Kapitel 67

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Wir betreten das Haus und legen unsere Mäntel ab. "Ich frag meine Mutter mal, ob der Tanzsaal frei ist. Je früher wir mit den Proben anfangen, desto besser sind wir morgen", schlage ich vor und er nickt.

Wir gehen zusammen in Richtung Wohnzimmer, wo meine Mutter bereits sitzt und mit meiner Schwester redet.

"Hi Mom", meine ich, bekomme allerdings nur eine ziemlich schlecht gelaunte Antwort zurück. "Was ist, Nia? Wir sind beschäftigt", faucht sie und ich weiche einen Schritt zurück. Wenn meine Mutter sauer ist, ist mit ihr nicht zu spaßen.

"Gott, was ist denn los?", frage ich sie und sie seufzt. "Entschuldigung, Liebling. Wir stehen hier alle ein bisschen unter Druck, weil am Samstag Will noch einmal vorbeikommt, um die restlichen Trennungsformulare auszufüllen", erklärt sie.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Trennungsformulare?", wiederhole ich und sehe sie skeptisch an, was sie mit einem Augenrollen quittiert.

"Da William der Erstgeborene seines Königreichs ist, war vorgesehen, dass Emmy ihn heiratet und Königin seines Landes wird. Da das jetzt aufgelöst ist, gibt es wohl einen Haufen Papierkram", meint sie seufzend und lässt sich in ihren Stuhl zurückfallen.

"Achso. Sag mal, können wir den Tanzsaal haben? Wir müssen dringend noch Proben, wenn wir morgen die Prüfung haben", meine ich und sie nickt. "Ja, geh du ruhig. Der Tanzsaal sollte den ganzen Tag frei sein."

Ich nicke und gebe ihr einen Kuss auf die Wange, Emmy schenke ich kaum einen Blick. Ich habe schon lange aufgehört, zu versuchen, dass sie mir verzeiht. Es hat sowieso keinen Sinn, wenn sie standhaft der Meinung ist, einen Schuldigen für ihre verkorkste Beziehung suchen zu müssen.

Ich verlasse den Raum wieder und gehe mit Jon die Treppen hoch. "Ich ziehe mich noch kurz um, dann können wir loslegen, okay?", frage ich und er nickt.

Ich entscheide mich letztendlich für ein weißes Tüllkleid und stecke meine Haare zu einem Dutt hoch, dann gehe ich zurück in den Tanzsaal.

**

Den ganzen Nachmittag proben wir, sogar bis in den Abend hinein. Solange, bis wir das Lied nicht mehr hören können und die Bewegungen zur Routine geworden sind.

In der letzten Bewegung bleiben wir ewig stehen. Unsere Hände berühren sich, greifen langsam ineinander. Ich drehe mich um, jetzt stehen wir ganz nah aneinander.

Ich spüre seinen Atem in meinem Gesicht. Spüre meinen eigenen Herzschlag so stark wie noch nie.

Alles in meinem Kopf sagt mir das es falsch ist. Aber mein Herz sagt etwas anderes.

Die Tür wird aufgerissen und Emmy betritt den Raum. Sofort erröte ich und weiche zurück. "Ihr müsst jetzt raus. Ich übe jetzt für meine Ballett-Prüfung!", erklärt sie und ich seufze nur. Ich habe diesen Satz in den Ferien so oft gehört, dass er mittlerweile zum Tanztraining dazugehört.

"Aber Mom hat gesagt...", will ich einwerfen, aber sie unterbricht mich. "Sie hat gesagt ihr könnt den Tanzsaal den ganzen Nachmittag haben. Jetzt ist es 20:00 Uhr", erklärt sie und Jon und ich wechseln einen überraschten Blick. Wir haben die Zeit wohl komplett vergessen.

Ich seufze erneut und packe meine Sachen zusammen, was Jon ebenfalls tut. Dann verlassen wir den Raum wieder.

Erst jetzt bemerke ich, dass ich ziemlichen Hunger habe. "Hey, wollen wir was essen?", frage ich ihn und er nickt. "Ja, warum nicht? Ich hab ziemlichen Hunger", erklärt er und wir machen uns auf den Weg zur Küche, in der Martha gerade ihre Schürze aufhängt.

"Wenn ihr etwas essen wollt, kommt ihr zu spät", meint sie und sieht uns entschuldigend an. "Wir kochen heute nicht mehr."

Ich will mich gerade schon abwenden, als Jon mich am Arm festhält. "Und wenn wir uns selbst was kochen?", will er wissen und ich sehe ihn fragend an. Er kann kochen?

Martha zuckt nur mit den Schultern. "Na, meinetwegen", sagt sie und wirft ihm einen Schlüssel zu. "Schließt ab, bevor ihr geht."

Dann verlässt sie den Raum.

Jon geht zielsicher auf einen Schrank zu und öffnet ihn. "Warte, was wird das?", frage ich lachend und er hält grinsend eine Pfanne hoch.

"Na was wohl? Pfannkuchen!"

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