77. Deine Zukunft ist meine Zukunft

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Justin

Mein Leben hat wieder einen Sinn. Sie zu verlassen war das selbstloseste, was ich jemals getan habe, und Zurückkommen das egoistischste.

Doch sehe ich allmählich, dass Wegzugehen gleichzeitig die schlimmste Entscheidung meines Lebens war und genau das Gegenteil von dem bewirkt hat, was ich erreichen wollte: Die Liebe meines Lebens glücklich machen, sie frei lassen. Ihr die Chance zurückgeben, ein normales, sicheres Leben zu führen.

Die Handlung hat ihre dahinterliegende Intention verfehlt. Und eine gute Intention macht Selenas Schmerz nicht rückgängig. Unseren Schmerz. Doch meiner ist es nicht, der mich nachts wegen schlechtem Gewissen nicht schlafen lässt. Es ist ihr Schmerz, für den ich verantwortlich bin.

Woher hätte ich wissen sollen, dass sie mich genauso sehr braucht, wie ich sie? Ich hab ja nicht ahnen können, dass meine Abwesenheit auch ihren Lebensinn geraubt hat.

Um ehrlich zu sein, kann ich es immer noch nicht zu hundert Prozent glauben. So eine Wichtigkeit und Bedeutung würde ich mir selbst nie zusprechen, in niemandes Leben.

Und doch kann ich sehen, was die vier Monate mit ihr angestellt haben. Was ich ihr angetan habe. Psychisch, wie körperlich. Der unübersehbare Gewichtsverlust, der mich jedes Mal aufs Neue schockt, die nächtlichen Albträume, ihr misstrauender, ängstlicher Blick, wenn ich gehen musste, die Angst, dass ich nicht wiederkomme und ihr erleichterter Gesichtsausdruck, jedes mal wenn ich um die abgesprochene Uhrzeit wieder an ihre Fensterscheibe klopfe.

Dieser Blick lässt mich nicht los, genauso wenig wie mein schlechtes Gewissen. Ich wünschte, ich könnte die letzten 4 Monate ungeschehen machen. Oder die Zeit zurückdrehen, sodass ich mich damals nicht dafür entschieden hätte, zu gehen.

Ich hätte uns das ersparen können. Die Sehnsucht, die Leere, die Verzweiflung, den nicht auszuhaltenden Schmerz. Ich bin für all das verantwortlich. Wieder ein mal bin ich der Grund für ihr Unglücklichsein, für ihr Leiden.

Auch wenn ich ihr die letzten Tage duzend mal geschworen habe, dass ich nie wieder aus ihrem Leben verschwinde, koste es, was es wolle, koste es mein Leben... Ich kann es noch so oft sagen - ihre Zweifel, die Unsicherheit und die Angst kann ich ihr nicht nehmen.

Wenn ich ihr meine Gewissheit doch irgendwie einflößen könnte, damit sie versteht, wie ernst ich es meine...

Mich interessieren die Gefahren nicht länger; ihre Eltern (primär ihr Vater), was andere sagen, die Polizei, meine Gang, andere verfeindete Gangs, die Drogendeale, die Geschäfte mit Carlos, das Geld, meine Machtposition.

Ich weiß, dass unsere Liebe ein Risiko ist. Wir wissen beide, was wir zu verlieren haben. Sie ihre Familie und ihre Sicherheit, ich mein komplettes Leben, was ich über die Jahre aufgebaut habe.

Aber all das spielt für mich keine Rolle mehr. Mein altes Leben hat seinen Geschmack und seinen Reiz verloren. Ein Leben ohne Selena ist für mich kein lebenswertes Leben, ich bin bereit, jedes Risiko für unsere Liebe in Kauf zu nehmen. Und ich werde keine Entscheidung mehr für Selena treffen. Wenn sie mir versichert, dass sie das Risiko ebenfalls eingehen will, werde ich nicht mehr versuchen, sie davon abzuhalten.

Trotz der Tatsache, dass sie etwas Besseres als mich verdient hat und ihr Wert jegliche materiellen Besitztümer und Summen an Geld, die ich je besessen habe, übertrifft, ich werde bleiben, so lange sie mich in ihrem Leben haben will.

ADDICTED TO YOU  → Jelena FanFiction (FINISHED)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt