Kapitel 43

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"Warum hast du dich eingentich so schnell überreden lassen?", frage ich Clara lachend, als wir im Auto sitzen.

Sie seufzt und verdreht die Augen. "Deine Mutter macht mich so fertig. Sie hat jetzt schon zum fünften Mal das Gebäck gecancelt, damit ich ein anderes bestelle, und das ist eigentlich nicht mal mein Job! Glaub mir, da ist jede Ablenkung Gold wert."

Ich grinse. Tja, wie gesagt ist meine Mutter ziemlich unerträglich, was Bälle angeht.

"Dann freut es mich, dir helfen zu können", meine ich und sehe lächelnd aus dem Fenster.

Das wird ein Super- Tag.

**

"Ich kann nicht mehr! Wie hältst du das aus?", ruft Clara und lässt sich erschöpft auf eine Bank fallen, dann zieht sie ihre Schuhe aus. "Und außerdem bringen meine Füße mich um!"

Ich runzele die Stirn und sehe auf meine Uhr. "Clara, wir sind seit fünf Minuten hier und du trägst Sneakers. Komm jetzt, da ist der erste Laden."

Sie steht augenverdrehend auf und zuckt die Schultern. "Einen Versuch war es wert."

Wir betreten den ersten Laden und beginnen, uns umzusehen.

"Das ist hübsch!", ruft sie sofort und läuft auf ein hellblaues, schulterfreies Kleid zu, lässt es aber direkt wieder fallen, als sie einen Blick auf das Preisschild wirft. "2.000? Wer kann sich denn so was leisten?", fragt sie geschockt.

Ich kichere und hebe das Kleid vor ihren Füßen auf. "Ich, Süße", sage ich noch, dann hänge ich es zurück. "Das Kleid ist nicht dein Farbton. Außerdem gehen wir auf einen Herbstball, und das geht eher in Richtung Winter. Komm, wir suchen weiter", erkläre ich, dann ziehe ich sie hinter ein paar Weitere Kleiderständer.

**

Nach einer Stunde verlassen wir den Laden erfolglos wieder.

"Können wir jetzt gehen?", jammert sie.  Ich seufze. "Gott, mit dir gehe ich nie wieder shoppen. Komm, da ist der nächste gute Laden!", meine ich und packe ihren Arm, um sie dort hineinzuziehen.

Auf einmal bleibe ich wie angewurzelt stehen. Die zwei Mädchen da vorne sehen exakt aus wie... Nein, das sind sie. Die Mädchen da vorne sind Thess und Joyce.

"Was ist los?", fragt mich Clara und wühlt schon in weiteren Klamottenbergen. "Glaubst du das steht mir...?", murmelt sie, redet allerdings eher mit sich selbst, während ich mich noch immer nicht bewegen kann. Was soll ich jetzt machen?

Zu allem Unglück sehe ich jetzt auch noch, wie Thess sich in meine Richtung dreht. Ich wende mich so schnell wie möglich um und greife das Erste, das ich in die Hand bekomme. "Hey, du solltest das hier anprobieren!", rufe ich und halte es ihr hin.

Clara sieht mich verwirrt an. "Nia, für so ein modebewusstes Mädchen solltest du wissen, dass man nicht im Vorhang der Umkleide zu einer Veranstaltung geht."

Ich werfe einen schnellen Blick darauf und werde fast genauso rot wie dessen Samt. "Oh, äh... kleiner Scherz", murmele ich und drehe mich wieder in die andere Richtung, was sich allerdings als Fehler erweist.

Ich blicke nämlich direkt in Thess' braune Rehaugen.

"Hey, Nia!", ruft sie und ich erschrecke mich fast zu Tode. "Oh, hallo", stammele ich.

"Was machst du hier? Ich dachte, du hast schon ein Kleid", fragt sie und lächelt provokant. Ich weiß genau, dass sie jetzt, egal was ich mache, die Bitch raushängen lässt.

"Ja, aber ich.. Naja, du weißt schon... Man kann ja trotzdem gucken", versuche ich, meine Anwesenheit zu erklären, sehe allerdings, dass sie mir kein Wort glaubt.

"Aha. Und wer ist das?", fragt sie und zeigt auf Clara, die gerade versucht, das unterste Kleid aus einem Stapel zu ziehen und natürlich unter allen Kleidern begraben wird.

"Das ist... äh...", beginne ich und denke fieberhaft nach. Ich will nicht, dass die beiden wissen, dass Clara meine Dienerin ist.

"Das ist Jaqueline", sage ich letztendlich. "Meine Freundin aus.. Frankreich."

'Jaqueline' streckt geistesgegenwärtig ihren Kopf aus dem Klamottenhaufen und lächelt die beiden nervös an. "Bongschur", verkündet sie dann in unglaublich schlechtem Französisch und wendet sich wieder den Kleidern zu.

Thess lächelt mitleidig, dann strahlt sie mich wieder an. "Tja, wenn wir uns hier schon zufällig treffen, können wir ja auch genauso gut zusammen weitergehen", schlägt sie vor und ich nicke schnell, um sie nicht unnötig misstrauisch zu machen, was sie allerdings wahrscheinlich sowieso schon ist.

"Klar, das wäre super. Ähm... Jaqueline? Do you come out of the... äh... Kleiderhaufen by yourself?", frage ich und stelle fest, dass mein Englisch etwa so gut ist wie ihr Französisch.

Sie nickt und boxt sich frei, dann folgen wir den beiden Mädchen durch den Laden.

Gott, wo hab ich mich da bloß reingeritten.

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