Kapitel 71

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Die Fahrt in der Limousine verläuft schweigend. Aber es ist kein schlechtes Schweigen. Es ist nicht mehr peinlich. Es ist einfach nur das Gefühl, dass jeder jetzt seinen eigenen Gedanken nachhängen muss.

Nach zwanzig Minuten hält Franques den Wagen an und Jon hilft mir heraus. "Ich schaffe das schon allein", meine ich lachend, als er mir seine Hand hinhält, aber er grinst nur. "Ein wahrer Gentleman lässt niemals eine Gelegenheit aus, zu helfen!", meint er und ich pruste los. "Du und Gentleman? Träum weiter."

Wir steigen aus und gehen zusammen zum Eingang. Kurz bevor wir in unseren Zimmern ankommen, halte ich ihn noch kurz an. "Hey", meine ich zu ihm und er dreht sich um. "Das Tanzprojekt ist zuende. Wir haben es geschafft", flüstere ich ihm zu und sofort macht sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. Es ist kaum zu glauben, dass wir tatsächlich fertig sind.

**

Um kurz vor Acht klopft es an meiner Tür und ich drehe mich erleichtert von der Ablenkung um. Ich sitze immerhin schon wieder seit Stunden an den Hausaufgaben.

"Wie sehe ich aus?", ist das erste, was ich höre, als Jon durch die Tür tritt und mir ein ziemlich cooles Outfit zeigt, in dem er ziemlich gut aussieht.

"Super", meine ich. "Dann kann ja nichts mehr schiefgehen."

Er lächelt schwach und umarmt mich zum Abschied. "Wünsch mir Glück, okay?", sagt er, dann verlässt er den Raum. "Wirst du auch brauchen", murmele ich, aber da hört er mich bereits nicht mehr.

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Nach etwa einer weiteren Stunde gebe ich auf. Ich und Chemie werden wahrscheinlich nie Freunde.

Seufzend stecke ich das Buch zurück ins Regal und versuche, meine Hefte zu ordnen. Dann klingele ich an meinem Glöckchen. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, mal wieder mit Clara zu reden.

Ich stehe auf und lasse mich im selben Moment wieder aufs Bett fallen, kurz bevor sich die Tür öffnet und Clara eintritt.

"Hey, du prima Ballerina!", begrüßt sie mich und ich muss lachen. Seit sie mich duzt ist unser Verhältnis so viel entspannter geworden und ich habe endlich wirklich das Gefühl, dass wir beste Freundinnen sind, und nicht nur irgendwelche Leute, die zufällig durch das Leben zusammengeführt wurden.

"Wie war dein Auftritt?", will sie wissen und sieht sich suchend im Zimmer um, nach irgendetwas, was sie aufräumen oder reparieren kann.

"Es war ziemlich gut. Ich habe wirklich das Gefühl, dass Jons Einzug hier etwas gebracht hat", meine ich und sehe ihr grinsend zu, wie sie mal wieder gefühlt fünfundzwanzig Teebecher von meinem Schreibtisch räumt.

Sie wirft mir einen Blick zu. "Anscheinend ist dein Hass auf ihn ja komplett verflogen", murmelt sie.

Ich nicke, obwohl sie mir den Rücken zugekehrt hat und spiele an dem Saum meines Kleides herum. "Ich habe ihn ja nie wirklich 'gehasst'", wehre ich ihre Meinung ab, was sie mit einem Nicht-Dein-Ernst-Blick quittiert.

"Tu nicht so, Nia. Wenn du gekonnt hättest, hättest du ihn vor ein paar Wochen noch direkt umgebracht!", ruft sie und irgendwie muss ich zugeben, dass sie recht hat. Aber doch nicht vor ihr.

"Tja, jetzt ist es eben anders. Wir kommen super miteinander klar. Wir können ständig miteinander lachen, und wenn wir tanzen...", ich stocke und lasse meinen Blick schweifen. Meine Gedanken gehen zurück an den Moment heute morgen, die Proben, all diese wunderschönen Momente. "Wenn wir tanzen, ist es, als wäre ich in einer anderen Galaxie", erkläre ich und merke erst jetzt, wie sehr das eigentlich zutrifft.

"Aha", meint sie und stellt sich mit einem Haufen Wäsche vor mich. "Und wann hast du vor, es ihm zu sagen?", will sie wissen und wirft die Klamotten in meinen Wäschekorb.

Ich sehe sie fragend an. "Wann will ich ihm was sagen?"

Sie verdreht die Augen, als würde ich mal wieder nichts verstehen.

"Mädchen, das sieht doch jeder Blinde. Du hast dich komplett und rettungslos in diesen Typen verliebt."

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