Kapitel 78

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Ich sehe, wie erwartungsvoll sein Blick auf mir ruht und beiße mir auf die Lippe. Vor einigen Tagen wäre das alles gewesen, was ich hätte hören wollen. Ich wäre mit Jon zu dieser Show gegangen, hätte die Reise meines Lebens erlebt und mich mit jedem Tag ein bisschen mehr in ihn verliebt.

Aber heute ist es nicht das Gleiche. Heute schmerzt jeder Blick, den ich ihm verstohlen zuwerfe, wenn ich denke, er sieht es nicht. Vor ein paar Tagen war ich die einzige. Und jetzt ist da Thess.

Ich wende meinen Blick von dem gut aussehenden Moderator ab und lasse ihn durch den Raum schweifen, zu diesem Pärchen, das aussieht, als wäre es ohne mich viel besser dran.

Und so ist es.

Es ist egal, ob Thess eine Schlampe ist, solange sie Jon glücklich macht. Und es ist auch egal, ob Jon ein Arsch ist, denn er wird mir immer wichtig sein.

Also wende ich mich wieder um und sehe Ole Morrison tief in die Augen. "Es tut mir leid", setze ich an und jedes Wort davon tut weh. Denn mit jedem Wort davon stoße ich mich weiter von diesem Traum ab.

"Es tut mir leid, aber ich kann das nicht. Sie werden sich jemand anders für diese Show suchen müssen", sage ich und versuche dabei, nicht anzufangen, zu heulen.

Er sieht mich überrascht und ungläubig an. Anscheinend hat er nicht mit einer Abfuhr gerechnet. Wahrscheinlich rechnet so jemand wie er niemals mit einer Abfuhr, weil jemand wie er niemals eine bekommt. Weil es der Traum jedes Mädchens von dieser Insel ist, in seine Show zu kommen. Und ich hab meine Chance vertan.

Er lacht nervös und streicht sich durch die Haare. "Meinst du das ernst?", will er wissen und scheint tatsächlich immer noch daran zu zweifeln, dass das tatsächlich meine Meinung ist. Aber ich nicke nur. Ich kann und werde meine Meinung nicht ändern.

"O...Okay, na dann...", murmelt er und klingt enttäuscht. "Falls du es dir aus irgendeinem Grund anders überlegen solltest, hier ist meine Karte. Du kannst mich jederzeit erreichen und egal wen ich statt euch wählen sollte, seid versichert dass ich sie jederzeit für euch rauswerfen würde."

Er kramt in seiner Tasche und zieht eine zerknitterte, babyblaue Karte heraus, auf dem er in einer beinahe lächerlichen Showmaster-Pose zu sehen ist und drückt sie mir in die Hand. Ich nicke nur erneut. Ich kann jetzt nicht mit ihm reden. Ich würde es nicht verkraften, mir jetzt auch noch klar zu machen, dass alles bei mir gerade kaputt geht.

**

Schweigend fahre ich nach Hause, Jon sitzt neben mir in der Limousine. Die ganze Woche hat er während den Fahrten nichts gesagt und ich hoffe, dass es so bleibt.

Aber das tut es natürlich nicht.

"Hey, wenn du über die Sache neulich reden willst...", setzt er an, aber ich lasse ihn nicht ausreden. Ich will mir das nicht anhören. Ich will jetzt nicht hören, dass er das alles einfach nur aus Mitleid macht.

Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn feindselig an. "Halt einfach die Klappe, okay?", fauche ich. Dann sehe ich weg.

Denn ich will nicht, dass er sieht, dass mir schon wieder die Tränen kommen.

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