Kapitel 54

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Ich schlage die Zimmertür hinter mir zu und werfe mich zurück aufs Bett.

War das nicht klar gewesen? War es nicht absolut sicher, dass so etwas passieren würde, wenn ich mein Zimmer verlasse?

Ich suche mein Handy und beginne, eine Nummer einzutippen. Ich muss jetzt mit jemandem reden, und dieser jemand kann nicht Clara sein.

Clara würde mir einfach nur wieder raten, wieder aufzustehen und weiter zu kämpfen, aber das bringt mir jetzt auch nichts. Ich will nicht mehr kämpfen. Ich kann es einfach nicht mehr.

Ich suche ein paar Sekunden in meinen Kontakten, bis ich endlich die Nummer von Joyce finde und auf das kleine, grüne Telefonzeichen drücke.

"Was gibt's?", meldet sie sich nach dem dritten Klingeln. Im Hintergrund ist das Geräusch von einem schreibenden Stift zu hören.

Für einen Moment zögere ich, es ihr zu sagen. Irgendwie wirkt es erbärmlich, dass ich damit mal wieder nicht selbst fertig werde.

Letztendlich entscheide ich mich allerdings dafür. Am Ende heult sie wieder rum, ich hätte sie nicht eingeweiht. Und mehr Stress brauche ich gerade echt nicht.

"Ähm, hey Joyce... Kannst du rüberkommen? Es geht mir echt scheiße grade und ich dachte...", beginne ich, aber sie unterbricht mich. "Alles klar, bin in zehn Minuten da." Dann legt sie auf.

Grinsend schüttele ich den Kopf und nehme das Handy von Ohr. Typisch Joyce.

**

Wie versprochen steht sie nach zehn Minuten vor der Tür und hat gefühlte Kilos Schokolade und sehr viel gute Laune mitgebracht.

"Hey, Nia! Gute Party, gestern, übrigens! Wo kann ich das abstellen?", fragt sie und hält mir die Schokolade hin. Verwirrt nehme ich ihr die Tafeln ab und werfe sie aufs Bett, während sie sich Mantel und Schuhe auszieht.

Ich schnaube. Manchmal weiß ich echt nicht, ob sie mich nur ablenken will, oder ob sie tatsächlich vergessen hat, worüber wir vor zehn Minuten geredet haben.

Sie wirft ihre Jacke auf den Boden und sieht mich erwartungsvoll an. "Was ist jetzt? Erzählst du es mir?"

Ich nicke und beginne, ihr alles zu erzählen, was gestern Abend und heute morgen passiert ist. Sogar die Teile mit Emmy und Will lasse ich nicht aus. Bei der Stelle, wo ich vor Jon weglaufe, unterbricht sie mich allerdings.

"Ach, deswegen warst du den ganzen Abend weg! Glaub mir, du wurdest überall gesucht! Dutzende Leute wollten noch mit dir reden."

Ich beiße mir auf die Lippe. Das hatte ich in dem Moment natürlich komplett vergessen.

"Waren sie sehr wütend?", frage ich sie kleinlaut, aber sie lacht nur. "Gott, nein. Sie waren nur ein wenig enttäuscht."

Ich seufze. Enttäuscht. Noch schlimmer.

Als ich endlich fertig bin mit meinen Erzählungen, starrt sie mich an.

"Dieses kleine Arschloch."

Ich winke ab. "Joyce, nenn' ihn nicht so. Er wusste nicht, wie viel mir das bedeutet", versuche ich, sie zu beruhigen, was nicht funktioniert.

"Trotzdem! Dir erst Hoffnungen zu machen und dann zu friendzonen? Das geht einfach gar nicht. Ich geh jetzt zu ihm und sag ihm meine Meinung", beschließt sie und steht auf, um auf den Flur zu gehen.

"Nein!", schreie ich, aber sie lässt sich nicht beirren. So schnell es geht, renne ich hinter ihr her und packe sie am Arm.

"Lass das!"

Sie schüttelt wütend meinen Arm ab. "Nein, Nia! Dieser Typ ist ein Arsch und er verdient es, zu sein wissen, wie sehr er dir wehgetan hat."

Ich sehe sie flehend an. "Bitte. Ich will nicht das letzte bisschen kaputt machen, das von und beiden noch übrig ist."

Sie verdreht die Augen. "Du weißt einfach nicht, was gut für dich ist", murmelt sie.

Und dann geht sie zurück ins Zimmer.

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