Kapitel 80

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Ich stürme in mein Zimmer und knalle die Tür hinter mir zu. Dann lehne ich mich gegen mein Bett.

Ich spüre, dass ich einen dicken Kloß im Hals habe und jeden Moment anfangen könnte zu weinen. Aber es geht nicht. Ich habe in den letzten Tagen so viel geweint, dass ich einfach nicht mehr kann.

Es kümmert mich eigentlich nicht, dass Emmy öffentlich über mich herzieht. Das hat sie schon immer so gemacht. Aber aus irgendeinem Grund wurmt es mich, dass Jon es gehört hat. Ich meine, er konnte sich wahrscheinlich denken, dass ich noch Jungfrau bin. Aber so offensichtlich von ihr erniedrigt zu werden, ist zu viel für mich.

Es klopft an meiner Tür und ich seufze. Es ist bestimmt meine Mutter, die hereinkommen will um mir einen Vortrag darüber zu halten, was für ein tolles Mädchen ich doch sei und ich noch den Richtigen finden würde. Aber momentan habe ich einfach keinen Nerv dafür.

Mein Blick ist starr an die Wand gerichtet. Ich will jetzt mit keinem reden. Ich will in meinen Gedanken versinken und für immer dort bleiben.

Die Tür öffnet sich und jemand tritt ein. "Hey, geht's dir gut?", will eine Stimme wissen, die genau so klingt, wie die von Will. Ich reagiere nicht und starre weiter an die Wand. Vielleicht geht er ja, wenn ich ihn lang genug ignoriere.

"Woran denkst du?", fragt er irgendwann, nachdem wir eine Ewigkeit so nebeneinander gesessen haben.

Ich überlege einen Moment, dann sage ich einfach tatsächlich, was ich gerade gedacht habe.

"Ich weiß, was Kurt Cobain gemeint hat, als er sagte: Ich vermisse die Sicherheit daran, traurig zu sein.", meine ich und fange an zu lachen, während mir eine Träne die Wange herunterläuft.

Er sieht mich fragend an. "Was meinst du?"

Ich schenke ihm einen kurzen Seitenblick, dann sehe ich zurück nach vorne. "Ich habe mich so lange so schlecht gefühlt", murmele ich. "So sehr, dass ich, wenn ich mich nicht schlecht gefühlt habe, nicht das Gefühl hatte, als würde ich überhaupt was fühlen", meine ich und jetzt spüre ich, wie mir Tränenbäche die Wangen hinunterrinnen.

Will legt seine Arme um mich und zieht mich in eine feste Umarmung. Jetzt kann ich nicht mehr. Ich lasse allen meinen Gefühlen freien Lauf und höre mich selbst laut schluchzen.

Das tut gut.

Nach einer gefühlten Ewigkeit löst er sich wieder von mir und hält mich an den Schultern fest, um mir tief in die Augen zu sehen. "Egal, wie traurig du bist, ich bin immer da", flüstert er mir entgegen.

Und dann küsst er mich.

Einfach so.

Im ersten Moment bin ich zu überrascht, um zu reagieren, dann stoße ich ihn weg. "Was soll das?", schreie ich laut.

Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich wusste doch, dass er in mich verliebt ist. Und es war mir egal. In seinem Blick sind die Überraschung, Enttäuschung und Verwirrung miteinander vermischt.

"Aber ich dachte...", beginnt er, aber ich unterbreche ihn. "Nein, Will! Da ist nichts zwischen uns, und da wird auch nie etwas sein!", meine ich und stehe so schnell auf, wie es geht.

"Doch", meint er. "Da ist etwas und ich weiß, dass du es auch spürst", meint er und kommt mir näher. Erst jetzt fällt mir auf, dass er eine ziemlich Alkohol-Fahne hat und weiche weiter zurück.

"Nein, da ist nichts", wiederhole ich ganz langsam, während ich versuche, rückwärts zu gehen. In seinem Blick erkenne ich etwas drohendes.

"Natürlich, es gibt eine Verbindung zwischen uns. Soll ich sie dir zeigen?", fragt er und zieht mich an sich.

Und erst da spüre ich, dass ich die Kontrolle über die Situation komplett verloren habe.

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