28. Ich gehöre zu niemandem

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Selena

Zu sagen, ich fühle mich unwohl, wäre untertrieben.

Ich fühle mich fremd, schutzlos und entwurzelt. Ich kenne - wie könnte es auch anders sein? - niemanden und irre komplett alleine umher.

Ich komme mir vor wie eine Außerirdische zwischen all den Menschen. Die Frauen sind, zugegeben, allesamt wunderschön und aufgetakelt bis ins Dorthinaus. Ich könnte genauso gut das hässliche Entlein unter ihnen sein.

Seit einer halben Stunde suche ich jetzt schon nach einem vertrauten Gesicht. Ich hoffe, Ariana irgendwo anzutreffen oder Jasper, da sie mir ehrlich gesagt noch am sympathischsten sind, aber von ihnen gibt es keine Spur.

Die Villa kommt mir heute noch größer vor, als sonst. Jeglichen Überblick, den ich mal über dieses wunderschöne Haus hatte, existiert spätestens jetzt nicht mehr.

Das Flackern der bunten Lichter von der Tanzfläche verwirren mich und bereiten mir Kopfschmerzen. Ich habe das Gefühl, in einem Club gelandet zu sein.

Ich bin zahllosen Blicken von Männern ausgesetzt und obwohl ich im Vergleich zu den ganzen Frauen hier noch recht "viel" an hab, fühle ich mich unter ihren Blicken nackt und entblößt.

Egal wo ich hingehe, ich sehe überall das gleiche; tanzende Frauen, Männer, die Frauen ihre Zunge in den Hals schieben und Männer, die an einem Tisch sitzen und sowas wie Poker spielen. Auf den Tischen stapeln sich mehrere Geldscheine, es liegt dicker Rauch und der Geruch von Gras in der Luft. Ich will nicht wissen, wie viele Waffen sich unter den Jacken der Männer oder unter den Kleidern der Frauen verstecken.

Es ist fast wie eine Houseparty, nur irgendwie kontrollierter, es ist schwer zu beschreiben.

Zwar sind die meisten betrunken, aber es ist nicht so, wie man sich die unzähligen College-Hauspartys vorstellt, wo rechts und links in Büsche gekotzt wird oder Möbel demoliert werden oder in der Ecke bewusstlose Leute rumliegen, die sich ins Koma gesoffen haben.

Den Leuten hier geht es nicht ums Saufen und Party machen. Die Stimmung ist, trotz der Musik und der tanzenden Masse, nicht ausgelassen und befreit.

Es geht um mehr. Man merkt es daran, wie sie ihre Umgebung wahrnehmen und jeden abchecken, als ob sie abwägen, wem sie vertrauen können.

Man merkt es an den Blicken, die einem zugeworfen werden. Als würden sie versuchen, dich irgendwo zuzuordnen.

Vielleicht kommt mir das aber auch nur so vor, weil ich mich so alleine fühle und im Gegensatz zu allen anderen hier, vollkommen nüchtern bin.

Nach weiteren fünf Minuten umherirren, finde ich mich in der Küche wieder. Hier wurde die Theke zu einer Art Bar transformiert. Irgendeine Frau, die ich noch nie gesehen habe, steht hinter einem aufgebauten Tresen und verteilt kostenlos Drinks.

Ich frage mich, ob Justin sie für den Abend eingestellt hat. Wahrscheinlich.

Ich schaue unauffällig, ob hier ein bekanntes Gesicht unter der Masse zu sehen ist, stelle aber schon bald fest, dass ich hier nicht fündig werde.

ADDICTED TO YOU  → Jelena FanFiction (FINISHED)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt