Ich hätte nie gedacht, dass mein Wiedersehen mit Jon schmerzhaft werden würde.
In meinem Kopf habe ich es mir eine Million mal vorgestellt, jedes Mal endete es in einer Umarmung oder einem Kuss. Und jetzt hasse ich mich dafür. Ich wünschte, ich könnte diese Gedanken aus meinem Kopf reißen und in tausend Stücke zerfetzen.
Er strahlt mich noch immer an und macht es damit in jeder Sekunde schlimmer.
"Okay, Leute! Ihr dürft euch jetzt einen Partner suchen und zu zweit zusammenstellen", erklärt Abby und alle rennen los. Nur ich nicht. Ich kann mich nicht bewegen.
Zu meinem Erschrecken sehe ich, wie Jon auf mich zugeht. Gegen meinen Willen muss ich zugeben, dass er nicht schlecht aussieht. Er ist groß, hat ein schmales Gesicht und braune Haare. "Nia, bist du da...", beginnt er, aber höre ich auf einmal einen Knall.
Was war das? Ich drehe mich zu allen Seiten um, aber keiner scheint es bemerkt zu haben. Ich spüre ein Brennen in meiner Hand und sehe, wie Jon sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Wange hält.
Ich war das.
"Was zur Hölle ist los? Ich dachte..", fängt er wieder an. "Wie kannst du nur?", schreie ich ihm allerdings ins Wort und muss mich zusammenreißen, nicht in Tränen auszubrechen.
Er sieht mich verständnislos an. "Was kann ich?"
Ist er so dumm oder tut er nur so?
"So tun, als wäre alles in Ordnung", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Er setzt gerade zu einer Antwort an, als Abby zu uns kommt. "Namen?", fragt sie und sieht auf ihre Liste. "Rania und Jonathan", antworte ich geistesabwesend und starre ihn immer noch finster an. "Ah, okay. Danke", flötet sie und zieht weiter.
Erst jetzt realisiere ich, warum sie das gefragt hat.
Sie hat uns eingetragen.
Wir sind jetzt Tanzpartner.
**
Ich renne. Ich renne immer schneller, nur, um hier wegzukommen.
Ich sehe die Limousine und springe hinein. "Fahr los, Franques. Bitte."
Er zieht die Augenbrauen hoch. "Gibt es ein Erschwernis, das Ihnen zusetzt?", fragt er. Ich lehne mich gegen den Sitz und schließe die Augen. "Wir fahren los. Sofort."
Ich muss hier einfach weg. Wenn ich hier noch länger bleibe, drehe ich durch. Die Stunde läuft noch, ich habe mich bei Abby entschuldigt und unter ziemlich schlechten Schauspielkünsten behauptet, ich hätte Bauchkrämpfe und bin gegangen.
Franques startet den Motor und fährt langsam von der Schule weg. So langsam, dass ich gerade noch Jons verschwitztes Gesicht im Rückspiegel erkennen kann, das aus der Tür gelaufen kommt.
**
Ich sitze allein in meinem Zimmer auf dem Bett. Ich will gerade niemanden sehen. Es scheint als würde jeder mich hassen und ich weiß nicht mal, wieso.
Es klopft an der Tür. Ich schalte die traurige Musik aus, die meine Stimmung gerade perfekt beschreibt und öffne.
"Hey. Hast du Lust auf einen Mädelsabend?", fragt die Stimme. Vor mir steht Joyce mit Kissen, Schokolade, CDs und einem Hundeblick.
Ich muss gegen meinen Willen grinsen. Sie hat das für mich gemacht. Wahrscheinlich hat sie gesehen, wie ich mit Jon umgegangen bin, als ich ihn zum ersten Mal wiedergegeben habe und konnte sich denken, dass ich das grade ziemlich gut gebrauchen kann.
Wir setzen uns aufs Bett. "Hey, tut mir echt leid wegen heute. Ich war eine echte Idiotin und hätte wissen müssen, dass du das nur gemacht hast, um mich zu beschützen", sagt sie und sieht mich lange und durchdringend an. Im Prinzip hat sie damit nicht recht. Ich habe das nicht gemacht, um sie zu schützen. Ich habe das gemacht, um mich zu schützen.
Ich krabbele zu ihr hinüber und umarme sie so fest ich kann. Sie streicht mir über den Rücken und eine Träne entkommt meinem festen Willen, nicht zu weinen.
"Hey, alles gut", murmelt sie.
Aber das ist es nicht. Und das wird es auch nicht so bald wieder sein.
Aber für den Moment, die winzige Sekunde, glaube ich es fast.
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Princess Diaries
Teen FictionNa, das läuft ja super für Nia. Ihre längst verschollene Kindheitsliebe meldet sich auf einmal und will eine neue Bleibe. Als hätte sie als Prinzessin nicht schon genug Probleme! Auf keinen Fall will sie ihn erneut in ihr Leben lassen. Aber zwischen...