Kapitel 75

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Ich weiß nicht, wie ich den restlichen Tag überstehe, aber ich tue es. Ich schaffe es tatsächlich, mir den ganzen Tag die Bemerkungen von Thess reinzuziehen. Und ich schaffe es auch am nächsten Tag. So lange, bis der Freitag endlich gekommen ist.

Der letzte Schultag vorm Wochenende.

Endlich.

Allerdings gibt es daran nicht nur gute Seiten. Denn einerseits kann ich damit endlich Thess aus dem Weg gehen. Aber andererseits habe ich dann das ganze Wochenende ein Haus, das ich mir mit Jon teilen muss. Und ich weiß nicht, ob ich das ertrage.

Den ganzen Freitag über sitze ich einfach in der Schule, in der Hoffnung, dass alles bald vorbei ist. Nach der sechsten Stunde begebe ich mich hinunter in die Cafeteria, wo ich mir meinen Einzelplatz nehme und mich wie immer frage, wie es so weit kommen konnte.

In den letzten Wochen ist unsere Clique komplett zerfallen. Ari ist zwar seit Donnerstag endlich wieder da, aber selbst in der Mittagspause sehe ich sie kaum.

Und als Joyce von meinem Streit mit Thess erfahren hat, hat sie sich natürlich auf ihre Seite geworfen. Das Miststück.

Lustlos stochere ich in meinem Thunfischauflauf herum, schiebe ihn aber nach ein paar Minuten zurück. In letzter Zeit sieht Essen bei mir sowieso schlecht aus. Ich kann nicht essen, ich kann nicht schlafen... Und es wundert mich fast, dass mir die Sache mit Jon so nahe geht. Aber wahrscheinlich größtenteils, weil ich einfach so unglaublich enttäuscht von ihm bin. Wahrscheinlich war ich nur ein weiteres seiner Flittchen.

Schnell schüttele ich den Gedanken weg und stehe auf, um ein wenig durch die Schule zu streifen. Während ich mich ganz langsam auf den Weg zum Tanzsaal mache, werde ich die ganze Zeit von seltsamen Blicken verfolgt.

Natürlich hat sich die Sache mit Thess und mir im Handumdrehen herumgesprochen und alle wollen herausfinden, was los ist. Und meiner Meinung nach ist es ja nur eine Frage der Zeit, bis Thess beschließt, mich endlich vor der ganzen Schule bloßzustellen.

Ich komme am Hintereingang der Schule vorbei und bleibe einen Moment lang an der Tür stehen. Habe ich da gerade Stimmen gehört?

"Nein, Finlay! Ich brauche das Geld jetzt, keine Widerrede!", zischt eine Stimme. Normalerweise wäre das nichts besonderes. Ein paar Kiffer die hinter der Schule mit Drogen dealen. Tja, selbst an der elitärsten Schule gibt es so etwas. Aber heute klingt die Stimme irgendwie anders. Irgendwie weiblich und... vertraut.

Leise öffne ich die Tür einen Spalt, die den Blick auf einen Jungen mit fettigen, blonden Haaren freigibt. Wahrscheinlich dieser Finlay.

"Bitte, ich hab das Geld noch nicht. Kann ich es dir in einer Woche geben?", fragt er und seine Augen sehen flehend aus.

"Nein, du weißt, was wie abgemacht haben", meint die Stimme. Und auf einmal weiß ich, wer das ist.

Ich stoße die Tür auf und sehe einem roten Augenpaar entgegen, unter dessen Augen sich tiefe Ringe ziehen und erschrecke von dem Anblick.

Auch die beiden Anwesenden erschrecken sich und Finlay macht so schnell es geht einen Abgang.

"Oh mein Gott", flüstere ich und sehe das Mädchen mit geschockter Mine an.

"Ari, was machst du denn hier?!"

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