Kapitel 26

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"Ich sollte wohl langsam schlafen gehen..", meine ich und Strecke mich. "Gute Nacht, Schatz", sagt meine Mutter, die wohl nichts davon mitbekommen hat, dass ich den ganzen Abend schon mit meinen Haaren spiele, Körperkontakt zu Will suche und über jeden seiner Witze lache.

Mittlerweile tut mir Emmy fast leid, dass sie mit so einem Langweiler verlobt ist. Ich meine, das war das langweiligste Gespräch das ich in meinem ganzen Leben geführt habe.

"Gute Nacht, Nia!", ruft er. Ich lächele ihn leicht an. "Schlaf gut, Will", murmele ich und gehe aus dem Raum. Dabei spüre ich fast die vernichtenden Blicke meiner Schwester im Rücken.

**

Erschöpft schließe ich die Tür hinter mir und lasse mich dagegen sinken. Es war eine blöde Idee von Clara. Ich weiß nicht mal, was ich jetzt tun soll, wenn ich Will begegne. Das war es wirklich nicht wert.

Wütend stehe ich auf und gehe zu meinem Schminktisch, wo ich mir Wattepads nehme und damit aggressiv versuche, das Make-Up von meinem Gesicht zu wischen. Danach reiße ich mir das Kleid herunter und ziehe mir mein Nachthemd an. Ich habe nicht vor schlafen zu gehen. Aber es ist besser, als die ganze Zeit von diesem Kleid an den Abend erinnert zu werden.

Die Tür öffnet sich und Clara guckt rein. "Und? Wie lief's?", fragt sie neugierig und setzt sich auf meine Bettkante. "Das war eine Scheiss-Idee!", fahre ich sie an und werfe das Handy auf die Bettdecke.

Sie sieht überrascht aus. "Was ist denn passiert?", will sie wissen. Ich sehe sie finster an. "Will ist total drauf reingefallen und Emmy hat's auch geschluckt. Aber wie zur Hölle soll ich ihm jetzt je wieder begegnen?", rufe ich.

Sie schaut ernst. "Ja, darauf hast du natürlich keine Antwort", meine ich zickig und werfe mich in meine Kissen. "Beruhigen Sie sich. Ich habe Sie nicht gezwungen", verteidigt sie sich und die Tatsache, dass sie mich gesiezt hat, erinnert mich wieder daran, was sie ist. Sie ist nur eine Bedienstete. Und sie wird es immer sein.

Ich setze mich auf und sehe sie wütend an. "Du hast recht. Warum höre ich überhaupt auf dich? Du bist nur eine Angestellte und wirst niemals mehr sein als das", zische ich ihr zu und bereue sofort, was ich gesagt habe.

Sie setzt zu einer Antwort an, aber schließt den Mund wieder.

Sie schaut zu Boden, gegen die Wand.

Sie steht auf, schließt die Tür hinter sich.

Und ich bin wieder allein.

Eine unerträgliche Stille breitet sich in den Raum aus. Ich nehme ein Kissen, halte es mir vors Gesicht und schreie hinein.

So etwas passiert wirklich nicht oft. In mir fühlt sich alles leer an und so sehr ich jetzt gerne die Tür öffnen, und ihr hinterher gehen würde, bleibe ich sitzen.

Eine stumme Träne rollt meine Wange hinunter und ich wische sie aggressiv weg. Ich will nicht weinen. Nicht schon wieder.

Was soll ich denn jetzt machen? Man, warum lasse ich mich auch immer auf so dumme Ideen ein?

Und warum bin immer ich es, die am Ende mit den Tränen kämpft?

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