir niemals eine gesunde Beziehung aufbauen könnten. "Hey Mik, wir werden dich vermissen. Mit dir war es immer am geilsten.", meinte Nicolas zum Abschied. "Danke, wenn man nur die Arbeit betrachtet kann ich das Kompliment nur zurück geben, aber seit ich Kostas kenne fühlt es sich einfach nicht mehr richtig an, also ist es das Beste.", erklärte ich und sah noch mal in die Runde. Luna zog mich in ihre Arme und flüsterte: "Machs gut. War schön mit dir zu arbeiten." Ich verabschiedete mich noch einaml von allen und fuhr dann nach Hause. Kostas war anscheinend schon länger da und hatte gekocht: "Na wie war dein letzter Dreh?", fragte er und musterte mich besorgt. Er wusste, dass mit meine Arbeit Spaß gemacht hatte, aber es würde mir nicht fehlen. "Wie immer eigentlich nur, dass sich danach alle verabschiedet haben und meinten, dass es Spaß gemacht hat mit mir zu arbeiten. Alles in Allem wird es mir aber nicht großartig fehlen, denn ich hab ja jetzt dich.", erzählte ich und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er stellte das Essen auf den Tisch und ich musste zugeben, dass er verdammt gut kochen konnte. "Was willst du jetzt eigentlich machen?", wollte er beim Essen wissen. "Erstmal arbeite ich eine zeitlang in dem Café, wo auch Bibi arbeitet und werd mir in der Zeit dann etwas Anderes suchen. Vielleicht finde ich ja wieder einen Job in der Medienbranche.", erklärte ich schulterzuckend. Eigentlich war es mir völlig egal solange mein Babyboii bei mir war. Nach dem Essen gingen wir in unser Schlafzimmer und kuschelten uns aneinander. "Ich liebe dich, Babyboii.", hauchte ich und legte meine Lippen kurz auf seine. "Ich dich auch.", erwiderte er und schlang die Arme um mich.

Inspiration hab ich von dem Black Clown Mixtape von darkviktory, insbesondere von den Lieder Hologramm und Weiberhelden.

Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt