Kapitel 84

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"Ich kann nicht glauben, dass es schon Sonntag ist", meine ich und höre selbst die Traurigkeit aus meiner Stimme heraus, während wir auf dem Weg nach unten sind. "Ich hatte gehofft, dass uns wenigstens noch ein paar schöne Tage bleiben, bevor du zurück in dein Schloss musst."

Er zuckt nur entschuldigend mit den Schultern und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. "Ja, du hast recht. Aber hey, so freuen wir uns umso mehr, wenn wir uns das nächste mal sehen, oder?", fragt er augenzwinkernd und ich muss lächeln. Wie sollte ich auch nicht? Momentan bin ich der glücklichste Mensch auf Erden.

Wir gehen zusammen zum Haupttor, wo bereits sein Wagen steht, um ihn zurück zu seinem Schloss zu bringen. Weg von Memaida, und weg von mir.

Wir kommen der riesigen Tür immer näher, während ich krampfhaft versuche, etwas zu finden, was ihn noch ein wenig länger hier hält.

"Hey", meine ich endlich und greife ihn am Arm. "Wollen wir nicht noch einmal durchs Schloss laufen? Ein letztes Mal", frage ich flehend und nach kurzem Überlegen willigt er ein.

"Meinetwegen. Aber danach sollte ich wirklich los."

**

Langsam streifen wir durch die Gänge und ich versuche immer wieder, meinen Gang zu drosseln, um ihn wenigstens noch ein paar Minuten hier zu halten. Das ist alles, was ich im Moment will.

Wir schlagen den Weg zur Bibliothek ein und lassen uns dort in den Sesseln nieder.

"Das war immer mein liebster Platz im Haus, weißt du?", fragt er und sieht sich die vielen Bücher an, die fast aus den Regalen platzen.

"Ach?", frage ich, und versuche, interessiert zu klingen, obwohl ich eigentlich ziemlich wütend bin, dass er den Platz bei den Rosen nicht genannt hat.

"Ja", meint er und steht auf, um zu den Büchern hinüberzugehen. Meinen pampigen Unterton scheint er nicht bemerkt zu haben.

Mit den Augen geht er die Reihen von Büchern durch und bleibt schließlich an einer Reihe hängen, in der ungefähr zwanzig Bücher derselben Farbe stehen.

Eins davon zieht er heraus und beginnt zu lesen. "Hey, das ist das Tagebuch deiner Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter!", meint er und blättert begeistert durch die Seiten. "Es ist so toll, etwas zu finden, das noch von der Gründung der Insel übrig geblieben ist."

Ich nicke und starre ins Leere. "Ja, Julia von Bachern...", meine ich gendankenversunken. "Sie muss eine wunderbare Frau gewesen sein."

Er blättert durch die Seiten und bleibt schlussendlich bei einer Seite stehen, um sich ein paar Zeilen durchzulesen.

"Hey, sie hat etwas über die sieben Gründerfamilien geschrieben! Hier ist deine Familie, und meine...", beginnt er, aber auf einmal stockt er.

Seine Augen weiten sich und aus seiner Kehle fährt ein entsetztes: "Oh mein Gott!"

"Was?", will ich wissen und versuche, über seine Schulter ins Buch zu sehen, aber es gelingt mir nicht.

"Nia", flüstert er und sieht mich entgeistert an.

"Was hier in diesem Buch steht, könnte dein Leben für immer verändern."

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