Kapitel 39

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Am nächsten Morgen wache ich früher auf als sonst. Mein erster Blick fällt auf mein Handy, dessen Uhr 8:07 Uhr anzeigt. Seufzend falle ich zurück in mein Kissen. Ich habe gerade zu nichts Lust, weiß aber, dass ich auch nicht wieder einschlafen werde.

Also schäle ich mich lustlos aus meiner  Decke und klingele das Glöckchen neben meinem Bett. Ich bin noch zu fertig, um mir ein Outfit herauszusuchen. Soll Clara sich darum kümmern.

Als diese in mein Zimmer kommt, ist sie gut gelaunt und sieht aus, als wäre sie schon Stunden auf den Beinen. "Guten Morgen!", flötet sie, während sie schon meinen Schrank aufmacht.

Ich reibe mir die Augen. "Ich versteh dich echt nicht, Clara. Wie kannst du um diese Uhrzeit schon so wach sein?", frage ich.

Sie zuckt erst mit den Schultern, dann kommt sie allerdings doch zu mir und beginnt, mir alles zu erzählen. "Ihre... Deine Mutter hat mir erlaubt, zum Ball zu gehen, wenn ich mich unauffällig verhalte! Ist das nicht toll?"

Ich lächele. Sie verdient es wirklich, auch mal ein bisschen Spaß zu haben. "Das ist wirklich super, Clara. Was ziehst du an?", frage ich sie und stehe auf, um mir Wasser in den Whirlpool einzulassen.

Sie sieht auf ihre Füße. "Ich... weiß es nicht."

Ich überlege einen Moment. "Hey, der Ball ist übermorgen. Wie wäre es, wenn wir morgen zusammen shoppen gehen?", frage ich augenzwinkernd. Sie sieht auf, jetzt lächelt sie wieder. "Das wäre toll."

**

Nachdem ich geduscht habe und mir ein weißes Kleid mit blauen Blüten angezogen habe, gehe ich aus dem Zimmer, um zum Frühstück in den großen Saal zu kommen, wo meine Mutter bereits sitzt und überraschenderweise mit einem Ohr am Handy ist.

Normalerweise lehnt sie so etwas strikt ab, aber anscheinend ist der Herbstball, wie jedes Jahr, eine Ausnahme für alles. Ich setze mich hin und höre ihr ein paar Minuten zu, wie sie den Floristen wegen irgendeiner Kleinigkeit anschreit.

Alle essen schweigend, bis ich spüre, wie Laina mich von der Seite antippt.

"Hey", flüstert sie. "Hast du schon mit Jon geredet?", will sie wissen. Ich verdrehe die Augen. Ich hatte gehofft, das Gespräch mit Jon so weit wie möglich herauszuzögern. Es wirkt einfach so erbärmlich, dass ich jetzt wieder angekrochen komme.

"Noch nicht", flüstere ich zurück. "Ich rede nach dem Frühstück mit ihm."

Sie lächelt schwach. Sie weiß genau, wenn sie mich nicht noch einmal erinnert, werde ich es sowieso nicht machen. Jaja, nennt mich einen Angsthasen. Aber hey, ich kann und werde nicht leugnen, dass Jon mir noch etwas bedeutet. Na ja, außer vor ihm natürlich.

Als wir aufgegessen haben, gehen wir zusammen hoch und sie schiebt mich noch einmal extra in die Richtung zu seinem Zimmer.

Verdammt.

Ich hatte gehofft, dass sie es vergessen hat.

"Muss ich?", quengele ich, obwohl ich mir diese Frage selbst beantworten kann.

Sie nickt. "Ja, musst du. Und jetzt geh!"

Ich seufze und klopfe leicht an der Tür.

"Ja?", höre ich Jons Stimme von innen.

Ich öffne und sehe erstmal Jon, der ohne ein Oberteil im Raum steht und anscheinend grade geduscht hat.

"Oh...!", stammele ich und drehe mich schnell weg, damit er sich etwas anziehen kann. Er kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Gott, Nia!"

Ich balle meine Hand zu einer Faust, zwinge mich allerdings, zu bleiben.

Ganz ruhig, Nia. Du tust das für Laina, denk dran.

Ich drehe mich zurück und stelle erfreulicherweise fest, dass er sich etwas übergezogen hat.

"Was willst du hier?", fragt er und sucht auf seiner Kommode nach einem Kamm.

"Ich...ähm...", beginne ich. Mann, das ist echt nicht leicht.

Er sieht mich fragend an. "Ich wollte mich entschuldigen, dafür, dass ich so blöd war, gestern", erkläre ich und kann nicht vermeiden, dass meine Hände am Saum des Kleides herumspielen.

Er zieht eine Augenbraue hoch. "Alles gut", murmelt er und scheint zu wissen, dass das noch nicht alles war.

Ich seufze. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

"Und ich wollte dir als Entschädigung anbieten, mit dir zum Ball zu gehen", sage ich leicht angenervt.

Er kichert und sieht weg. "Nia, du weißt, was ich dir gesagt habe. Ich will nicht, dass du das machst, wenn du es nicht willst, okay?", meint er und für einen kurzen Moment bin ich kurz davor, einfach 'Okay, bis dann' zu sagen und aus dem Raum zu gehen. Aber ich weiß, ich muss das durchziehen.

"Nein, ich will das wirklich. Ich habe gestern überreagiert. Und außerdem könnte es wirklich lustig werden", meine ich und sehe, wie er lächelt. "Dann... würde ich mich freuen, dich da zu sehen", meint er und grinst, was ich erwidere.

"Okay, dann... bis dann", murmele ich, werde rot und verlasse den Raum. Einen Moment bleibe ich allerdings noch hinter der Tür stehen.

Denn irgendwie kann ich nicht aufhören, zu Lächeln.

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