Kapitel 5

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8. Mai 1951

Ich verstehe es nicht mehr.
Er ist nur noch getrieben von irgendeinem Drang. Er isst nicht. Er schläft nicht. Er ist nur eine Maschine mit einem Ziel: Seine Mission. Er lebt nicht mehr, er lacht nicht mehr, er liebt nicht mehr. Weder seine Eltern, noch seine Freunde, noch mich. Nur noch seine Arbeit.

J. B.

Heute

Die ganze Sache überrascht mich so sehr, dass ich überrascht nach Luft schnappe. Doch da ist mein Mund bereits voller Wasser. Ich will husten, doch ich schaffe es nicht, nach oben zu schwimmen.

Meine Füße verhaken sich in dem Tüll meines Kleides und ich spüre, wie ich weiter absinke. Meine Lunge schmerzt so stark, dass mir Schwarz vor Augen wird.

Mit letzter Kraft trete ich in den Stoff meines Kleides und zerreiße den Tüll. Meine Hand bewegt sich hysterisch hin und her und bekommt gerade noch den Beckenrand zu fassen, sodass ich mich hochziehen kann.

Nachdem ich gefühlte zwei Stunden alles aus mir herausgehustet habe, sehe ich mich um. Ich will Emmy anschreien. Ich will sie dafür fertig machen, dass sie mich gerade fast umgebracht hätte.

Aber meine Stimme ist komplett weg.

Und Emmy ebenfalls.

Wow. Sie schubst mich in diesen beschissenen Teich und haut ab. Ein unglaublicher Hass überwältigt mich. Ich klettere aus dem Teich und laufe zitterig zurück ins Schloss.

In meinem Zimmer klingele ich mein Glöckchen. Ich muss mit Clara reden.

In zwei Minuten ist sie da und sieht mich schockiert an. "Was zur Hölle ist mit Ihnen passiert?", fragt sie. "Meine Schwester hielt es für nötig, mich verrecken zu lassen, damit ich nicht mit ihrem Freund flirte", schreie ich sie an. Erschrocken zuckt sie zurück. "Schreien Sie doch nicht so, alles ist gut", versucht sie, mich zu beruhigen. "Ich schreie nicht!", schreie ich zurück.

"Ich werde Ihnen ein heißes Bad einlassen und dann ein neues Outfit heraussuchen", schlägt sie vor. Ich nicke und werfe das nasse und zerrissene Kleid ab.

"Worum ging es denn?", fragt sie, während sie das Bad betritt und heißes Wasser in meinen Whirlpool lässt. "Ich habe nur mit William geredet und sie hat sich sofort angegriffen gefühlt!", beklage ich mich und kuschele mich in meinen Flanell-Bademantel. Sie dreht sich um und grinst. "Kommen Sie, das Einzige, was sie damit zeigt, ist, wie angreifbar sie ist", meint sie und nimmt ein gestreiftes Hemd und einen dunkelblauen Rock heraus, dazu noch rote Pumps.

"Sie sollten jetzt baden, das entspannt. Und danach gehen Sie zu ihr und unterhalten sich mit ihr", schlägt sie vor. Und noch bevor ich wütend schnauben und ihr sagen kann, dass ich nicht mit ihr reden werde, hat sie schon die Tür hinter sich zugeschlagen.

Und das einzige Geräusch im Raum ist das Rauschen des Wassers und das Kissen, das ich mit voller Wucht hinter ihr her schleudere.

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