Kapitel 41

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Abends liege ich in meinem Bett und sehe mir Videos an.

Witzig. Nochmal.

Ich muss unbedingt damit aufhören.

Ich drehe mich um und schalte das Handy aus. In dem Moment klopft es an der Tür.

"Herein!", rufe ich und jemand tritt ein.

"Sofie!", rufe ich überrascht und setze mich auf.

Sie lächelt mich an, aber ich sehe, dass sie es nicht ernst meint. "Hallo, Nia", murmelt sie und setzt sich auf meine Bettkante. "Ähm... hey, Sofie. Was machst du hier?", will ich wissen und sie setzt schon wieder so ein Fake-Lächeln auf.

"Oh, ich wollte dir nur sagen, dass ich das ganze Projekt mit Maren allein fertig gemacht habe. Gern geschehen", meint sie sarkastisch. Ich beiße mir auf die Lippe. Das hatte ich komplett vergessen.

"Sofie, es tut mir...", beginne ich kleinlaut, aber sie lässt mich gar nicht ausreden. "Ach hör auf, du warst doch wirklich beschäftigt!", sagt sie und für einen Moment glaube ich sogar, dass sie es ernst meint. Bis sie hinzufügt: "Man kann eben nicht jeden Tag die Freundinnen anderer Leute ausspannen."

Jetzt werde ich wütend. Immerhin ist Ari meine Freundin. Sie hat sie mir ausgespannt.

"Zum Glück sagst gerade du das", erwidere ich und versuche, ihr sarkastisches Lächeln so echt wie möglich nachzuahmen. "Ari war ja zuerst mit dir befreundet. Oh, Achso, das war ja gar nicht so", fauche ich.

Sie sieht auf ihre Füße. Anscheinend sind ihr die Argumente ausgegangen. Um noch einen letzten Trumpf hinzuzufügen, meine ich: "Ich dachte ich sag's lieber nochmal, mit falschen Tatsachen kennst du dich ja aus."

Sie blitzt mich wütend an. "Du bist so eine Bitch! Ari ist meine Freundin geworden, weil du sie nicht mehr wolltest, und sobald du gesehen hast, dass wir uns gut verstehen, hast du sie dir wieder gekrallt. Du hast doch einfach nur eine Scheißangst, allein zu sein."

Diese Worte treffen mich ins Herz. Nicht, weil Sofie sie gesagt hat, ehrlich, ihre Meinung ist mir ziemlich egal, sondern weil sie einfach stimmen. Und ich habe mich die ganze Zeit geweigert, das zuzugeben.

Sie schaut triumphierend, aber diesen Sieg will ich ihr nicht gönnen und sehe sie mitleidig an. "Aaaw, süß, wie sie denkt, sie hätte Ari tatsächlich etwas bedeutet."

Ihr Blick verändert sich. "Was?"

"Na, du weißt schon. Sie hat mindestens zwei Stunden mit mir darüber gelästert, wie anhänglich du bist. Hast du etwa Angst, allein zu sein?", frage ich.

Eigentlich ist das nicht wahr. Ari hat vielleicht zwei Sätze lang über sie geredet, aber ich will ihr ihren Spruch von eben heimzahlen.

"Das stimmt nicht. Das hat sie nicht gemacht", sagt sie, allerdings klingt es nicht sehr überzeugend. Ich richte mich auf, sodass ich jetzt in voller Größe vor ihr stehe.

Gut, eigentlich ist sie größer als ich. Aber egal.

"Doch, so war es", raune ich ihr ins Ohr. "Glaub mir, sie wollte mich nur eifersüchtig machen. Du hast sie einfach nur genervt. Wie jeden, den du triffst. Du findest den Ausgang selbst."

Sie steht auf. In ihren Augen glitzern Tränen. Sie scheint zu wissen, dass sie verloren hat.

"Ach, übrigens", rufe ich ihr noch hinterher, als sie bereits in der Tür steht. Sie dreht sich um und versucht, sich unauffällig eine Träne wegzuwischen, was ihr allerdings nicht gelingt. Ich schenke ihr noch ein letztes Mal mein sarkastisches Lächeln.

"Nenn sie nie wieder Ari. Nur ihre Freunde nennen sie so."

Dann verlässt sie das Zimmer. Und die Schuldgefühle treten ein.

Ich fühle mich schlecht. Ich weiß genau, wie unsicher sie ist, und trotzdem trampele ich so auf ihren Gefühlen herum.

Ich lege mich zurück ins Bett und ziehe mir die Bettdecke über den Kopf.

Ich bin so ein schlechter Mensch.

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