Kapitel 79

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Am nächsten Morgen ringe ich mich nur mühsam aus dem Bett - und auch nur auf mehrere Drohungen von Clara hin. Warum sollte ich auch aufstehen? Irgendwie habe ich es geschafft, alles in meinem Leben kaputt zu machen, was nur irgendwie ging.

Ich schäle mich aus meiner Decke und mache mich auf den Weg zum Badezimmer, wo ich mich mit heißem Wasser überspülen lasse, um aus meiner Trance wieder zu erwachen.

Zehn Minuten später ziehe ich mir irgendetwas an und lasse mich zurück ins Bett fallen. Warum sollte ich überhaupt heute rausgehen? Warum sollte ich überhaupt jemals wieder aufstehen?

Es klopft an meiner Tür und ich murmele ein unverständliches "Herein", durch meine Kissen, in denen mein Kopf versunken ist.

Meine Mutter tritt ein und ich sehe sie überrascht an. Sie kommt nie in mein Zimmer. Es sei denn, es wäre wirklich wichtig.

"William ist da", verkündet sie und ich sehe sie erwartungsvoll an. "Und was hab ich bitte damit zu tun?", frage ich. Will ist momentan ganz oben auf der Liste der Leute, die ich nicht sehen will und ich erkenne ganz bestimmt keinen Grund, jetzt mit ihm zu reden.

"Wir würden gern alle zusammen frühstücken. Damit er nicht das Gefühl hat, dass wir im Schlechten auseinander gehen, sollten wir ihm zeigen, dass wir uns alle darum bemühen. Kommst du jetzt bitte?", will sie wissen, aber ich merke, dass es keine Bitte ist.

"Mom...", starte ich einen letzten, bittenden Versuch, aber natürlich hat es keinen Zweck. "Du kommst. In fünf Minuten sehen wir uns unten", beschließt sie, dann verlässt sie das Zimmer.

Seufzend erhebe ich mich vom Bett und stelle mich vor den Spiegel, damit ich wenigstens die Make-Up Ränder von der letzten Nacht abdecken kann. Mehr Mühe gebe ich mir allerdings auch nicht. Ich werde kurz nach unten gehen, um dann so schnell wie möglich wieder hoch zu kommen. Immerhin ist Will nicht die einzige, männliche Person, die ich momentan nicht sehen will und höchstwahrscheinlich unten anwesend sein wird.

Ich fahre mir kurz mit der Bürste durch die Haare und mache mich dann auf den Weg nach unten, wo wie befürchtet auch Jon sitzt. War ja klar. Hat man denn nie seine Ruhe?

Ich wähle demonstrativ einen Platz so weit entfernt von ihm wie möglich und beginne schweigend, mir irgendetwas auf meinen Teller zu schaufeln, ohne irgendjemandem einen Blick zu schenken.

Will beginnt, über seine Ansprüche auf die gemeinsamen Gegenstände aus der Beziehung zu reden und ich schalte auf Durchzug. Ich bin mehr an meinem Rührei interessiert als an diesem Gespräch.

Auf einmal höre ich ein "Und du, Nia?", aus der Richtung meiner Mutter und hebe mit einem überraschten "Hm?", den Kopf.

Sie verdreht die Augen, wie sie es jedes Mal macht, wenn ich etwas mal wieder nicht kapiere. "Ich habe gefragt, wie es bei dir aussieht. Dir müssen die Jungs in deinem Alter ja zu Füßen liegen", meint sie mit einem Augenzwinkern und ich merke, wie ich sofort rot anlaufe.

Emmy schnaubt verächtlich. "Sie? Nein, Mom. Nia wäre überhaupt nicht in der Lage, sich tatsächlich zu binden, sie erfreut sich nur daran, Beziehungen zu zerstören", sagt sie in so einem neutralen Ton, als hätte sie gesagt, dass die Brötchen heute besonders gut sind.

Ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu, aber ich sage nichts. Auch, wenn Will mich jetzt ziemlich seltsam ansieht. "An deiner Stelle würde ich jetzt den Mund halten", murmele ich und bemerke sofort, dass ich kein bisschen glaubwürdig klinge.

"Sonst was?", fragt sie und zieht eine Augenbraue hoch. Ich schweige. Ich weiß es nicht. Was könnte ich schon gegen sie ausrichten?

Sie lacht höhnisch. "Du kannst NICHTS, gegen mich. Was willst du schon machen? Du bist doch nur eine kleine, erbärmliche Jungfrau mit Bindungsängsten."

Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder.

Das sitzt.

Ich stehe auf und sehe in die Runde. Es ist fast das gleiche Bild wie vor ein paar Wochen. Nur, dass Jon dabei ist.

Wütend werfe ich meine Serviette auf den Teller.

Dann stürme ich aus dem Raum.

Genau wie vor ein paar Wochen.

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