Kapitel 51

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"Was?", flüstere ich geschockt. Will... steht auf mich?

Sie sieht zu Boden, dann wieder zu mir. "Er hat es mir vor ein paar Tagen gesagt. Dann ist er jeden Abend weggegangen, damit er seine Sachen wegschaffen kann."

Mir wird so einiges klar. Da ist er hingegangen, wenn er "spazieren geht".

Und außerdem wird mir klar, was ich an dem Tag alles kaputt gemacht habe.

"Emmy, ich...", beginne ich, aber sie unterbricht mich. "Halt einfach die Klappe, Nia! Okay? Sei einfach ruhig! Bevor noch jemand verletzt wird." Dann läuft sie zurück in den Raum.

Ich sinke auf der Treppe zusammen und fange hemmungslos an zu weinen. Ich habe das Leben meiner Schwester zerstört. Weil ich einen auf Nutte machen musste.

"Hey, alles okay?", höre ich eine Stimme und drehe mich um. Es ist Jon.

"Jon, bitte geh einfach weg!", rufe ich und lasse den Kopf zurück in die Hände sinken. Erstens will ich jetzt einfach allein sein, und zweitens will ich nicht, dass er mich so sieht.

Er setzt sich natürlich trotzdem.

"Jon, geh. Jetzt.", wiederhole ich und sehe ihn nichtmal an.

Er schweigt eine Weile. "Hey, komm schon. Du willst doch gar nicht wirklich allein sein. Kann ich... meinen Arm um dich legen?", fragt er unsicher und hebt seinen Arm leicht an.

"Wenn du ihn verlieren willst", erwidere ich und schenke ihm ein sarkastisches Lächeln. Er lässt den Arm wieder sinken.

"Was ist denn passiert?", fragt er, nachdem wir wieder eine Weile geschwiegen haben. Ich sehe ihn genervt an.

"Merkst du nicht, dass ich einfach in Ruhe gelassen werden will?! Ich habe alles ruiniert, einfach alles, und ich brauche einen Moment für mich allein, ist das so schwer zu verstehen? Jetzt geh endlich, da ist die Tür, der Maurer hat da nicht ohne Grund ein Loch gemacht!"

Er seufzt und setzt wieder diesen Hundeblick auf. Verdammt, wie macht er das?

"Okay, okay! Meine Schwester hat sich meinetwegen von Will getrennt. Ich habe ihr Leben zerstört, komplett!", schreie ich.

"Ich weiß nicht, was ich tun soll! Alles um mich herum geht kaputt und...", beginne ich, werde aber von meinen heftigen Schluchzern unterbrochen.

Auf einmal spüre ich, wie sich Jons Arme um mich legen und bin für einen Moment geschockt. Dann lasse ich meinen Tränen einfach in seiner Schulter freien Lauf.

Wir sitzen so eine gefühlte Ewigkeit. Dann lässt er mich wieder los, seine Hände ruhen allerdings noch auf meinen Schultern.

"Hey, alles wird gut. Jetzt hör auf, zu weinen und...", meint er und seine Augen betrachten mein ganzes Gesicht. Er wischt mir eine Träne aus dem Auge, bevor er diese lange betrachtet.

Und kaum einen Moment später spüre ich seine Lippen auf meinen.

Ich bin so überrascht, dass ich geschockt zurückzucke.

Erst jetzt scheint ihm klar zu werden, was er gerade getan hat. "T-Tut mir leid...", stammelt er und lässt mich los.

Warte, hat er das gerade wirklich getan? Alles beginnt sich um mich zu drehen. "Ich... sollte gehen", murmele ich, dann stehe ich auf und renne los. Ich habe keine Ahnung wohin, aber ich muss hier weg.

Und ich höre erst auf zu rennen, als meine Tränen den Weg verschleiern.

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