Kapitel 38

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Ich seufze und stehe auf. Wahrscheinlich ist es nicht einmal wirklich etwas wichtiges. So, wie ich Laina kenne, ist es einfach nur wieder die Entscheidung zwischen zwei Kleidern für den Ball.

Als ich jedoch in Lainas Zimmer komme, sieht sie doch aufgebrachter aus, als ich gedacht hatte und tigert nervös im Zimmer herum. Direkt, als sie mich sieht, kommt sie auf mich zugerannt und schließt die Tür hinter mir ab, damit auch keiner uns belauschen kann.

"Was zur Hölle ist los?", rufe ich und ernte sofort ein wütendes: "Psssst!", von ihr. Ich verdrehe die Augen. "Laina, was ist denn? Sag mir nicht, du hast eine neue Spur in unserem 'Detektivfall'", flüstere ich und setze genervte Anführungszeichen um das Wort "Detektivfall".

Sie nickt allerdings nur todernst.

Ich sehe sie fragend an und sie zieht mich zum Schreibtisch, wo ihr Handy auf einem Stapel Zeichnungen liegt. Sie entsperrt es und öffnet eine Sprachmemo, auf der sofort gedämpfte Geräusche ertönen. Nach ein paar Sekunden erkenne ich, dass es Stimmen sind, nach ein paar weiteren, dass es die von Emmy und Will sind. Ich verstehe sogar einiges.

"Ich kann das einfach nicht mehr! Und ich will es auch nicht  mehr!", höre ich Wills aufgebrachte Stimme, mit der er Emmy gerade anschreit. Es überrascht mich fast, dass er so sehr ausrasten kann. Immerhin habe ich ihn bis jetzt eher als den ruhigen Typ kennengelernt.

"Bitte, Will! Sag ihnen nichts! Sie würden das nicht verstehen!", bittet nun Emmy. Ihre Stimme klingt fast weinerlich und ich frage mich, was zu dem plötzlichen Rollentausch geführt hat.

"Aber wann willst du es ihnen denn sagen? Irgendwann werden sie es merken und Fragen stellen. Und was machst du dann?", ruft er.

Stille tritt im Raum ein, dann redet Emmy weiter.

"Beim Halloweenball. Der ist Freitag. Da werden sie alles erfahren, ich verspreche es dir. Gott, sie werden niemals mit dieser Veränderung klarkommen!", flucht sie, dann bricht die Memo ab.

Ich sehe Laina fragend an. Allerdings nicht deswegen, weil ich nicht weiß, warum sie mir das gezeigt hat, sondern weil ich wissen will, ob sie das Gleiche denkt, wie ich.

"Glaubst du... sie ist schwanger?", flüstere ich und meine Stimme zittert. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen würde. Sie hat recht: Das würde alles verändern.

Laina zuckt mit den Schultern und sieht mich ernst an. "Das müssen wir herausfinden. Wir müssen den ganzen Abend während des Balls ihre Taten überwachen", beschließt sie und ich sehe in ihren Augen, dass sie alles schon genau durchgeplant hat.

Ich seufze allerdings nur. "Laina, ich komme nicht zu dem Ball. Tut mir leid", sage ich und bin selbst sauer, dass ich diese Entscheidung getroffen habe, bevor ich wusste, was dort passiert.

Sie sieht enttäuscht aus. "Aber du musst kommen, Nia! Oder interessiert es dich nicht, was unsere Schwester dort verkünden wird?", fragt sie herausfordernd, und natürlich weiß sie die Antwort schon.

Ich will zu diesem Ball. Aber ich will nicht mit Jon hingehen.

"Aber Mom zwingt mich, mit Jon hinzugehen! Du weißt, dass ich dich lieb hab, Laina, aber das mache ich nicht. Selbst nicht für dich."

Sie verzieht keine Miene. Anscheinend hat sie schon mit dieser Antwort gerechnet. "Das verstehe ich. Aber du weißt, dass du es bereuen würdest, da nicht hinzugehen."

Ich nicke. Ich würde es unglaublich bereuen. Aber würde ich dafür sogar mit Jon zum Ball gehen?

Mir fallen seine Worte von eben wieder ein. "Und wir müssen dann ja auch nichts miteinander machen."

Das klingt perfekt. Ich muss ihn dafür nur noch überreden.

"In Ordnung", flüstere ich. "Ich komme mit."

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