Kapitel 33

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"Oh, hallo Nia!", begrüßt mich meine Mutter, als ich gemeinsam mit Ari die Eingangshalle betrete. Einerseits regt es mich auf, dass sie anscheinend hier gestanden und auf mich gewartet hat, andererseits könnte im Moment nichts meine Stimmung trüben. "Hey, Mom!", rufe ich laut und umarme sie kurz. Ari wechselt einen verwirrten Blick mit Franques. Es ist wirklich süß, wie gut sie sich mit unseren Angestellten versteht. Besonders mit Franques.

"Ihr könnt noch eine Weile auf dein Zimmer gehen, aber in einer halben Stunde gibt es Essen!", erklärt meine Mutter und ich nicke. "Klar. Komm, Ari", erwidere ich und ziehe sie die Treppe mit hoch. Ich will jetzt ein bisschen mit ihr allein sein und ihr alles erzählen, was sie in den letzten Tagen verpasst hat.

Wir werden uns auf mein Bett und ich beginne, von allem zu berichten. Von Abby, Thess, Joyce, Jesse... Von allem, und sie hört geduldig zu. "Und was ist mit Jon?", fragt sie mich, als ich mit den Erzählungen fertig bin. Ich beiße mir auf die Lippe. Ihn hatte ich absichtlich aus den Erzählungen ausgelassen. Ich weiß einfach nicht, was ich von ihm erzählen soll. Ich weiß ja nicht mal, wie ich momentan zu ihm stehe.

Die Entscheidung wird mir allerdings abgenommen, denn plötzlich öffnet sich die Tür und Jon steckt den Kopf ins Zimmer. "Nia, ich... Oh, du hast Besuch. Ich komme einfach später wieder", murmelt er und schließt die Tür wieder.

Okay, wahrscheinlich war es nicht die beste Idee, nichts zu erzählen. Immerhin ist das so ziemlich das wichtigste, und es könnte sie wütend machen, dass ich ihr noch nichts davon erzählt habe.

Als ich ihr allerdings einen unsicheren Blick zuwerfe, starrt sie immer noch mit offenem Mund auf die Tür. "War das grade..", stammelt sie und zeigt auf die Tür. Ich nicke. "Ja, er wohnt über die Ferien bei uns", erkläre ich kleinlaut und erwarte auch schon sofort eine Standpauke von ihr.

Sie sieht mich allerdings nur überrascht an und bekommt diesen seltsamen, glitzernden Blick in den Augen. "Erzähl mir alles."

**
Das Glöckchen in meinem Zimmer klingelt zum Essen und ich bin noch nicht einmal bei der Hälfte meiner Erzählung. Es gibt einfach zu viel, viel mehr als ich gedacht hätte. Sie zieht mich vom Bett hoch. "Komm, wir müssen essen, ich hab mega Hunger!", lacht sie und zerrt mich zur Tür. Widerwillig folge ich ihr und gehe mit ihr zum Speisesaal, wo meine ganze Familie eigentlich schon versammelt ist, zusätzlich Will und Jon.

Ich überlasse Ari den Platz neben Jon und setze mich neben sie. Obwohl Jon nett ist bin ich zu so viel Nähe noch nicht bereit. Ich weiß, das klingt kindisch, aber wie würdet ihr euch in meiner Situation fühlen?

Ich mache es mir auf meinem Sitz bequem und versuche, die Verschiedenen Messer und Gabeln zu koordinieren, während von unseren Kellnern zwei große Formen Lasagne aufgetischt werden.

Ich beginne, leise zu essen, während meine Eltern Emmy und Will weiterhin nach ihrer Hochzeit ausfragen. Diesmal ist Emmy allerdings ziemlich unsicher, als sie beginnt, die Einzelheiten der Tischdekoration in allen Einzelheiten zu erklären, und sogar Will steht der Schweiß auf die Stirn geschrieben. Was ist da bloß los?

Ich werfe Ari einen besorgten Blick zu, sie scheint allerdings nichts bemerkt zu haben und isst weiter ihre Lasagne. "Das Essen schmeckt mal wieder super, Martha", lobt sie, als die Köchin an den Tisch kommt um nach dem Rechten zu sehen. Marthas Augen weiten sich und sie scheint überglücklich zu sein, dass meine Freundin endlich mal wieder zu uns kommt.

Bin ich ja auch. Ich habe das Gefühl, jeder in diesem Haus hat sie vermisst. Wenn auch nicht annähernd so sehr wie ich.

**

Wir gehen zurück auf mein Zimmer und ich erzähle ihr den Rest meiner Geschichte. "Wow. Das ist heftig", antwortet sie, als ich fertig bin. "Ja, ist es", seufze ich. "Und ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll."

Sie nimmt mich in den Arm und ein paar Minuten liegen wir schweigend da. Auf einmal bekomme ich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Sie ist jetzt schon fast zwei Stunden hier und seitdem haben wir nur über mich geredet. Haben wir uns nicht eigentlich nur versöhnt, weil ich versprochen habe, das es auch mal um sie geht?

Ich befreie mich aus ihrem Griff und sehe ihr in die Augen. "Aber jetzt erzähl du mal. Was ist mit deiner Mutter?"

Sie sieht zu Boden und bekommt wieder diesen traurigen Blick. "Das ist eine lange Geschichte. Und wenn du sie hören willst, musst du damit rechnen, dass ich vielleicht wieder anfangen könnte zu weinen."

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