Kapitel 31

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Ich klingele an der Tür von Marens Haus. "Ich geh schon!", höre ich Sofies Stimme, und danach ein Poltern auf der Treppe. "Hey, Nia!", ruft sie und reißt die Tür auf. "Hi, Sofie", antworte ich und drücke mich an ihr vorbei ins kleine Haus.

Es ist viel winziger, als ich es mir vorgestellt habe. Die Möbel sind so eng zusammengequetscht, dass man kaum noch durchgehen kann, und kaum ein Teil passt zum anderen.

Maren kommt aus der Küche und lächelt mich an. Es riecht ein bisschen verbrannt. Ein bisschen sehr verbrannt. "Hey, Nia. Du kommst gerade rechtzeitig. Der Kuchen ist fertig!", sagt sie strahlend und hält mir einen fast schwarzen Kuchen unter die Nase.

"Ähm, Schokoladenkuchen?", frage ich überrascht und drücke sie ein Stück weit von mir weg. Nicht, dass das Ding noch ansteckend ist. Nervös kichernd zieht sie das Blech wieder weg. "Äh, nee. Eigentlich Zitronenkuchen", murmelt sie und stellt den dampfenden Kuchen auf dem Tisch ab.

"Ari ist noch nicht da, aber wir können ja schon mal mit dem Projekt anfangen!", schlägt Sofie enthusiastisch vor. Ich nicke und folge ihr schweigend.

Ari.

So lässt sie sich sonst nur von uns nennen.

Ich betrete Marens Zimmer und sehe mich um. Ein Schrank, ein Tisch, ein Bett mit Bettwäsche aus allen Farben des Regenbogens und unzählige Poster von Boybands und Fußballspielern. Alles klar. Für meinen Geschmack sieht das Ganze ein bisschen zu sehr nach "Zimmer einer dreizehnjährigen" aus. Aber jedem, was ihm gefällt.

Maren kommt mit herein und betrachtet stolz ihre Kunstwerke an der Wand, an denen sie teilweise fünf Poster übereinander drapiert hat. "Willkommen in meinem Reich!", ruft sie grinsend und wirft sich auf den weißen Flauschteppich mit dem Schäfchengesicht in der Mitte des Zimmers.

Sofie folgt ihr begeistert. "Wow! Hast du ein tolles Zimmer! Ich wünschte mal meins wäre so groß."

Ich sehe sie perplex an. Was, das ist groß für Dorfbewohner?!?

Sie setzt sich zu Maren auf den Teppich und ich tue es ihr gleich. Maren holt Stifte und Pappe und fängt an, Ideen auf einen Zettel zu schreiben. "Okay, womit fangen wir an?"

**

Nach zehn Minuten des erfolglosen Überlegens klingelt es an der Tür. "Ich geh schon!", ruft Sofie und rennt aus dem Zimmer, die Treppen hinunter. Ich beiße mir auf die Lippe. Ari ist da.

"Komm, wir gehen sie begrüßen!", schlägt Maren vor. 'Ach, geh du ruhig. Ich warte hier', will ich sagen, da hat Maren allerdings schon meine Hand gegriffen und zieht mich hinunter in den Flur.

"Ari!", kreischt Sofie gerade und fällt meiner Freundin um den Hals. Na ja, Ex- Freundin.

"Hey, Leute! Wie ge...", setzt Ari, an, wird aber von Maren unterbrochen. "Der Kuchen! Er ist kalt geworden!", jammert sie und hält uns theatralisch den Kuchen hin. "Oh, Schokoladenkuchen?", will Ari wissen. Ich muss innerlich kichern. Wir sind uns einfach so ähnlich.

"Nein, Zitronenkuchen!", antwortet Maren schon etwas genervt. "Komm mit hoch, wir könnten Hilfe gebrauchen."

Wir gehen zu viert die Treppen hoch und setzen uns wieder auf den Teppich. "Okay, hast du irgendwelche Ideen für ein Thema?", fragt Maren, aber Ari ist zu beschäftigt damit, ihr Zimmer zu bewundern. "Krasses Zimmer, Maren. Sind die anderen Räume in diesem Haus auch so riesig?"

Jetzt muss ich laut lachen. Was haben die anderen genommen, dass sie denken, dieses Zimmer sei groß? "Was ist?", fragt Ari. Ich lache wieder. "Es ist nur so lustig, dass ihr alle denkt, dieses Zimmer wäre ernsthaft in irgendeiner Form groß", meine ich kichernd. "Tja, manche Leute können sich halt kein Schloss leisten", erwidert sie zickig.

"Ari? Thema?", wiederholt Maren, aber wahrscheinlich nur, um einen Streit zwischen uns zu vermeiden. Immerhin weiß sie, dass wir eigentlich nicht mehr wirklich befreundet sind. "Wie wäre es mit Arm vs Reich? Das würde Nia mal zeigen, dass sie nichts weiter als eine verwöhnte Zicke ist", schlägt Ari vor und blitzt mich dabei wütend an.

Was habe ich ihr getan? Und außerdem ist es nichtmal so, als würde ich ständig mit meinem Reichtum angeben. "Komm schon, so große Unterschiede gibt es da auch nicht", sage ich, um auf einem sachlichen Niveau zu bleiben und Aris Laune etwas zu mildern.

Sie schnaubt allerdings nur verächtlich. "Sagt diejenige, die in einer Limousine hergekommen ist."

Ich öffne überrascht den Mund. Jetzt ist sie zu weit gegangen. Ich explodiere. "Was ist dein Problem?! Seit Tagen ignorierst du mich und jetzt kommst du hier an und musst auf meinen Lebensstandard scheißen? Ich kann doch nichts dafür, dass du dir nichtmal dein Mittagessen finanzieren kannst!", schreie ich.

Alles wird still. Aber ich bin zu wütend, um mich jetzt einfach zu entschuldigen. "Das muss ich mir nicht sagen lassen", murmelt sie. Dann stürmt sie die Treppen wieder hinunter. Ich verdrehe die Augen. Irgendwas in mir zwingt mich gerade, ihr hinterherzurennen.

Und ich hasse diesen Teil dafür.

Denn er setzt sich immer durch.

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