"Es begann alles vor einem halben Jahr. Mom und ich waren Schlittschuhlaufen, auf diesem kleinen See, weißt du noch? Sie hat sich eine kleine Erkältung zugezogen, nicht besonderes, ich ja auch. Und nach zwei Wochen war es auch wieder weg. Aber dann kam es wieder. Und wieder. Und jedes Mal wurde es schlimmer. Als es dann zu einer richtigen Lungenentzündung wurde, wurde mir klar, dass wir dringend Medikamente brauchten. Aber nach einiger Zeit konnten wir sie nicht mehr bezahlen. Ich weiß nicht, wie lange sie das noch...", erzählt Ari und stockt, um sich eine Träne aus dem Auge zu wischen.
"Alles gut", murmele ich und nehme sie in den Arm. Sie hat genug erzählt. Ich streiche ihr langsam über den Kopf und spüre, wie sie anfängt, leise zu schluchzen.
"Was soll ich denn jetzt machen? Meine Mutter darf nicht sterben! Ich kann sie nicht verlieren!", ruft sie verzweifelt. "Wenn du willst, können wir dir Geld geben. Das ist ja nicht das Problem", schlage ich vor und merke, dass ich gerade schon wieder mit meinem Reichtum angegeben habe.
Sie schüttelt allerdings nur den Kopf. "Ich nehme keine Almosen an, Nia. Ich weiß, ich bin in einer schwierigen Situation, aber ein bisschen Würde habe ich noch."
Ihr Handy beginnt zu Klingeln und sie zieht es aus der Tasche. "Oh, verdammt! Ich hab ganz vergessen, Bescheid zu sagen, dass ich noch bei dir bin! Mein Vater wird mich umbringen!", flucht sie und starrt verzweifelt auf das kleine Tastentelefon.
Ich lächele ihr ermutigend zu. "Geh ruhig. Ich komm hier klar. Und lass dir von Martha noch was von der Lasagne mitgeben!", meine ich und schiebe sie in Richtung Tür. "Danke", sagt sie erleichtert und umarmt mich. "Nicht nur dafür, für den ganzen Tag."
Ich erwidere die Umarmung. "Dafür sind Freunde doch da oder?"
Sie kichert und öffnet die Tür. "Bis bald, Nia", murmelt sie mir noch zu, dann geht sie hinaus auf den Flur. Und obwohl ich gar nicht neben ihr stehe, höre ich, wie ihr Vater sie durchs Telefon anschreit.
**
Ich gehe zurück in mein Zimmer und werfe einen Blick auf mein Handy. Eine Nachricht von Thess.Heyy! Hast du deinen mysteriösen Tanzpartner schon gefragt, wegen morgen?💕
Ich seufze. Ich weiß, dass Thess keine Ruhe geben wird, bis ich ihr sage, dass Jon Zeit hat. In diesem Punkt ist sie einfach nur nervig. Ich verdrehe die Augen, stehe aber trotzdem auf. Immerhin würde ich zusätzlich noch gern wissen, wieso er vorhin in mein Zimmer gekommen ist.
Ich öffne meine Tür und gehe hinüber zu Jons Zimmer, das nur einige Meter von meinem entfernt ist. Vor der Tür hole ich noch einmal kurz Luft, dann klopfe ich an.
"Herein!", höre ich seine Stimme aus dem Innern. Zaghaft öffne ich die Tür und sehe, wie er gerade an seinem Schreibtisch sitzt und irgendetwas auf dem Computer schreibt. Als er mich sieht wendet er sich um und sieht mich überrascht an.
"Nia! Was ist los?"
"Ich... ähm...", stammele ich, zwinge mich aber dann doch, mich zusammenzureißen. "Ich wollte dich fragen, ob du morgen Zeit hast, zum Trainieren. Nach den Ferien haben wir ja die Prüfung und zwei meiner Freundinnnen kommen auch...", erkläre ich und sehe ihn erwartungsvoll an, auch wenn ich nicht glaube, dass er Ja sagen wird.
"Klar", sagt er allerdings zu meiner Überraschung. "Oh, okay, dann...", murmele ich, bleibe aber im Zimmer stehen. "Gibt's noch irgendwas?", fragt er leicht genervt und wirft einen kurzen Blick auf seine Arbeit.
Achso. Ich nerve ihn nur. Schon verstanden.
"Was wolltest du heute in meinem Zimmer?", frage ich allerdings trotzdem demonstrativ. Er soll nicht glauben, ich würde jetzt den Schwanz einziehen, nur, weil ihm meine Anwesenheit gerade nicht passt. Er winkt allerdings ab. "Ach, nichts. Ich wollte auch übers Training reden", erklärt er und es herrscht eine unangenehme Stille zwischen uns.
Dann beginnt er, zu grinsen. "Süß aber, dass du nachfragst. Bedeute ich dir etwa was?", fragt er neckend.
Ich. Fasse. Es. Nicht.
Natürlich bedeutet er mir etwas, aber er hat anscheinend nicht mal genug Anstand, das ernst zu nehmen. Ich hätte nicht kommen sollen.
"Du bist so ein Arsch", murmele ich und drehe mich um, um zur Tür zu gehen. Es war eine bescheuerte Idee, herzukommen.
"Hey, bleib hier! Warum bist du jetzt so wütend?", fragt er und steht auf. Ich drehe mich um und blitze ihn mit meinen blauen Augen an. "Warum interessiert dich das? Du würdest es ja sowieso nicht ernst nehmen können", fauche ich und will mich wieder umwenden, aber er hält mich am Arm fest.
"Natürlich nehme ich dich ernst! Warum drehst du über diese Frage so durch?", ruft er und sieht jetzt schon ziemlich genervt aus. "Ist doch egal!", schreie ich. "Nein, jetzt sag's mir!", brüllt er zurück.
Ich explodiere.
"Weil du mir extrem viel bedeutest und durch deine Scheiß-Aktion mit dem verfickten Brief alles kaputt gemacht hast!", schreie ich und mir wird jetzt erst klar, was ich gerade gesagt habe.
Er sieht mich verwirrt an. "Wieso?", fragt er, aber ein bisschen leiser als vorher. Was mich allerdings nicht davon abhält, ihn weiter anzuschreien.
"Weil du dir nicht mal die Mühe gemacht hast, zu fragen, wie's mir geht! Und außerdem hast du mit diesem Brief gezeigt, dass du die Mittel hättest, dich zu melden, aber du hast es nicht getan. Also ist die Frage, ob ich dir etwas bedeute, wohl überflüssig", meine ich bitter und zwinge mich dazu, nicht zu weinen.
"Nia, du...", beginnt er und hält mich an der Hand fest, aber ich schlage sie aggressiv weg. "Lass mich", fauche ich. "Mach es nicht noch schlimmer, als es sowieso schon ist."
Und mit diesen Worten stürme ich auf den Flur. Die Schreie von Jon ignoriere ich dabei komplett.
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Princess Diaries
Teen FictionNa, das läuft ja super für Nia. Ihre längst verschollene Kindheitsliebe meldet sich auf einmal und will eine neue Bleibe. Als hätte sie als Prinzessin nicht schon genug Probleme! Auf keinen Fall will sie ihn erneut in ihr Leben lassen. Aber zwischen...