Kapitel 60

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Die ganze nächste Woche verläuft ziemlich eintönig: Durchgehend gefüllt mit Proben für den Auftritt.

Es klappt gut, mit Jon zu trainieren, und nach und nach arbeitet sich eine Choreo aus, die sich echt sehen lassen kann.

Gerade stehen wir in den Tanzsaal, bei dem es Emmy doch tatsächlich geschafft hat, ihn uns immer nach einer Stunde abzunehmen und üben unsere Choreo.

Ich glaube langsam tatsächlich, dass sie einfach nur eifersüchtig ist und mir das Leben so gut wie möglich vermiesen will. Und ganz ehrlich, ich hab mich wirklich tausendmal bei ihr entschuldigt.

Die letzten Töne verklingen und wir lassen erschöpft unsere Arme aus der Endpose sinken. "Perfekt!", ruft er, als die Musik anhält und es wieder still geworden ist. Ich gebe ihm ein High-Five und mache mich auf den Weg zu meiner Trinkflasche, um mich ein wenig auszuruhen.

"Wahnsinn", meint er, als er neben mir ankommt und sich ebenfalls seine Flasche nimmt. "Ich hätte nie gedacht, dass wir mal so gut sein könnten."

Ich schenke ihm einen Blick von der Seite und lächele ihn an. "Ja, stimmt. Gehen wir das ganze noch einmal durch?"

Er sieht mich entschuldigend an. "Tut mir leid, aber ich sollte wohl besser meine Sachen packen. Mann, diese zwei Wochen sind echt im Flug vergangen", seufzt er.

Ich beiße mir auf die Lippe. Ich hatte komplett vergessen, dass er nicht ewig hier bleiben würde. Aber ich lasse mir nichts von meiner Enttäuschung anmerken. Ansonsten könnte er noch glauben, ich wollte etwas von ihm.

Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass wir nur Freunde sind. Es ist ja immerhin besser so, und bis jetzt hat es auch prima funktioniert. Obwohl unser Tanz wohl auf etwas anderes deuten lässt.

Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander, dann steht er auf. "Ich sollte jetzt...", meint er und zeigt entschuldigend auf die Tür. Ich nicke schnell und sehe zu Boden. "Ja, du solltest gehen. Koffer packen sich nicht von allein!", sage ich und versuche dabei, mein Lachen am Ende möglichst glaubhaft wirken zu lassen.

Er lächelt schwach, dann verlässt er den Raum. Und ich bleibe allein zurück.

**

Ich sitze noch gefühlte Stunden einfach nur da und denke nach. Darüber, wie sehr ich es am Anfang gehasst habe, dass er hier wohnt, und wie ich innerhalb einer Woche gelernt habe, ihm zu verzeihen. Ich lächele und muss fast den Kopf schütteln über mich selbst. Im Endeffekt ist es doch total anders gekommen, als erwartet.

Langsam bewege ich mich von meinem Sitz hoch und mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich sollte dringend duschen und mir andere Klamotten anziehen.

Als ich an meinem Zimmer ankomme, halte ich noch kurz inne. Aus Jons Zimmer kommen laute Geräusche, als würde er sich mit jemandem streiten.

Einen Moment lang stelle ich mich an die Tür und versuche, irgendwelche Gesprächsfetzen zu erhaschen.

"Was? Das kannst du nicht machen!"

"Nein, das werde ich nicht tun. Du weißt genau, wie dieses... Ja klar. Sie ist total nett und wir können toll in einem Zimmer schlafen. Ganz sicher, Dad."

"Ich... Weißt du was? Das muss ich mir hier nicht anhören. Wir sehen uns, wenn ich ankomme."

Im nächsten Moment wird es still. Ich seufze und überlege, ob ich eintreten soll, entscheide mich dann aber dagegen. Dann würde es ja wirken, als hätte ich gelauscht! Okay, auch, wenn ich das getan habe.

Ich will gerade wieder leise wegschleichen, als ich seine Stimme von innen höre. "Komm ruhig rein, Nia."

Verdammt. Er hat's gemerkt.

Zerknirscht öffne ich die Tür und trete ein. Mein Kopf ist knallrot.

"Alles... okay bei dir?", frage ich so beiläufig wie möglich, als hätte ich gerade nicht beim Gespräch zugehört.

Er seufzt und legt seine Hände über die Augen. Dann sieht er mich direkt an.

"Ich glaube, ich hab ein ziemliches Problem."

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