Kapitel 53

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Nach gefühlten Stunden klopft es an meiner Tür und ich höre wie jemand eintritt.

"Es gibt Frühstück", höre ich Claras Stimme hinter mir. "Kommst du?"

Ich schüttele den Kopf, während dieser immer noch in meinem Kissen steckt. "Jon hat mich abserviert", nuschele ich in den seidigen Stoff hinein.

"Oh nein", murmelt sie und für einen Moment denke ich, dass sie tatsächlich Mitgefühl haben könnte. Dann spüre ich allerdings, wie mir das Kissen unter dem Kopf weggezogen wird und dieser hart auf der Matratze landet.

"Au!", schreie ich, setze mich auf und Blitze sie wütend an. Sie verdreht nur die Augen. "Hör endlich damit auf, ständig in deinem Selbstmitleid zu versinken. Es gibt jetzt Frühstück und du kommst jetzt mit."

Ich seufze und quäle mich aus dem Bett. Sie hat ja Recht. Ich kann mich nicht immer so lange in meinem Bett verkriechen, bis alles von selbst besser wird.

Ich werfe noch schnell einen Blick in den Spiegel und überdecke das verlaufene Make-Up mit ein wenig Concealer, dann mache ich mich auf den Weg in den Saal.

Als ich jedoch die Treppen hinuntergehe, trifft mich fast der Schlag: Es sieht richtig schlimm aus, anscheinend hatte gestern keiner mehr Lust, noch aufzuräumen.

Ich bahne mir den Weg durch ausgelaufene Plastikbecher, heruntergerissene Luftschlangen und sogar ein paar Gäste, die es gestern nicht mehr nach Hause geschafft haben.

Als ich endlich an der Tür ankomme und sie geöffnet habe, sehe ich am Tisch meine Mutter, deren Augenringe fast bis zum Hals hinunterreichen, meinen Vater, der auch aussieht, als könnte er direkt wieder einschlafen, und Emmy, die, als sie mich sieht, direkt aufsteht und versucht, an mir vorbei den Raum zu verlassen.

"Emmy...!", rufe ich sie, aber sie denkt gar nicht daran, anzuhalten. "Wie oft muss ich noch sagen, dass es mir leid tut?!", will ich wissen.

Sie wendet sich ruckartig um und starrt mich wütend an. "Da kannst du lange warten."

Ich verdrehe die Augen. Will sie jetzt etwa, dass ich so lange warte, bis ich vor ihr im Staub bettele? Tja, da kann sie lang warten. Denn ein bisschen Würde hab ich noch, und die werde ich nicht so leicht riskieren.

"Es war nicht meine Schuld!", brülle ich ihr trotzdem noch hinterher, als sie schon lange weitergegangen ist. "Doch", faucht sie mich allerdings nur an. "Du wusstest genau, wie schwach Will ist und hast das eiskalt ausgenutzt." Dann wendet sie sich um und geht endgültig.

Ich seufze und wende mich wieder um, um in den Saal zu gehen. Sie wird wohl nie verstehen, dass es nicht meine Absicht war, Will für mich zu gewinnen. Und solange sie dieser Annahme ist, denkt sie wohl, dass ich alles tun würde, damit sie mir wieder verzeiht. Aber da täuscht sie sich gewaltig.

Ich gehe in den Raum und lächele meine Eltern kurz an. "Morgen", murmele ich, dann setze ich mich hin, um mir etwas zu essen zu machen.

"Was war das da grade mit deiner Schwester?", will meine Mutter nach einiger Zeit wissen, ich schüttele allerdings nur den Kopf. Ich halte es nicht unbedingt für nötig, solche Sachen mit ihr zu besprechen. Sie würde mich auch nur für eine egoistische Göre halten.

"Ach, nichts von Bedeutung", meine ich und versuche dabei, so zu klingen, als wäre das tatsächlich der Fall.

Sie nickt.

"Schatz, hast du schon die Zeitung gesehen?", fragt mich mein Dad, um vom Thema abzulenken und ich schüttele den Kopf, bevor er mir die Ausgabe vom heutigen Tag in die Hand drückt.

Als ich jedoch den Titel sehe, fällt mir fast der Löffel aus der Hand. Dort steht:

Neues Traumpaar nach Liebes-Aus in der Bachern- Familie? Rania und Jonathan zeigen sich zusammen- steckt mehr dahinter?

"Ist das nicht süß?", fragt meine Mutter.

"Läuft da wirklich was?", will mein Vater wissen.

Ich kann allerdings nicht antworten. Die Bilder, die ich da zu sehen kriege, zeigen mich so glücklich. Bevor das alles passiert ist. Bevor alles kaputt ging.

"Geht es dir nicht gut, Schatz?", will meine Mutter wissen. Sie hat wohl auch gesehen, wie blass ich geworden bin.

"Mir... ist schlecht", lüge ich und stehe auf. Ich muss hier raus.

Meine Eltern sehen mich besorgt an. "Dann leg dich hin, Liebes. Martha macht dir einen Tee", meint meine Mutter.

Aber da höre ich sie schon nicht mehr.

Da bin ich schon längst aus dem Raum gelaufen.

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