Langsam trotte ich Thess durch den ganzen Laden hinterher. Ich will hier nicht sein, und besonders nicht mit ihr.
Nach Ewigkeiten sehe ich endlich ein hübsches Kleid und gehe darauf zu, sehe aber, dass Thess im gleichen Moment ihre Hand darauf gelegt hat.
Als sie sieht, dass ich ebenfalls Gefallen daran finde, lächelt sie mich sarkastisch an. "Vergiss es, Kleine. Das Kleid gehört mir."
Ich starre genauso zurück. "Das glaube ich nicht", fauche ich und beginne, an dem Kleiderbügel zu ziehen, während sie es von der anderen Seite tut.
Das Kleid ist schon fast dabei, zu reißen, als sich plötzlich Joyce zwischen und wirft und uns das Kleid aus unseren Händen zieht. "Ich werde das anprobieren", meint sie fest entschlossen und ich und Thess geben auf.
Seufzend gehen wir weiter. Ich frage mich, was passiert ist. Früher könnten wir so etwas wie normale Menschen lösen, und jetzt? Warum können wir nicht mehr miteinander reden? Wahrscheinlich Fechten wir dadurch unterbewusst unseren Kampf um Jon aus, oder so. So würde es jedenfalls meine Mutter ausdrücken.
Endlich sehe ich wieder ein hübsches Kleid und schaffe es sogar, meine Hand vor Thess darauf zu platzieren, was ihr allerdings beim nächsten Mal gelingt. Es wird ein richtiger Wettkampf.
Nach fünf Kleidern kommt es allerdings schon wieder zu einem Gleichstand. "Ich nehme das. Immerhin war es von Anfang an in meiner Hand", erkläre ich, weiß allerdings nicht so genau, ob ich damit das Kleid oder Jon meine. Sie jedenfalls versteht meine Anspielung.
"Ja, aber vielleicht ist es jetzt bei mir. Man kann Dinge nicht für immer behalten", erwidert sie.
Ich werde wütend. "Aber erstens hatte ich es kaum und zweitens musst du verstehen, wie wichtig es mir ist!"
"Ach, komm. Es passt doch gar nicht zu dir, außerdem ist ziemlich klar, wem es besser stehen wird."
"Aber es wurde mir zugeteilt und du musst doch aus Frauensolidarität verstehen, wie wichtig mir das ist!", schreie ich jetzt fast.
"Leute...!", geht Joyce schon wieder dazwischen. "Reden wir hier immer noch von dem Kleid?"
**
Ich sehe auf meine Uhr. Wir laufen jetzt bereits seit anderthalb Stunden mit den beiden hier herum und Thess macht mich fertig. Joyce scheint ebenfalls schon ziemlich genervt zu sein.
Auf einmal ergreife ich Claras Handgelenk und ziehe sie hinter einen Kleiderständer.
"Hör zu, Clara. Wir müssen hier unbedingt raus. Kannst... kannst du bitte in den Waschraum gehen und so tun, als wärst du eine Angestellte, die mich unbedingt zu Hause haben will?", frage ich schnell und sie nickt. "Nichts lieber als das. Wie hältst du dieses Mädchen nur jeden Tag aus?", fragt sie, und mit diesen Worten ist sie verschwunden.
Ich Kehre zu der Gruppe zurück. "Cla... Jaqueline ist auf dem Weg zum Bad, sich frisch machen, sie wird aber gleich wieder da sein", erkläre ich und sehe schnell wieder auf ein paar Kleider. Ich bin eine ganz miese Lügnerin.
Thess nickt. "Alles klar. Ich seh mich da hinten nochmal um", erklärt sie und steuert eine Ecke des Ladens an, in der wir noch nicht waren. Direkt als sie weg ist, bekomme ich auch schon die Standpauke von Joyce zu hören.
"Seid ihr noch eigentlich bescheuert?!? Müsst ihr euch euren blöden Jon-gehört-mir-Kampf unbedingt hier austragen? Es nervt! Und außerdem, wer ist dieses Mädchen? Du kannst mir nämlich nicht erzählen, dass das tatsächlich eine Freundin aus Frankreich ist."
Ich will gerade zu einer Antwort ansetzen, als mein Handy klingelt. Gerettet.
Ich ziehe es aus der Tasche und gehe ran.
"Oh, hallo Clara... Was? Jetzt sofort? ...okay, ich bin in zwanzig Minuten da", meine ich und werfe Joyce einen entschuldigenden Blick zu. "Tut mir wirklich leid, aber zu Hause brauchen die meine Hilfe mit der Dekoration mit dem Ball... Kommt ihr hier auch ohne mich klar?", frage ich so unschuldig, wie es geht.
Sie nickt nur. "Klar", murmelt sie.
"Okay, dann hole ich nur kurz Jaqueline ab, und dann fahren wir", erkläre ich und umarme sie zum Abschied. "Bis morgen Abend!"
**
Triumphierend gehe ich zum Waschraum. Besser hätte das nicht laufen können. Als ich allerdings dort ankomme, finde ich eine schweißgebadete Clara vor.
"Nia, ich hab schlechte Neuigkeiten."
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. So schlimm kann es jetzt auch nicht sein.
"Thess war ebenfalls auf der Toilette, als wir telefoniert haben!", erklärt sie nervös. "Ich glaube, sie hat mich gehört."
Ich sehe sie geschockt an.
Okay, ich ziehe meine Aussage zurück.
Es kann so schlimm sein.
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Princess Diaries
Teen FictionNa, das läuft ja super für Nia. Ihre längst verschollene Kindheitsliebe meldet sich auf einmal und will eine neue Bleibe. Als hätte sie als Prinzessin nicht schon genug Probleme! Auf keinen Fall will sie ihn erneut in ihr Leben lassen. Aber zwischen...