Es hat aufgehört zu regnen, als ich eine Stunde später aus dem Café laufe. Die Luft riecht allerdings immer noch nach nassen Straßen.
Ich steige in die Limousine, in der Franques auf mich gewartet hat. Kein Wunder, ich war ja auch keine zwanzig Minuten da drin. Ich seufze. Jetzt werde ich es wohl kaum vermeiden können, Jon bei seiner Ankunft zu sehen.
Franques startet den Motor und wir fahren los, mein Blick ist allerdings immer noch ins Café gerichtet, in dem Joyce noch immer sitzt und ihren Kaffee austrinkt.
Dann fahren wir los.
**
Es kommt, wie es kommen muss: Als ich die Treppen zum Schloss hinaufgehe, ist die erste Person, die ich sehe, Jon.
Für einen Moment überlege ich, einfach so zu tun, als hätte ich ihn nicht bemerkt und weiter zu gehen. Aber ich weiß genau, dass wir uns früher oder später sowieso sehen müssen.
"Hey, Nia", murmelt er, aber ich merke, wie er auf Abstand geht. "Hi", sage ich kalt und laufe an ihm vorbei. Direkt in die Arme meiner Mutter.
"Willst du ihn nicht richtig begrüßen, Schatz? Ihr habt euch bestimmt zehn Jahre nicht gesehen!", ruft sie empört und dreht mich wieder in Jons Richtung.
Ich lächele sie sarkastisch an. "Ich glaube nicht, dass es soo lang war", erwidere ich und quetsche mich an ihr vorbei. Dieses Gespräch möchte ich nicht unbedingt vor meiner Mutter führen.
"Na, dann seht ihr euch später beim Abendessen. Da werden alle anwesend sein", beschließt sie und ich verdrehe nur die Augen. Warum muss sie sich immer in mein Leben einmischen?
Ich gehe auf mein Zimmer und sehe in meinen Schulplaner. Lieber mache ich Hausaufgaben, als noch mehr Zeit mit Jon zu verbringen. Ich öffne mein Mathebuch und lese die erste Aufgabe.
Okay, vielleicht sind Hausaufgaben doch nicht die beste Idee.
Ich höre ein Klopfen an meiner Zimmertür, dann, wie sie sich öffnet.
"Hey", sagt Jon und kommt an meinen Schreibtisch. "Was willst du?", frage ich und seufze übertrieben theatralisch.
"Ich wollte mich nur bedanken, dass ich hier wohnen darf. Es ist bestimmt ni...", setzt er an, aber stockt auf einmal und starrt etwas auf dem Boden an. Ich folge seinem Blick zum Mülleimer, in dem, in kleine Einzelteilen zerrissen, sein Brief liegt.
Fuck.
"Kannst du bitte gehen? Ich bin beschäftigt", sage ich schnell und schiebe die Papierkorb mit dem Fuß unter den Tisch.
Ich will nicht, dass er sieht, wie viel der Brief zwischen uns kaputtgemacht hat. Er sieht mir tief in die Augen. Der Blick hat etwas entschuldigendes. Etwas ernsthaftes, so, als würde es ihm wirklich unendlich leidtun.
Ich reiße mich von ihm los. "Die Tür ist da vorne", murmele ich und starre auf meinen Stift. Er nickt. "Klar." Dann höre ich, wie die Tür leise ins Schloss fällt. Und ich bin wieder allein.
**
Ich liege in meinem Bett und sehe mir lustige Katzenvideos an.
Witzig. Nochmal.
Witzig. Nochmal.
Mir ist langweilig.
Die Tür geht auf und Clara kommt rein. "Ihre... Deine Mutter würde dich gerne beim Essen sehen", meint sie. Ich muss Lächeln. Es ist süß, wie schwer sie sich mit dem "Du" tut.
"Ich komm gleich", sage ich und stehe auf. Sie nickt und verlässt das Zimmet wieder. Ich sehe noch ein letztes Mal in den Spiegel. Okay. Jetzt kann ich gehen.
Unten sitzen bereits alle am Tisch. Nur einer fehlt: Jon. "Nia, hey!", ruft Will und lächelt mich an. Ich begrüße ihn und setze mich an den Tisch. Seltsamerweise blitzt mich Emmy nicht böse an. Im Gegenteil, sie sieht ziemlich traurig aus.
"Wo ist Jon?", frage ich beiläufig, während ich mir Kartoffeln auffülle. "Ihm geht es nicht so gut. Er möchte sich lieber ausruhen", erklärt Mom.
Ich schweige. Vorhin ging es ihm doch noch super..
Ist er wegen mir nicht gekommen?
Oder vielleicht, weil er mir das Zusammentreffen ersparen wollte?
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Princess Diaries
Roman pour AdolescentsNa, das läuft ja super für Nia. Ihre längst verschollene Kindheitsliebe meldet sich auf einmal und will eine neue Bleibe. Als hätte sie als Prinzessin nicht schon genug Probleme! Auf keinen Fall will sie ihn erneut in ihr Leben lassen. Aber zwischen...