Kapitel 42

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Am nächsten Morgen bin ich immer noch schlecht gelaunt. Die Worte von Sofie haben mich einfach nicht mehr losgelassen.

"Du hast nur Angst, allein zu sein."

Dieser Satz geistert mir noch immer durchs Hirn und ich habe keine Ahnung, wie ich ihn daraus entfernen soll.

Ich sehe auf die Uhr 11:00 Uhr. Um zwei Uhr nachmittags bin ich mit Clara verabredet, um mit ihr in die Stadt zu gehen. Ich kann es kaum erwarten. Immerhin sind ich und Clara noch nie zusammen shoppen gegangen, normalerweise haben immer Thess und Joyce diesen Job übernommen. Thess, weil sie ein gutes Auge für so etwas hat, und Joyce, um sie von den schrägsten Ideen abzubringen.

Ich stehe grinsend auf und ziehe mich an, Kämme mir die Haare und schminke mich, dann gehe ich hinunter zum Frühstück.

Als Jon mich sieht, lächelt er und ich erwidere es reflexartig. Es ist nicht so, als würden wir uns jetzt gut verstehen oder so. Wir sind wahrscheinlich beide einfach nur froh, das Problem mit dem Ball gelöst zu haben.

Laina ist darüber ebenfalls zufrieden, denn bis jetzt hat sie mich noch nicht mit weiteren Detektivmissionen genervt. Wenigstens das.

Nachdem wir eine Weile schweigend gegessen haben, spüre ich plötzlich, wie mein Po vibriert. Na ja, nicht direkt mein Po, sondern das, was in dessen Tasche verstaut ist. "Sorry", murmele ich, stehe auf und gehe vor die Tür.

"Ja?", frage ich leicht genervt, als ich an mein Telefon gehe. "Hey, ich bin's, Thess. Ich wollte nur fragen, wann wir zum Kleiderkaufen losfahren."

Ich beiße mir auf die Lippe. Ach ja. Ich hatte ihnen ja gar nicht abgesagt.

"Weißt du...", beginne ich und suche verzweifelt nach einer Ausrede, nicht mit ihnen gehen zu müssen. "Ich hab schon ein Kleid", sage ich letztendlich, merke allerdings, dass das nicht die klügste Lösung war.

"Was? Du warst ohne uns für den Herbstball shoppen?", ruft sie sofort enttäuscht. "Was? Nein!", erwidere ich schnell und denke wieder fieberhaft nach. "Ich hab nur ein... Familienerbstück gefunden und fand es so schön, dass ich vorhabe, es auf dem Ball zu tragen. Tut mir echt leid", erkläre ich und atme erleichtert auf.

"Achso. Na ja, dann gehen Joyce und ich eben dieses Jahr allein los. Viel Spaß noch bei den Vorbereitungen!", wünscht sie mir, dann legt sie auf.

Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass der Ball bereits morgen ist, und der halbe Tag ist fast vorbei. Ich werfe noch einen letzten Blick auf die Saaltür, hinter der mein köstliches, halb aufgegessenes Frühstück liegt, reiße mich dann allerdings doch zusammen. Das Klamottenproblem hat jetzt Vorrang.

Ich gehe nach oben und beginne schon mal, meine Sachen für den Ausflug zu packen. Bargeld nehme ich kaum mit, es gibt ja Geldautomaten, und packe in meine Handtasche Deo, Haarbürste, Portemonnaie, Handspiegel, Schminktasche, für den Fall Abschminktücher, Babypuder, Handy, Ladekabel, Powerbank und Desinfektionsmittel. Eben nur das Wichtigste.

Dann gehe ich hinunter zu Claras Raum. Ich weiß zwar genau, dass sie nicht will, dass ich hier unten bei den Räumen der Bediensteten bin, allerdings brauche ich sie jetzt.

"Clara, wir beide- sofort los", sage ich so kurz angebunden, wie es geht. Gegen meine Erwartung zuckt sie nur mit den Schultern. "Okay, lass uns gehen!"

Dann steht sie auf und verlässt mit mir zusammen das Gebäude.

Die Suche kann beginnen.

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