Kapitel 21

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Am nächsten Morgen bin ich so unmotiviert wie selten. Ich habe keine Lust auf Emmy, Ari, Thess, Abby... Die Liste ist endlos.

Trotzdem schäle ich mich aus dem Bett und ziehe mich um. Ich gehe duschen, schminke mich und mache mir die Haare. Diese Routine, die ich auch im Halbschlaf machen kann. Was in meiner momentanen Situation ziemlich praktisch ist.

Ich gehe zum Frühstück, wo Laina bereits sitzt und mich zu meiner Überraschung leicht anlächelt. Ich erwidere es und bin erleichtert, dass sich so wenigstens ein Problem gelöst hat.

Ich steige in den Wagen und fahre zur Schule. Alles wie jeden Tag. Ich fühle mich nur langsam nicht mehr lebendig.

**

Wie erwartet hat Ari nicht aufgehört, mich zu ignorieren und geht bis jetzt weder auf InterFace Nachrichten, noch auf verzweifelte Versuche, mich in der Schule mit ihr zu unterhalten ein.

In der Mittagspause setzt sie sich wieder zu Sofie, aber ich sehe in ihrem Gesicht, wie sehr dieses Mädchen sie fertigmacht.

Joyce sieht mich fragend an. "Hey, wie gehts dir eigentlich? Ich habe das Gefühl, ich frage das irgendwie viel zu selten", sagt sie in einem Moment von Thess' geistiger Abwesenheit.

Ich lächele nur schwach. "Mir gehts gut, Joyce. Ehrlich, ich komme damit klar."

Hätte ich wahrscheinlich sagen sollen.

Mit dieser Antwort wären alle zufrieden gewesen und hätten nicht weiter nachgefragt. Mit dieser Antwort hätte ich Joyce nicht beunruhigt und sie hätte es einfach vergessen und weiter ihr Sandwich essen können. Aber ich sage es nicht. Ich explodiere.

"Wie soll es mir gehen, Joyce? Meine beste Freundin ignoriert mich, meine Schwester macht mir das Leben zur Hölle und Jon ist der größte Arsch des Jahrhunderts. Klar, mir gehts super."

Für einen Moment starrt sie mich fassungslos an. Sogar Thess lässt die blöden Sprüche und richtet ihre Augen auf mich. In Joyce' Blick sehe ich Verletzung und bereue die gesagten Worte in der Sekunde, in der ich sie ausgesprochen habe.

"Klar ist Ari deine beste Freundin. Aber ich dachte, das wäre ich auch", sagt sie mit kratziger Stimme und steht auf. "Das bist du doch, Joyce!" Was ist gerade ihr Problem? Nur, weil ich Ari als meine beste Freundin bezeichnet habe. Das kann nicht ihr Ernst sein.

Sie dreht sich um. "Und warum wusste ich dann nichts von dem allen? Wir erzählen uns doch alles. Ich vertraue dir alles an und merke erst jetzt, dass ich nichts von dir weiß. Vielen Dank auch." Mit diesen Worten dreht sie und geht weg.

Herzlichen Glückwunsch, Nia.

Du hast mal wieder alles verkackt.

**

Völlig fertig komme ich im Tanzsaal an. Bitte, lass irgendetwas Gutes geschehen. Ich brauche das gerade.

Abby und Jesse sind natürlich auch schon da. Ich sehe zu Thess neben mir, die ihm leicht zuwinkt.

"Er hat mir letzte Stunde seine Handynummer gegeben. 'Für weitere Fragen', klar", erklärt sie, als sie meinen Blick bemerkt. "Toll", murmele ich abwesend. Natürlich läuft alles wieder perfekt bei ihr.

Abby klatscht in die Hände (wer hätte das gedacht) und stellt sich auf die große Bühne vor uns. Jesse folgt ihr.

"Hey, Leute!", sagt sie und schenkt uns allen ein ekelhaft süßes Lächeln. "Ich weiß, ihr seid alle unglaublich aufgeregt auf diesen Tag. Denn hier sind... Die Jungs!", ruft sie und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Was für eine Ansage.

Eine Reihe von Jungen betritt den Raum und bleibt in einer Reihe stehen. Alle Mädchen beginnen, nach süßen Typen zu analysieren und die Jungs tun es ihnen gleich.

Mein Blick schweift über die Menge. Ein großer Braunhaariger mit Brille, ein kleinerer, Blonder Sunnyboy, ein etwas rundlicherer mit einem Igelkopf und...

Nein.

Das kann nicht sein.

Es ist so ewig her und trotzdem würde ich dieses Gesicht unter Tausenden erkennen.

Ein unfassbarer Schmerz macht sich in meinem Brustkorb breit und lähmt mich für einige Sekunden. Wasser sammelt sich in meinen Augen und ein fetter Kloß entsteht in meinem Hals.

Denn der Junge vor mir ist nicht irgendwer.

Es ist Jon.

Und er grinst mich an, als wäre nie etwas gewesen.

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